EREMIT, ECHO SOLAR VOID, TERRA BUILDER, TODSUCHT

Wuppertal, AZ


Okay … um es gleich vorweg zu nehmen, hier ist heute Abend einiges anders als sonst bei den Konzerten, wo wir uns so rumtreiben. Wir dürfen uns erstmal aussuchen, ob wir sieben oder zehn Euro Eintritt zahlen wollen, je nachdem was bei uns grad ginge, erklärt uns die freundliche Kassendame. Dann hängt an der Tür deutlich lesbar ein Schild, dass kein Fotografieren erlaubt sei. Auf Nachfrage an der Theke wird uns das bestätigt. Na gut, haben wir so auch noch nicht erlebt, aber wir können uns ja ausnahmsweise mal versuchen, dran zu halten. Erst gegen 21:00 Uhr tut sich was auf der Stage. Die erste Band trägt den vertrauenserweckenden Namen Todsucht, da weiß man doch vorher schon, was man hat. „Wir sind Todsucht und wir sind hässlich!“ stellt sich der Sänger mit seiner Band vor. Dann gibt es Doppelfußfeuer und finsteres Gebrüll in besonders kurzen, aber brutalen Songstatements. Der Sänger performt meist in der Hocke und gibt alles, dafür sind seine Ansagen um so leiser. Das sorgt für die ersten Ausraster vor der Stage; ein Fan mit Todsucht Shirt und Kappe gibt alles und benötigt dazu reichlich Platz. Rufe nach Zugabe lassen den Shouter noch immer in der Hocke sitzend antworten, alles schon gespielt zu haben. Nach zwanzig Minuten. Aber dann kommt der besagte Fan auf die Bühne: „Ich hab das ganze Album gekauft“ und stimmt als Shouter mit der Band noch einen Song an, während der Sänger von eben so lange an den Amps lehnt. Schluss ist insgesamt nach sage und schreibe dreiundzwanzig Minuten.


So lange wie die Umbaupause zur nächsten Deathcore Einheit mit dem Namen Terra Builder. Auch dieser Vierer macht einen hochmotivierten Eindruck, weil vier Kurzhaarige voll geradeaus angreifen und eine fettbrummige Stahlnagelsuppe liefern. Und zwar mit Linksbass und einem wie tollwütig flippenden Shouter, der im Publikum die ersten Reihen weiter aufmischt. Die bereits aufgewärmte Menge kommt locker noch mehr in Wallung, zwar bei spärlicher Beleuchtung, was jedoch bei Fotoverbot eigentlich eh egal ist. Ihr Album „Sonic Temple“ erscheint nächsten Monat bei Transcending Obscurity, wo Eremit vorher auch waren. Aber auch hier verabschiedet man sich nach schon zweiundzwanzig Minuten. Okay, kommen wir halt früher vor die Tür zum Luftschnappen.


Okay, dann die nächste Band. Die nennt sich Echo Solar Void und kommt aus Brüssel, wo der Tourtross Tags zuvor stoppte. Nun geht es psychedelischer zu und wir nähern uns schon etwas mehr dem erwarteten Sound des heutigen Headliners. Es steht schon mal ein Bassamp mehr auf der Bühne und das ist in den fast fünfzig Minuten Stagetime auch deutlich zu spüren. Dabei stehen vor einem shoutenden Drummer mit wenig Vocaleinsätzen ein Bassist und ein Gitarrist, letzterer spielt noch zusätzlich über einen Bassamp. Die Meute vor der Bühne bewegt sich offensichtlich sehr gut eingegroovt und noch zwei Mädels lassen wie ein Ventilator ihre Haare fliegen. Es vibriert die Hütte an allen Ecken in monumentalen sich auf- und abbauenden Groovewellen. Das ist Doom für Erwachsene mit Sternchen.


Schnell mal die nagelneuen Vinylboxen abgegriffen, vier Platten in je zwei Farben. Chice Teile, aber nur begrenzt aufgelegt. Kurz vor ihrem Gig treffen wir Shouter und Gitarrist Moritz noch auf der genderlosen Toilette des Hausen beim Zähneputzen. Eremit wollen nur den ersten Song des neuen Albums spielen, da muss keine Setlist ausgelegt werden. Aber die Osnabrücker bauen noch mehr Bassverstärker auf und türmen sogar drei übereinander. Da ist eine Bassklampfe nicht erforderlich, wohl aber neuerdings eine Trompete. Die Zuschauer bauen sich schon zum Soundcheck dicht vor der Bühne auf, können es nach mitternächtlicher Stunde kaum noch abwarten, doch der weitere Aufbau dauert auch bei all dem Zeug etwas länger. Letztendlich kommt jedenfalls reichlich Druck, dass sogar die Luft vibriert. Doch nach Sonnenschein fragt hier eh niemand. Das Gebäude soll angeblich abgerissen werden, wogegen sich das Zentrum wehrt und noch weiter zu entsprechenden Veranstaltungen aufruft. Mit dem markanten Anfangspart des Openers vom neuen, dritten Albums „Wearer Of Numerous Forms“ findet das Trio auch live einen Klassestart. Den Song kann man beim Hören in drei Parts teilen, es folgt im Zweiten ein langer Slowpart, in dem es so leise wird, dass viele schon dachten, der Song wäre schon zu Ende. Aber dann wird wieder in die Saiten gehauen, jeder Anschlag wird zelebriert. Mittig der Bühne steckt ein Riesenschwert und wird von vorn grün beleuchtet, das war dann den ganzen Gig über auch das einzige Bühnenlicht. Nur dreht sich das Lämpchen durch die Vibrationen gerne mal Richtung Publikum. Moritz hat oft zwischen den Anschlägen Zeit, das wieder zu richten, oder die kontinuierlich arbeitende Nebelmaschine zu bedienen und in alle Richtungen zu drehen. Die Gischt nebelt systematisch alles ein und zu wieder lauten Schlussstrecken sieht vorne niemand mehr die Hand vor Augen. Tatsächlich ist auch nach 64 Minuten alles vorbei, so lang wie der Track auf Platte auch ist. Der Song, von dem die ganze Zeit die Rede ist, heißt übrigens „Conflicting Aspects Of Reality“ und wurde bereits im Vorfeld ausgekoppelt. Ein heftiges und intensives Sludge Erlebnis, das uns natürlich noch einmal am Merch vorbeiführt, wo sich die Band innigst für unseren Besuch bedankt. Und schlussendlich können wir damit angeben, Eremit endlich einmal live gesehen zu haben. Aber nächstes Mal dann mit Fotoerlaubnis!

Autor ohne Pics: Joxe Schaefer