F.K.Ü., SPACE CHASER

Rostock, Mau Club, 18.10.2019


Damit das heimische Sofa auch mal etwas Erholung hat, mache ich mich heute auf den Weg in den Osten, genauer gesagt in die schöne Hansestadt Rostock, um ein thrashiges Horror-Wochenende einzuläuten. Der Bangers & Maniacs HMC hat zu einem außergewöhnlichen Drei-Tages-Ritt geladen. Die Jungs haben es geschafft, die schwedischen Elm Street Kult Thrasher F.K.Ü. erstmals nach Deutschland zu holen. Damit aber nicht genug, auch meine favorisierte Thrash Metal Band aus heimischen Landen, die Space Chaser aus Berlin, supporten zwei der drei Shows von F.K.Ü., nämlich die in Rostock und am Folgetag in unserem zweiten Wohnzimmer, dem Bambi-Galore in Hamburgs Südosten.

Damit es ein ruhiger Start ins Wochenende wird, bleibe ich heute mal der Arbeit (natürlich legal) fern. Da die Berliner nach der Hamburg Show auch unsere Übernachtungsgäste sind, brauche ich die Zeit auch, um unser Gästezimmer auf Vordermann zu bringen – gesagt, getan. Die anschließende zweistündige Fahrt gestaltet sich problemlos, dank der inzwischen gut ausgebauten Autobahn A20. Das war nicht immer so, so hat man sich in früheren Tagen über völlig überfüllte Landstraßen gequält. Besonders Freitags und Sonntags war es ein reines Geduldsspiel, die Strecke Hamburg – Rostock zu überwinden. Nach einer kleinen Stärkung in einem Rostocker Dönerladen, den ich das letzte Mal vor knapp zwanzig Jahren besucht hab, geht es einige Meter weiter in den idyllisch an der Warnow gelegenen Mau Club. Immer noch reichlich früh, vertreibe ich mir mit drei Freunden aus Schwerin und einem kühlen Bier die Zeit vor der Tür des Clubs.


Nach der Öffnung der Tür, ist mein erster Weg natürlich gleich an den reichhaltig gefüllten Merchstand. Nach etwa einer viertel Stunde und einem immer breiter werdenden Grinsen des sympathischen Verkäufers Roger, bin ich um sechs Shirts reicher und um viel Geld ärmer, aber glücklich. Die Beute schnell im vor der Tür stehenden Mobil postiert und schon kann es losgehen. Die gemütliche Halle ist leider nicht voll, aber ab dem ersten Space Chaser Akkord zum Opener “Thrashold liegt Magie in der knisternden Luft. Hier passiert heute etwas Besonderes. Der Berliner Fünfer legt mit “Harbinger” vom aktuellen Longplayer die Messlatte mächtig hoch. Wie gewohnt zocken und bangen die Jungs, als würde es kein Morgen geben. Auch mir wird beim Haareschütteln zu Songs wie “Waves, Anthem, Atom Crusher” und dem Nackenbrecher “Decapitron” mächtig warm. Space Chaser haben heute gefühlt noch etwas mehr Power als sonst und so entsteht vor der Bühne immer wieder ein kleiner, aber feiner Circlepit und wie wild fliegen überall Haare. Frontsirene Siggi agiert immer wieder mit dem Publikum, was super ankommt. Die Saitenfraktion, die heute mit Fatal Embrace Klampfer Tobias komplettiert wird, zocken sich absolut routiniert im Takt von Drumtier Matthias durch eine knappe Stunde puren 80er Jahre Thrash Metals. Mit meinem persönlichen Hit “Skate Metal Punks” geht es auf die Zielgerade, bevor mit “Metro Massacre” (schaut euch zu beiden Songs unbedingt die Youtube Videos an – es lohnt sich!) der letzte Track in die gierige und schwitzende Menge gefeuert wird. Alter, was für ein Openergig! Wahnsinn, und alleine dafür hat sich die Anreise schon gelohnt. Hammer!


Nach einer entspannten Umbaupause geht es nun weiter mit dem Headliner F.K.Ü. Die kommen Horrorgestylt auf die Bühne. Mit einem kurzen Intro und dem folgenden Titeltracks des aktuellen Albums “1981” geht es auf einen Trip durch die Vergangenheit. Jeder Track des Albums ist einem in diesem Jahr erschienenen Horrorfilms gewidmet. Ab “112 Ocean Avenue” geht es dann richtig zur Sache und wieder entsteht ein Circlepit vor der Bühne. Mein Freund Sebi, der neben mir steht, trifft den Nagel auf den Kopf mit dem Satz: „Ziemlich lau im Mau“. Es könnte mehr los sein, das ist richtig, dennoch ist die Stimmung der Wahnsinn. Das springt auch auf die Bühne über und der skandinavische Vierer spielt sich durch so schön stumpfe Titel wie “Corpse Mania”, “Hate Your Guts (Love Your Brain)” oder “He Saw Her Today”. Den 2001 verstorbenen Death Mastermind Chuck Schuldiner ehrt man durch den Track “Evil Dead”. Mit “The Pit And The Poser” kommt man auch schon zum letzten Teil der Show. Fronter Larry Lethal fordert die Menge zum Mitsingen auf, was auch super klappt. Die Jungs sind echt tight und besonders die vielen Moshparts werden dankbar vom Publikum aufgenommen, wie man an den vielen fliegenden Haaren sehen kann. Auch die ab und an mal eingespielten Intros machen die erste F.K.Ü. Show in Deutschland zu einem echten Highlight. Die Setlist deckt alle fünf Releases der Band ab und dazu gehört natürlich auch der Titeltrack des 2009er Albums “Where Moshers Dwell”, bei dem logischerweise auch wieder etliche Matten kreisen. Als Höhepunkt des gut einstündige Horrortrips dient der vom gleichen Album entspringende Track “Twitch Of The Thrash Nerve”.

Um etwa halb Elf ist dann der Spuk viel zu schnell zu Ende und die Bands zeigen sich fannah am Merchandise Stand, um den ein oder anderen Plausch zu halten, Autogramme zu geben, oder einfach nur Tonträger und Merchandise zu verkaufen. Ein genialer Abend, den die Bangers & Maniacs hier auf die Beine gestellt haben, auch wenn es leider nicht so viele wie erhofft zu schätzen wussten. Für mich war dieser Abend jeden gefahrenen Kilometer wert. Morgen geht es für uns dann zur zweiten Show in das nahe gelegene Hamburg. Da gibt es dann mit First Aid aus Berlin eine Band mehr zu sehen und ich hoffe und denke auch vor mehr Publikum. Bis morgen, wenn es wieder heißt: Welcome to your Nightmare!

Autor & Pics: Tino Sternagel-Petersen