ENGULFED, CARNAL TOMB
Essen, Don’t Panic, 15.10.2024
Das ist an sich eine ziemlich gute Idee, sich im Don’t Panic an einem Mittwochabend mit amtlichem Death Metal die Ohren durchpusten zu lassen. Und damit die Sache rund wird, haben wir auch gleich den großen Turn hingelegt und waren vorher zu Tisch. Das allerdings hatte zur Folge, dass die Warendorfer Metalcore Band Alibi For A Murder bei unserer Ankunft gerade schon durch waren. Stürzen wir uns nach dem bierabgreifenden Besuch am Tresen gleich auf die zweite Band, den Hauptgrund unserer Anreise. Carnal Tomb geben nach dem Intro gleich die amtliche Kante und knallen munter ihren Oldschool Death in den zur Hälfte gefüllten Backyard Club. Der Laden gerät allmählich in Bewegung und offensichtlich kommen die Hauptstädter ziemlich gut an. Meistens wird es ja für Oldschooler weniger interessant, wenn Bretter mit mehr Saiten als üblich gespielt werden, doch bei den Berlinern ist jeglicher Subjektivverdacht unbegründet. Auf dem Griffbrett des Sechssaiten-Basses werden virtuos und erkennbar Tieftonbögen zu anerkennendem Mitnicken erzeugt, und auch hörbare Rückkopplungen zwischen den Songs gehören zum Dargebotenem. „Wenn ich euch sehe, sehe ich ziemlich viel „Extremely Rotten Flesh!“, und nach der Ansage folgt eine Interpretation des Grave-Songs ihrer Coverscheibe „Dismembered Flesh“. Diese, sowie weiteres Merch in reichhaltiger Auswahl haben sie dabei, inklusive noch mehr Vinyl. Nach dem ordentlichen Applaus, welcher nach den vierzig Minuten absolut gerechtfertigt kommt, muss selbstredend der Merchstand abgefräst werden.
Nach kurzer Umbaupause geht es weiter mit dem Headliner des Abends. Und wir dürfen es jetzt schon sagen, was ein geiler Konzertabend das hier ist. Hätten wir gewusst, wie knackegeil diese letzten beiden Bands des Billings heute Abend aufspielen, wären wir auch noch in die Baracke nach Münster gefahren, wo der Tross vorgestern stoppte. Vorn bei Engulfed aus Istanbul stehen die imposanten Frontmähnen mit ihren Brettern. Das passt auch optisch zum urigen Sound, der insgesamt etwas grummeliger drückt als bei der Band zuvor, das gilt auch für die Growls. Man baut auf wenig Leads und Soli und wenn, dann werden sie recht tief gespielt. Ratzifatzi verfliegt die Zeit, eine absolut kurzweilige Angelegenheit. Und während für uns Carnal Tomb auch gerne der Headliner hätten sein können, sind vor Ort allerdings auch einige Fans, für die Engulfed die coolere Band sind. „For you we play one more song!“ Somit kommt dieser Vierer dann auf 55 Minuten Stagetime. Einfach ein absolut gelungener Abend in Sachen Death Metal der alten Schule. Ein paar kleine Lehrstunden wie man‘s richtig macht. Folgerichtig wird nun noch einmal der Merchtresen abgemäht, denn das Vinyl der neuen Scheibe „Unearthly Litanies Of Despair“ und die EP „Vengeance Of The Fallen“ gehören mitgenommen!
Autor & Pics: Joxe Schaefer