Dying Victims Attack

Essen, Don’t Panic, 14.04.2023


Wir finden uns auf dem ersten Dying Victims Attack ein. Natürlich tun wir das, schließlich tischt das erste Labelfest adäquat auf, wie man es erwarten durfte. Wir sind trotz Bahnverspätung doch noch pünktlich, zumal mit dem Hammerbilling locker eine halbe Stunde später begonnen wird. Die undankbare Rolle des Openers fällt auf die polnischen Black Thrasher von Gallower. Nach dem kurzen Intro knallt uns der Dreier das volle Brett vor den Latz. Beide Fronter wechseln häufig ihre Positionen und pfeffern uns mit einheitlich weißen Klampfen ihr Riffgeboller in die Fresse. Dazu brüllt sich Shouter und Basser Tzar die Seele raus. Das ergibt vor der Bühne Banger von Anfang an, laute Gallower Sprechchöre und erste Crowdsurfer. Watt ne Walze, hier geht von der ersten Sekunde an voll die Post ab. Ganz anders noch auf dem Konzert gestern, wo Heathen, Exhorder und Overkill amtlich ablieferten, das Publikum der Zeche Bochum aber einen Stock im Arsch hatte. Zum Schluss wurde noch zu Ehren von Chris Witchhunter „Blasphemer“ gezockt, wozu sich Tzar die rote Sodom Maske überzog. Was soll jetzt noch kommen? Die Gallower Rufe werden immer lauter, aber es folgen nach den vierzig Minuten leider keine weitere Zugaben. (Joxe Schaefer).


Als nächstes freuen wir uns auf Eisenhand aus Linz. Sie tragen voll die Siebziger Optik, mit Oberhemden wie aus dem Second-Hand Shop, fahren aber akustisch das volle Metalbrett mit altem Punch und Drive. Der Mix der Gründerzeit zündet nach dem Auftritt von Gallower zuvor überraschend gut, weil die Fans mit Fistraising und Gesängen voll dabei sind. Melodische Slowparts erinnern an die Siebziger, die Gitarristen haben sich aber auch schon mal die Achtziger auf Lunge genommen. Der linke von ihnen lässt sein Instrument Funken sprühen, wonach die ganze Hütte nach Schwefel riecht. Egal, hier im Pott kennt man das noch. Ihr Sänger mit dem Pseudonym Iron Herv spielt und post immer wieder mit dem Feuer, mal mit einem Feuerhandschuh oder mit Fackeln. Die Österreicher könnten demnach passenderweise auch Feuerhand heißen. Die Reaktionen im Pulk gehen so weit, dass sich in den schnellen Phasen immer wieder Circle Pits bilden, dass man bei dieser Dreiviertelstunde schon von so etwas wie Abriss sprechen kann. (Joxe Schaefer).


Als dritte Band am heutigen Abend gehen die Süditaliener von Bunker 66 auf die Bühne. Wer die Band schon etwas länger verfolgt, stellt fest, dass da am Bass und Gesang ein neues Gesicht zu sehen ist. Während auf dem letzten Album „Beyond The Help Of Prayers“ zwar noch der alte Sänger zu hören ist, tut das der Show absolut keinen Abbruch, das kann man schon mal vorweg nehmen. Das Don’t Panic ist ja schon seit der ersten Band gut gefüllt und bleibt es auch bei Bunker 66. Nach kurzem Intro geht es auch gleich mit dem Opener vom letzten Album „The Lair Of The Profaner“ los und es hagelt die ersten Bierschauer. Immer wieder erstaunlich wie Bunker mit nur drei Mann so viel Energie auf die Bühne bringen. Vom aktuellen Album sind dann noch die Kracher „The Rite Of The Goat“ und später im Set „The Blackest Of Omens“ dabei, was sicherlich auch mit die stärksten Songs von dem Album sind, wenn man das überhaupt sagen kann. Vom aktuell ausverkauften „Chained Down In Dirt“ Album sind die fetten Knaller „Taken Under The Spell“ und das darauffolgende „Her Claws Of Death“ im Set. Von der „Out Of The Bunker“-EP ist der „Metal Redentor“ dabei und vom „Infernö Interceptörs“ der „Storm Of The Usurper“. Sehr schön zu sehen also, dass Bunker 66 sich eine kleine Reise durch ihre Veröffentlichungen vornehmen, wozu ich gerne mitkomme. Auch wenn es nicht leicht war, nach Gallower und Eisenhand noch einen draufzulegen, schaffen Bunker 66 das heute. Bombenauftritt, bei dem alles passt: Roher Black/Thrash/Rock ‚n‘ Roll Metal oder wie man es beschreiben soll. Genau mein Ding. Weiter so! (Janosch Besen).


Es hört an diesem Wochenende nicht auf: Jetzt kommen auch noch Iron Curtain aus Spanien an die Reihe. Es bleibt also keine Zeit zum Luftholen. Die Spanier sind ja schon seit etwa zwei Jahren mit einem neuen festen Gitarristen unterwegs, der von Style und Spirit absolut super zur Band passt. Mit Spirit geht’s auch gleich fulminant los, denn das Set wird mit dem Titeltrack des zweiten Albums „Jaguar Spirit“ eröffnet. Nachdem dem angesprochenen Gitarristen bei seiner Deutschland Premiere auf dem Detze letztes Jahr leider eine Saite gerissen war, läuft die Show heute umso flüssiger. Das freut mich besonders für ihn und natürlich der ganzen Band. Bevor es mit „Satans Race“ von der Jaguar Scheibe weitergeht, gibt es mit „Stormbound“ und „Outlaw“ zwei Stücke von neueren Alben „Danger Zone“ und „Guilty As Charged“. Fehlt also nur noch was von „Road To Hell“ und alle Zwölfzöller sind abgearbeitet. Aber zuerst gibt’s eine kleine Überraschung: der kürzlich vorveröffentlichte Track vom neuen Album und brandaktueller EP „Metal Gladiator“ wird uns um die Ohren gehauen. Dann ist es so weit: „Black Fist“ ertönt und es gibt unter den Maniacs kein Halten mehr. Die beiden ersten Alben von Iron Curtain sind ohne Frage jetzt schon Meilensteine und Pflicht in jedem Plattenregal! Ein Cover von einer lauten, harten, starken und schnellen Band gibt es noch obendrauf, bevor die Party mit dem Oberhit „Scream & Shout“ zu Ende geht. Die Murcianer sind einfach immer wieder Gold wert. Top Spielfreude, super Songs und durch ihre grenzenlose Sympathie immer wieder eine Freude. The Rangers Attack at Dying Victims Attack! (Janosch Besen).


Dass man der Zeit der Running Order immer noch zurück hängt, interessiert heute wohl keinen mehr. Denn alle warten auf den krönenden Abschluss des heutigen Tages. Diesen Schlusspunkt setzen die Lokalmatadore Iron Kobra aus Gelsenkirchen. Die Jungs sind immer ein Garant für eine starke Show und so ballert der Vierer direkt nach der Ansage von Iron Curtain Fronter Mike auch direkt mit „Dungeon Master“ los. Das kleine Don’t Panic scheint förmlich zu brennen. Die Menge kennt kein Halten mehr und die Matten kreisen. Kein Wunder bei Gassenhauern wie „Metal Rebel“ oder dem auch mal falsch verstandenen „Wut Im Bauch“. Weiter geht die Metal Show mit „Kerker & Drachen“, „Black Magic Spells“ und „Vanguard Of Doom“. Das macht einfach nur Laune und Fronter Ela und seine Mannen haben sichtlich Spaß. Zu „Malicious Magician“, dem aktuellen Song der Split-Single mit Atom Smasher, legt er gar seine Klampfe zur Seite und holt sich Verstärkung in Form von Vulture Saitenhexer Stefan. Dieser zockt dann auch noch das finale und lang erwartete „Heavy Metal Generation“. Unter mächtig Applaus verlassen die Jungs kurz die Bühne, um dann zur Zugabe noch „Speedbiker“ in die Menge zu feuern. Damit ist aber immer noch nicht Schluss, denn mit „Total Maniac“ huldigen Iron Kobra dem 2021 verstorbenen Warhammer Fronter Volker Frerich und setzen damit einen emotionalen Schlusspunkt unter ihre Setlist. Was soll man da noch sagen? Das Quartett lässt keine Wünsche offen und wohl jeder hier hätte noch Bock auf eine oder zwei weitere Stunden Iron Kobra. Was für ein grandioser Abschluss eines fantastischen ersten Tages. (Tino Sternagel-Petersen).

Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Janosch Besen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer