EMERALD – restless souls

Im Zusammenhang mit Heavy Metal verbindet man die Schweiz primär mit den avantgardistischen Hellhammer/Celtic Frost, Messiah oder Poltergeist und den Hardrockgrößen Krokus und Gotthard. In den letzten Jahren hat sich eine zwar kleine, dafür feine traditionelle Undergroundszene entwickelt, in der Emerald klar eine Führungsposition einnehmen. Die Band um die Brüder Thomas (Keyboard) und Michael Vaucher (Gitarren) ist bereits seit 1995 aktiv und hat – trotz diverser Line-up Wechseln, vor allem hinter dem Mikrophon – stetig gute Alben veröffentlicht. Mit Sänger Marcel „Mace“ Hablützel scheint man nun eine stabile Konstellation gefunden zu haben, was sich auch merklich positiv auf die Qualität der Musik auswirkt. Dem tollen „Reckoning Day“ (2017) lassen die Westschweizer mit „Restless Souls“ einen echten Kracher folgen. Bereits das geniale Artwork macht mächtig Appetit auf Musik aus dem Hause Emerald. Startet das Album mit „Freakshow“ anfangs noch etwas gemächlich mit Akustikgitarren, legt man bald ein paar Schippen oben drauf und steigert das Tempo kontinuierlich. Spätestens bei „The Wicke Force“ zur Albummitte packt man amtlich die Speedkeule aus. Gitarrentechnisch erinnern die neuen Tracks teils an die Glanzzeiten eines Kai Hansen, was bei Leibe keine schlechte Referenz darstellt. Gelegentlich schimmern auch Angra oder Heavens Gate durch. Dass Emerald aber keine bloße Kopie bekannter Generegrößen sind, beweisen sie immer wieder eindrucksvoll, und so nimmt beispielsweise das speedige „Heavens Fall Down“ im zweiten Teil des Songs eine unerwartete Wendung, was dem Song Eigenständigkeit und Spannung verleiht. Generell bewegen sich alle elf Tracks (die CD Version beinhaltet gegenüber der LP einen super Bonustrack namens „Revenge“) des knapp einstündigen Werkes auf dem gleich hohen musikalischen Niveau. Selbst dem vom Keyboard getragenen „Cad Goddeau“ kann ich etwas Positives abgewinnen, obwohl ich generell kein Freund von Keyboardelementen im Metalbereich bin. Bis auf diesen einen Track bleibt das Tasteninstrument jedoch dezent im Hintergrund und die Klampfen haben Vorherrschaft. Gut so! Sänger Mace ist sicherlich kein Harry Conklin, veredelt die durchweg guten Songs jedoch mit seiner charakteristischen Stimme, und vor allem beim etwas priestmäßigen Anfang von „Heavens Fall Down“ zeigt er eindrücklich was er drauf hat. Das Album wurde von V.O. Pulver (Poltergeist, Gurd, Pulver) knackig und zeitgemäß produziert und die teils sehr melodiösen Songs knallen sehr druckvoll aus den Boxen. Ich habe seit längerer Zeit kein derart überzeugendes Melodic Metalalbum mehr gehört!

Wertung: 8,5/10
Autor: Steph Bachmann