GLACIER – the passing of time

Wie einige andere US Metal Bands der glorreichen 1980er Jahre, zum Beispiel Stormtrooper, Graven Image, Emerald oder Medieval Steel, haben es Glacier aus Portland (Oregon) mit nur einer EP (Glacier, 1985) geschafft, Legendenstatus im Metal-Underground zu erreichen. Diese fünf Songs der EP sind derart genial, dass man sich echt fragen musste, ob eine Band, die lediglich aus einem Originalmitglied (Michael Podrybau, der auch “nur” die B-Seite jener EP eingesungen hat) an die Klasse jener legendären Songs auch nur annähernd heran kommen kann. Die erleichternde Antwort ist: verdammt noch mal ja, und wie! Nach dem überzeugenden Keep it True Gastspiel unter dem Namen “Devil In Disguise” durfte man bereits hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Der Auftritt beim letztjährigen Trveheim Festival, bei welchem bereits die Hälfte des neuen Albums (“Eldest And Truest”, “Live For The Whip”, “Sands Of Time” und “Into The Night”) live präsentiert wurde, machte die Sache für mich endgültig klar. Einerseits sind Glacier wahrhaftig zurück, und andererseits knüpfen genau dort an, wo sie vor 35 Jahren mit der selbstbetitelten EP aufgehört haben! Ich klammere das ebenfalls geniale 1988er Demo-Tape bewusst aus, weil keines der aktuellen Bandmitglieder an diesem Demo beteiligt war, wenn auch Songs davon (z.B. “Eastern Guns”) in der Setlist der Band fungieren. “The Passing Of Time” ist nicht grundlos Anwärter auf den Metalthron 2020 “Album des Jahres”, denn selten hat mich ein Comeback-Album einer 80er Legende derart überzeugt und umgehauen wie dieses hier. Was die acht Songs des Albums verbindet, ist die Einheitlichkeit, hohe Musikalität kombiniert mit viel Melodie und einer guten Prise Maiden (“Eldest And Truest” und “Infidel”)! Da muss oder darf man keinen Song aus dem Gesamten hervorheben, denn alle acht Hymnen rechtfertigen ihren Anteil am Gelingen dieses Meisterwerks. Ein klassisches Heavy Metal Album, welches sich nahe an der Perfektion bewegt!

Wertung: 9,5/10
Autor: Steph Bachmann