German Swordbrothers Festival 9
Lünen, Lükaz, 11.03.2023
Man kann es nicht anders sagen, aber wir haben es wirklich wieder geschafft, unseren Freunden vom German Swordbrothers Festival zum neunten Mal treu zu sein. War nicht so ganz einfach diesmal, denn für dieses Datum hatten die Festivals „Welcome To Hell“ mit Venom Inc., Space Chaser, Hellripper und Konsorten, sowie das „Spirit Of Metal“ mit den sagenhaften Alien Force, Defender und Cult Of The Fox schon wesentlich früher nicht nur ganz heiße Eisen im Feuer, sondern konnten auch schon ihre kompletten Sahnebillings präsentieren. An das lokalere GSBF hat von uns so spät niemand mehr gedacht, als die erste Band angekündigt wurde. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Für uns persönlich ist der Opener gleichzeitig die aufregendste Band des Billings. Was für ein Luxus, jetzt noch einmal einem der raren Auftritte von Skyconqueror beiwohnen zu können, waren wir noch vor ein paar Wochen auf ihrer Releaseparty in Münster. Beim sehr pünktlichen Beginn war der Laden schon gut gefüllt und der Vierer eröffnet diesmal tatsächlich zünftig mit dem Opener „Running High“. Für heute hat die Saitenfraktion die Bühnenseiten getauscht, besucht sich aber gegenseitig gern. Überhaupt werden wir Zeuge von souveränem Doppelgepose und noch mehr Show als zuletzt in Münster. Älterer Zündstoff wie „Horsemen Of The Grail“ und „Sanctuary Of 83“ leistet erfolgreiche Vorarbeiten, bis die Songs ihrer neuen EP „The Black Raven“ folgen, die mit dem Titeltrack beginnen. Zur zweiten Single „Death‘s Call“ wird der Chorus vom Publikum mitgegrölt und so der Song mit mächtig Applaus bedacht. Die Himmelseroberer verzeichnen nach vierzig Minuten Spielzeit einen Klasseauftritt und können in Lünen punkten. Und das soll schon was heißen.
Bei den Servants To The Tide sieht die Welt etwas anders aus. Das aktuelle Album der Norddeutschen feiert Zweijähriges und daran gemessen wären sie heute der bessere Opener gewesen. Wenn nicht die Fans und Mitgereisten wären, die inzwischen gut aufgewärmt schon anständig Gas geben und mitsingen. Der doomige Fünfer legt mit einer ungeheuren Basslast los und packt damit die Menge. An der zweiten Klampfe arbeitet neuerdings Katharina, die wir beim True Thrash Fest in Hamburg gesehen haben, als sie mit ihrer anderen Band Reavers auftrat. Hier bei dem getrageneren Sound der Servants fällt ihr Acting mit Siebensaitiger durch einen geringeren Bewegungsradius auf. Da ist auf der anderen Bühnenseite schon mehr los. Nach fast fünfundvierzig Minuten bleibt festzuhalten, man macht nicht viel verkehrt mit dieser Band. Achten wir mal auf das nächste Album …
Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Crom gegeben haben, sind dies hier die Süddeutschen Metaller. Und es ist noch gar nicht so lange her, als ein Kumpel meinte, er hätte sie live gesehen und sei ziemlich begeistert. Zu dem Zeitpunkt hatten wir die damals aktuelle 2021er EP „Into The Glory Land“ zwar schon gehört, konnten uns aber nicht mehr erinnern. Geschweige denn an das letzte Album „When Northmen Die“, denn das stammte noch aus 2017. Ein kurzes Intro wird vorweggeschickt, dann führt uns der Vierer in sein Programm. Zwischen den Monitorboxen stehen Schilde aufgebaut, die auf die Wikingerthemen in ihren Texten deuten. Geliefert wird ein mehr als solides Programm, doch der Höhepunkt kommt nochmal kurz vor Schluss, als Shouter Nima von den Niederländern Steel Shock für einen Song mit auf die Bühne kommt. Das kommt sehr gut an und gibt nach ihren fünfzig Minuten Extraapplaus.
Jetzt benötigen wird erstmal Zeit zum Abchecken, denn Old Mother Hell sollen einen neuen Sänger haben, und nicht nur das. Da sind wir doch mal gespannt, denn sonst haben wir die Band immer mit Bernd gesehen, der nicht nur als Shouter und Gitarrist einen großen Teil der gesamten Bandpräsenz ausmachte. Jetzt wurden seine Jobs am Mikro und an der Klampfe auf die Neuzugänge Kevin und Frank verteilt. Auch Drummer Marco ist neu dabei und somit stellt Basser Ronald nun das letzte verbliebene Originalmitglied. Soundmäßig klingt alles runder und knalliger. Wir erkennen die Band nicht wieder, so sehr nagelt jetzt alles kernig nach Heavy Metal, dabei werden die Songs ihrer bekannten Alben „Lord Of Demise“ und dem selbstbetitelten Debüt gezockt. Auch die Kommunikation mit dem Publikum mit Hey-Rufen funktioniert einwandfrei und wir haben daher keine Ahnung, warum sich das Feld etwas lichtet. Uns gefällt der härtere Bandsound ziemlich gut und wir feiern das ab. Ob das dem sonst seichter veranlagten Veranstalterteam vorher so bewusst war?
Aber auch wie im Falle des heutigen Co-Openers ist es uns zigmal lieber, wenn eine alte Kumpelband tief aus dem eigenen Lager hervor gezaubert wird, als mittelmäßig zündende Lokalmatadoren zum sechsten Mal auf dem Billing zu sehen. Zwar haben Stormburner aus Stockholm seit ihrem bei Pure Steel erschienenem Debütalbum „Shadow Rising“ schon seit vier Jahren keine neue Platte mehr raus und sind derzeit auch wenig im Gespräch, doch genau das hat auch das Zeug, eine kleine Überraschung zu werden. Ihr definitiv nicht zu rougher Melodic Metal kann schon was, reißt aber auch nicht alle vom Hocker. Der komplett in schwarzem Leder gekleidete Sänger Micke unterstreicht seine Vocals mit nicht zu großen Gesten und wer weit vorn vor der Bühne steht, bemerkt auch seine nicht unbedingt dazu passenden Slipper. Auf jeden Fall gelingt es ihm, die Fans zu animieren, was er von uns aus gerne öfter hätte tun können.
Ganz sicher gehören Atlantean Kodex zu den Lieblingen größerer Printmagazine, da deren Schreiber und Leser voll drauf abfahren. Nun ist es ja unter den Metallern überall so, wo häufig die Köpfe zusammengesteckt werden, gibt es Konsensmeinungen. Die Bayern sind einfach Melodie- und Atmosphärenspezialisten par excellence und punkten weit über ein kleines Doompublikum hinaus, und das schon seit Jahren. So verwundert es auch heute Abend nicht, dass der Saal die Bayern nicht nur mit „Kodex“-Rufen abfeiert. Refrains werden von der ganzen Halle mitgesungen was wir auch besonders bei „Sol Invictus“ so erwartet haben. Sänger Markus im Mortörhead Shirt ist inzwischen voll die Matte gewachsen, dafür ist die Zahl der Saiten an Manuels Paula konstant geblieben. Gitarristin Coralie, die von Antipeewee kommt, könnte sich öfter mal auf der linken Bühnenseite sehen lassen, darf aber als absoluter Gewinn für die Band gesehen werden. Mit diesen mehr als solidem Gig geht nun das neunte German Swordbrothers Festival zu Ende, und es dürften alle Beteiligten zufrieden sein. Und wenn die Bands das Catering mit fünf Sternen bewerten, dürfen wir uns beim Getränkesortiment an Hövels erfreuen und uns den Dankesworten anschließen, mal wieder ein grandioses Festival veranstaltet bekommen zu haben, das letztendlich noch “Sold Out” vermelden konnte.
Autor & Pics: Joxe Schaefer