EREMIT – bearer of many names

Die Synthies haben das erste Wort. Eine unverzerrte Gitarre folgt und es dauert im Opener “Enshrined In Indissoluble Chains And Enlightened Darkness” schon über sechs Minuten, bis sich plötzlich die absolute Krachwand auftut. Was eine Wohltat. Drei Tracks mit insgesamt deutlich über eine Stunde Spielzeit stehen auf dem Programm, der erste brennt eine halbe Stunde und zwei Achtzehnminüter werden nachgelegt. Die drei Protagonisten von Eremit waren bislang schon bekannt für wirklich episch lange Stücke, aber diesmal haben sie mit den drei Tracks des Albums wieder den Vogel abgeschossen, wie schon auf dem Debütalbum “Carrier Of Weight”. Jetzt bringen die Wahnsinnigen von Transcending Obscurity Records das Teil auch noch als Doppelvinyl raus, auf dem wahrscheinlich der erste Track auf beide Seiten der ersten Platte aufgeteilt wird, oder Seite vier leer bleibt. Bei dem Stampfmarsch unterhalb Midtempos reichen die Vocals von wütend fauchend bis hin zu furchterregenden Tiefstgrowls, immer garstig hallend. Schön ist das nicht und soll es auch gar nicht sein. Trocken ballernde Drums und breit brutzelnde Riffs brauen einen klaren Sud, der auch noch bei höchsten Lautstärkepegeln sehr angenehm zu schlucken ist. Sehr rare technische Spielereien an den Studioreglern dürfen sein, aber so ein kaputtes Solo wie das in “Unmapped Territories Of Clans Without Names” gehört einfach dazu, wenn man sich Sludge nennt. Der deutlich spürbare Gewinn an Intensität ist weniger am Plus der Epik festzumachen, sondern mehr an gewachsener Ausdrucksstärke. Eine beachtliche Entwicklung der Niedersachsen, die einfach honoriert werden muss. Für den Verfasser dieser Zeilen das geilste Album dieses Jahres bislang, daran kommste als erklärter Underground Doomhead nicht vorbei.

Wertung: 9,5/10
Autor: Joxe Schaefer