Dutch Metal Fest

Oberhausen, Resonanzwerk, 08.07.2023


Einen Tross dieser niederländischen Bands kann man des Öfteren mal sehen, zum Bleistift auf dem Heavy Holland, oder wie wir zuletzt in Belgien, nämlich auf dem All-Star-Fest. Auch wenn es dort nur einen Tag lang für uns relevante Bands gab, schön mit Vertretern der NWoBHM vermischt, mussten wir natürlich da hin. Fast so wie heute, wo wir trotz widriger Umstände ebenfalls einfach hin mussten. Erstmal sind wir noch leicht lädiert, weil wir gestern in Lünen bei Owerstolz waren, und dann war es heute noch wegen der noch heißeren Witterung nicht unbedingt das Klügste, in einer Halle ein eh schon hitziges Festival zu besuchen. Aber nützt ja nix. Angekommen sind wir, als der Opener Together schon fast fertig war. Bei großer Hallendachhitze wurde zwar gut gelüftet, aber trotzdem schon mit sehr greller LED-Beleuchtung gearbeitet, dass der Beamer das Bandlogo von den 1978 gegründeten Rockern kaum erkennbar hell bekommt. Dementsprechend sind auch kaum Leute da, weil viele wahrscheinlich eher an den See baden gegangen sind. Auf der Bühne stehen ein paar alte Haudegen, ein Fünfer mit zwei Gitarren (einer besonders auffällig grünen) und einem Keyboarder. Sicher auch wetterbedingt kommt es bei den garantiert nicht zu schnellen Hardrockgroovern zu so wenig Bewegung, auf und vor der Bühne.


Ab jetzt kriegen wir Metal mit mehr Tempo auf die Mütze. Black Knight haben wir zuletzt 2021 auf dem Heavy Metal Maniacs Festival in Amstelveen gesehen. Damals noch mit beiden Sängern, dem alten mit dem Namen David und dem neuen namens Patrick. Heute singt natürlich Patrick, der sich einen senkrechten Strich ins Gesicht gemalt hat, warum auch immer. Stimmgewaltig ist er, aber die nötige Feinabstimmung fehlt noch. Dem Fünfer mit zwei Gitarristen in den zweiundvierzig Minuten zuzusehen, macht schon Freude. Den Temperaturen angepasst, spielt ihr Basser in Badelatschen. Das würde mit einem Fuß auf der Monitorbox schon sportlich aussehen, haha.


Was früher Vortex hieß, ist jetzt Metalbats, aus gleichem Grund wie bei Riot V wurde mal kurz der Name geändert. Die Jungs haben offensichtlich richtig Bock und legen eine muntere Performance hin. Wir sehen reichlich Seitenwechsel und unstatisches Gepose, was zur Folge hat, dass im Publikum auch mehr Bewegung entsteht. Alte Kracher wie das rhythmische „Full Moon“ gehen natürlich, da muss man nicht viel Gezappel fordern. Beim letzten Stück, dem erwarteten Klassiker „Open The Gate“, wird der Chorus dann von ganz alleine mitgebrüllt. Die Band wirft Plektren und verabschiedet sich.


Am meisten haben wir uns heute auf Sad Iron gefreut. Auf dem Heavy Metal Maniacs Festival kennengelernt, konnten wir sie bislang aber noch nicht live erwischen. Gitarrist Bernard, einziges verbliebendes Originalmitglied, hat optisch was von Wolf Hoffmann, geht aber wesentlich speedliebender zur Sache. Der Oberalarm wird nun mit nur einer Flying-V hinbekommen, somit fegen Sad Iron mit ordentlich Tempo durch die Halle und kriegen schon mit dem Opener „The Deal (Story Of Miss Betty)“ so einige Arme hoch. Die komplett in Schwarz gekleideten Hoorner geben die Speedfräse und dreschen gerne mal von Song zu Song ohne Ansagen durch, das neue „Metal Cathedral“ wird allerdings angesagt. Noch einen drauf setzt der Oberspeedklopper „Live Like A Rat“, und spätestens jetzt zappelt auch der letzte Stillsteher in der Halle mit. Wir erleben grad die härteste und schnellste Band des Abends, für uns das absolute Highlight! Ein dreiviertelstündiger Abriss! Zum Glück haben wir kurz vor Schluss schon am Merch zugeschlagen, weil nach der Dreiviertelstunde hatten mehrere die Idee. Hoffentlich sehen wir die Jungs bald wieder live!


Auch Jurassic Park haben wir auf dem Festival der Heavy Metal Maniacs schon einmal live gesehen. Mister John wird als most craziest Singer in Holland angekündigt, und nach einem langen Intro spult er schon alle Posen ab. Das mitgrölbare „Rock Fever“ kann schon einige Gäste packen und in seiner selbst ernannten Bruce Dickinson Manier fordert er mit einem zünftigen „Scream For Me Deutschland“ Reaktionen mit geschwenkter Deutschlandfahne. Im Programm haben die in helleren Farben Gekleideten sogar eine Art Weihnachtslied, bei dem die LED in der Plexiglasgitarre alle Farben durchwechseln. Zum Abschließer „Kick Ass“ kommt wieder seine Handdampfkanone zum Einsatz, und die schießt er ab, dass die Lampen unter der Decke wackeln. Das war eine Show mit sehr straightem und gebügeltem Hardrock, aber alle fünfundvierzig Minuten mit Druck!


Das ist gar nicht so weit weg, dass kurz vor dem Auftritt von Burning das gleichnamige Stück von Accept abgespielt wird; es liegt quasi auf der Hand. Shouter Hugo Koch kennen wir noch als Veranstalter vom Very ‚Eavy Festival, tritt aber jetzt als Frontmann auf, und zwar schön im Shirt von Venom. Dafür trägt der Drummer keins, haha. Und los geht es in ähnlicher Manier wie die Solinger damals, dabei existieren Burning erst seit gut zehn Jahren. Ihr straight gerifftes Material animiert zumindest zum Mitwippen. Hugo ist stimmlich leicht angeschlagen und bittet deswegen auch deutlich darum, die Maschinen keinen Nebel spucken zu lassen. Für den Set genügt seine Stimme jedoch noch, ohne dass wir uns beschweren müssten. Etwas Abwechslung bietet das Orgelintro zu „Black Pope“, dem Opener der aktuellen Scheibe „Scourge Of Humanity“, und dass zum Schluss ein grünhaariges Monster mit Kettensäge auf die Bühne kommt, ein Lookalike von Iron Maidens Eddie, der mit den Gitarren post, bis Burning die Bühne verlassen.


Auf dem All-Star-Fest 2022 in Belgien spielten Highway Chile nach Billingumstellungen wegen Bandabsagen am dritten Tag als erstes. Jetzt hier in Oberhausen haben sie den Slot des Co-Headliners, und wir dürfen etwas erwarten. Shouter Stan trägt wieder sein schwarz-weißes Hemd und ebenfalls nicht einfarbig sagt er die bunte Mischung aus alten, neuen und Helloise-Songs an. „Wasted Years“ zum Bleistift ist ein neuer Song und kein Cover von Maiden, der ziemlich gut ankommt und wie bei an sich der ganzen Setlist unheimlich viel Groove, sowie unheimlich viel Mitgewippe erzeugt. Offensichtlich haben die noch Verbliebenen mächtig Spaß. Morgen sollen übrigens die Aufnahmen zum neuen Album starten. Dazu hat man es wohl eilig, denn letztes Stück war ein zünftiges „Headbangers“ und Tschüss. Das wars, aber immerhin nach einer Stunde.


Vor gut durchgerocktem Publikum begeben sich nun Picture auf die Bühne, die finale Band des Festivals. Jetzt werden wir etwas auf unsere Heavy Metal Ears kriegen! Unvergessen ist ihre Klasseperformance auf dem Der Detze Rockt Festival 2017, und eine ähnlich amtliche Kante erleben wir auch heute mit „Message From Hell“ von „Diamond Dreamer“ Album und dem natürlich sofort zündenden „Eternal Dark“. Die Ansagen werden in Englisch und Deutsch gesprochen, und kein Holländisch, was heute irgendwie hier viele Gäste gesprochen haben. Komisch, haha! Mit der Zeit ist der Ablauf etwas im Verzug, dass „Heavy Metal Ears“ erst kurz nach Mitternacht dran ist. Egal, denn noch gut vierzig Nasen feiern mächtig ab, auch das Solo mit der Zakk Wylde Gitarre. Nach dieser Lektion Hollandmetal haben wir uns ein anständiges Bier verdient. In der Halle gab es meist „bloß“ Stauder, aber wir haben zum Glück noch eiskaltes Brand Pilsener im Kühli. Damit löscht man selbigen …

Autor & Pics: Joxe Schaefer