GATEKEEPER – grey maiden (EP)

Nachdem ich vor kurzem eine Review zu dem großartigen „Trapped Under Ice“- Sampler geschrieben habe, weiß ich, dass aus Kanada echt starke Sachen kommen. Gut, das wusste ich vorher auch schon, aber gerade dieser Sampler hat mein Augenmerk wieder auf das nördliche Amerika gelenkt. Eine dieser Bands sind Gatekeeper aus Vancouver. Vom Namen her ist mir diese Band seit geraumer Zeit ein Begriff, aber bis dato habe ich mich noch nicht so wirklich mit ihnen beschäftigt. Das Quintett hat bis zum Debüt im vergangenen Jahr mit Veröffentlichungen von einem Livealbum, Singles und EPs von sich Reden gemacht. Mit Letzterem legen Gatekeeper gleich am Anfang des neuen Jahres nach.

„Grey Maiden“ enthält vier Songs und bringt es auf eine Spielzeit von zwanzig Minuten. Soweit die nüchternen Zahlen. Der eröffnende Titeltrack geht mal gleich gut ins Ohr und sofort fällt mir die Stimme auf. Tja, wer auch sonst als Fronter Jean-Pierre Abboud könnte besser zu einer epischen Heavy Metal Band passen, als dieses Gesangstalent. Er war auch derjenige, der mein letztjähriges Jahreshighlight eingesungen hat, die Selbstbetitelte von Traveler. Diese Scheibe hat mich musikalisch und gesangstechnisch so aus den Socken gehauen, wie schon lange nix mehr. Bei Gatekeeper ist er seit 2016 dabei und verleiht der Musik ein ganz eigenes Flair.

Nach dem flotten Opener geht es etwas gemächlicher mit „Tales Of Twins“ weiter. Druckvoll und episch wird einem hier eine tolle Gitarrenstrecke nach der anderen um die Ohren gezimmert. Die leicht doomige Nummer ist echt super und überzeugt mich auf ganzer Linie.

„Moss“ ist ein reiner Akustikgitarrensong, hat einen mittelalterlichen Touch und wirkt erst durch die melodischen und abwechslungsreichen Gesangslinien von Jean-Pierre.

Als Abschluss dieses Rundlings haben die Kanadier ganz tief in der NWoBHM Kiste gekramt und einen Song der Waliser Tredegar zum Vorschein gezaubert. Weder die Band, noch den Song „Richard III“ kenne ich, aber für mich mit dem Opener zusammen das Highlight dieser EP. Nachdem ich mich kurz ins Original reingehört habe, muss ich sagen, dass Gatekeeper diesen Track super interpretiert haben und natürlich klanglich um einiges besser rüberkommt, als das Original von 1986, was natürlich auch seinen Spirit hat.

Headbanger, die auf Eternal Champion und Visigoth stehen und auch Abwechslung gegenüber offen sind, kommen um Gatekeeper nicht herum. Super Scheibe, die man mit zwei offenen Ohren hören sollte, und nicht nur nebenbei.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen