Frostbiter
Wuppertal, Underground, 24.03.2018
Nach einer intensiven Fahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn erreichen wir das Underground, wo der Opener des vom Deaf Forever Forums organisierten Frostbiter bereits voll dabei ist. Zuletzt haben wir Messerschmitt immer als Headliner gesehen, heute machen sie mal den Opener. Wir haben uns im Vorfeld schon gewundert, warum das Logo des in diesen Breiten definitiv etablierten Quartetts so weit unten auf dem Flyer steht. Ihr Speed Metal mit Haarewerfen, Doppelposing und Synchrongebange sorgt auch in einem frühen Slot für viel Bewegung in den ersten Reihen. So ist das bislang gut zur Hälfte gefüllte Underground eben sehr amtlich für die nächsten vier Bands aufgewärmt. Basser Flo, der die Zeit nach dem Auftritt wie gewohnt noch weiter fliegen lässt, zieht zum letzten Track noch sein Shirt aus, doch nach 45 Minuten ist Schluss.
Die nächste Band switcht um in dunklere Gefilde. Obwohl man heute darüber berichtet, dass Convictive bereits 2015 schon einmal hier im Wuppertaler Underground gespielt haben, sind die Black Metaller aus Duisburg beim Gros ungekannt. Ganz vorne steht bei ihnen Growlerin Jalina, die mit Gestik einiges an Ausdruck in ihre Performance legt. Das Quintett mit Facepaintings, und der Basser mit Kapuze, steht in seiner Performance kaum still und bohrt unentwegt tiefe Töne durch den Raum. Der Sound wird von einer permanenten Basslast getragen, aus der grelle Soli hervorstechen und nahezu permanent das kalte Gekeife von Jalina. Zu einem Teil unterstreicht das ihren Sound, doch für manchen Besucher ist weniger mehr, der sich daran erfreut, dass der Soundmann mit der Zeit den richtigen Regler findet. Einige Banger gehen vor der Bühne voll ab, doch nach den Songs wird applaudiert bis in die hintersten Reihen. Es gibt sogar Rufe nach Zugabe, dem tatsächlich entsprochen wurde und eine Spielzeit von fast fünfzig Minuten dabei rumkam.
Über den Folkeinfluss bei Goat Of Mendes haben wir schon gesprochen und hatten die Jungs auch im Interview. Der ist nämlich in den Lyrics wesentlich deutlicher vertreten, als in ihrer Musik. Mal sehen wie sie das live rüberbringen. Ventilatoren am vorderen Bühnenrand machen so viel Power, dass sogar die Lederhosen von Shouterhüne Heiner flattern. Außerdem fällt den Fotografen auf, dass bei seiner Größe die Beleuchtung so justiert bleibt, dass er ab seinem Hals nach oben dunkel ist und man sein Gesicht kaum sehen kann. Gitarrist Marco schmeißt die griffigen Riffs ab und ist munter auf beiden Bühnenseiten unterwegs. Sie bringen ganz schön viel Metalattitüde rüber, was gemessen an der Bewegung in der Audienz entsprechend gut ankommt. Nur leider muss “Maiden, Mother, Crone“ nach “Samhain (A Visit From Beyond The Veil)“ aus technischen Gründen ohne Gastauftritt einer jungen Dame passieren. Auch die mit den Buchstaben G.O.M. Abkürzbaren müssen sich mit einer Dreiviertelstunde Spielzeit zufrieden geben. Sind wir mal gespannt auf Deus Inversus, von denen Goat Of Mendes Drummer ‘Daniel die Mehrdrumsau’ sicher nicht ohne Grund heute ein Shirt trägt.
Mit drei Platten im Gepäck, die letzte hieß “Black Heaven” und kam im vergangenen Jahr, treten nun die Essener Death Metaller an. Durch irrational rumpelnde Drums will sich zunächst mal gar kein Rhythmus auf die Menge übertragen lassen. Die Fraktion der Bretter trumpft jedoch mit achtzehn Saiten auf, das löst schon mal einen Progalarm aus. Und tatsächlich sind Deus Inversus mit der Zeit immer technischer geworden, allerdings kommt das Titelstück der oben genannten Scheibe “Black Heaven” etwas straighter und eingängiger. Während der unauffällige Rechtshandgitarristen Sergej wohl kein Wässerchen trüben kann, glänzt Basser und Shouter Dimitry mit sympathischem Akzent in seinen Ansagen und einer Ansage wie: “Wir kommen schon zum Ende, machen wir direkt Zugabe!” „The Way Of War“ wird gebracht und weil danach trotzdem noch Rufe nach Zugabe zu vernehmen sind, kloppen sie noch „Stronghold Empire“ hinterher. Und wieder sind fünfundvierzig kurzweilige Minuten um.
Auf die noch recht neuen Old Mother Hell sind wir alle sehr gespannt, konnten sie mit ihrer aktuellen, selbstbetitelten Debütscheibe doch gerade ganz schön Staub aufwirbeln. Jetzt ist es an den Mannheimern, ihre Wucht auch live zu bringen. Nun hat das Trio offensichtlich richtig Bock und trägt Shirts von Orchid und Mausoleum Gate, was soll nun noch schief gehen? Gar nichts, obwohl man metallischer und extremer unterwegs ist. Zu schnell sind sie nie, holen die Wucht mehr von unten, obgleich sie einen Sänger mit kräftiger und klarer Stimme in ihren Reihen wissen. Shouter Bernd bedankt sich schon sehr früh für alles und sagt „Narcotic Overthrow“ an. Die Zeit verfliegt und nach 39 Minuten Spielzeit sind sie schon mit ihrem Programm durch, dass Rufe nach Zugabe nach diesem beachtenswerten Auftritt die logische Konsequenz sind. Auch als Headliner hat man nur eine Dreiviertelstunde gezockt, dabei auf Zuruf das Stück „Mountain“ letztendlich zweimal gespielt. Der Underground ist zufrieden, das Underground auch und nun geht die Party an den Tresen des Gebäudes weiter. Ein cooler Abend mit coolen Leuten für schlappe 15 Euro, so macht das Laune, da kommen wir doch gerne zum nächsten Frostbiter wieder in die Stadt der Schwebebahn.
Autor & Pics: Joxe Schaefer