FINNTROLL – vredesvävd

Als Finntroll anno 1999 mit ihrem Debüt „Midnattens Widunder“ um die Ecke kamen, war ihr Stilmix aus Black Metal und fast tanzbarem Folk tatsächlich neu, spannend und innovativ. Allerdings hat es nicht allzu lange gedauert, bis der Rattenschwanz an Nachahmern immer länger wurde und Pagan Metal (wenn man es so nennen möchte) immer mehr zu einem Subgenre für die Wacken-Party-Wochenend-Fraktion wurde. Natürlich bedienen Finntroll auch dieses Klientel, haben sich aber lange über dem allgemeinen Niveau halten können und subjektiv betrachtet zumindest bis zum vierten Album „Ur Jordens Drup“ (2007) konstant Top-Qualität abgeliefert. Zudem hatten sie stets ihren eigenen Wiedererkennungswert. Irgendwann gingen ihnen aber irgendwie die zündenden Ideen aus, und es folgten keine erwähnenswerten Veröffentlichungen mehr. Das letzte Album ist bei mir völlig untergegangen, allerdings auch schon sieben Jahre her.

Und diese längere Pause hat wirklich gut getan! Die neue Scheibe „Vredesvävd“ bietet keine stilistischen Neuerungen, und ist wie immer voll von Gedudel, Gefiedel, Humppa-Rhythmen und folkigen Klängen. Neben massivem Keyboard-Anteil kommen auch Mundorgeln und Banjos zum Einsatz. Aber die Qualität stimmt wieder! Das Album hat eine sehr homogene, ja sogar garstige und düstere Grundstimmung, und ist endlich wieder auf Augenhöhe mit den Frühwerken. Finntroll zeigen sich anno 2020 so frisch und angriffslustig wie schon lange nicht mehr! Besonders krass ist der Opener „Att Döda Med En Sten“, der nach knapp dreiminütigem Intro mit anfänglichen Blastbeats wie eine Horde wild gewordener Trolle im Blutrausch über den Hörer hereinbricht. Sehr geil! Danach geht es weiter mit dem sehr rhythmischen, bereits durch Youtube bekannten „Ormfolk“, das aber ebenfalls durch seine dezente Bösartigkeit deutlich Abstand vom eingangs erwähnten Party-Phänomen nimmt, was auf die meisten der neun Tracks (Intro und Outro nicht mitgezählt) zutrifft. So ganz ohne geht’s dann aber doch nicht. „Grenars Väg“ erinnert stark an den 2004er Hit „Trollhammaren“ und gehört zu den Songs des Albums, die am ehesten für derbe Trinkgelage (je nach Belieben mit Bier, Met oder Christenblut) herhalten können. „Stjärnors Mjöd“ sowie „Mask“ schlagen in die gleiche Kerbe, sind aber trotzdem richtig gute Nummern. Ein Höhepunkt ist dann nochmal das abschließende, düstere „Ylaren“ mit seinem richtig schön bösen Blastbeat-Part am Ende.

Eins möchte ich noch deutlich erwähnen: Finntroll besitzen die Fähigkeit, in sich schlüssige, knackige, richtige Songs zu schreiben. Dadurch bilden sie einen willkommenen Gegenpol zu vielen heutigen neueren Bands und sogar teilweise ganzen Label, bei denen diese Eigenschaften offenbar völlig aus der Mode gekommen sind, und die zumindest ich heutzutage oft sträflich vermisse. Pagan-Fans können bei „Vredesvävd“ blind zugreifen, und auch den Freunden der Frühwerke ist die Scheibe eindeutig ans Herz zu legen. Welcome back, Finntroll!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp