GLACIER, TRAYAX

Barcelona (ESP), Sala Razz 3, 11.09.2023

Der heutige Glacier Gig war der Hauptgrund, weshalb ich nach dem Pyrenean Warriors Open Air am Samstag immer noch in Barcelona war, konnte ich doch zwei Shows kombinieren und auch etwas mehr Zeit mit der Band verbringen. Der Tag wurde mit etwas Relaxen am Hotel Pool und Sightseeing (Sagrada Familia) verbracht, um dann am frühen Abend zum Club zu pilgern. Die Türen eines der kleineren Säle des Razzmatazz Areals öffneten sich um 19:00 Uhr, wodurch noch genug Zeit blieb, sich im gegenüberliegenden Dönerladen sowohl mit Festnahrung, als auch mit Bier zu verpflegen bzw. auf eine gute Ladung traditionellen Metal einzustimmen.

Gegen 19:45 Uhr betrat die lokale Support Band Trayax die Bühne und konnte das spärlich vorhandene Publikum (um die 25 Nasen) sehr schnell auf seine Seite ziehen. Die relativ kurzen und prägnanten, aber doch eingängigen Songs des Sextetts konnten auch mich sehr schnell überzeugen. Kombiniert mit einer positiven und sympathischen Austrahlung und sauber gespielten Stücken ergab das ein tolles Liveergebnis. Das Sahnestück bildete dabei die ausgezeichnete Stimme von Sänger Jaume Escale, welche die Songs veredelte. Der Sound der Band ist sehr stark von den klassischen Iron Maiden geprägt, allerdings ohne das Gefühl einer müden Kopie zu erwecken. Ganz im Gegenteil würde ich sagen, kombiniert man elegant die melodische Harmonieführung und die Tempowechsel von Maiden mit den Powermetalelementen der 1990er Jahre, ohne dabei langweilig zu wirken. Auf der kleinen Bühne mussten die Musiker aufpassen, dass sie sich nicht zu arg in die Quere kamen. Vom Stageacting her merkte man jedoch schnell, dass es die Band nicht erst seit gestern gibt (gegründet 2012). Bei der einen oder anderen Gitarrenharmonie waren zwar gewisse Holperer zu verzeichnen, aber alles in allem, war das eine überzeugende Darbietung der sechs Lokalmatadoren. Im Gegensatz zu Maiden konnte ich bei Trayax die drei Klampfen live auch klar heraus hören. Zusammen mit dem optisch an den jungen Joey DeMaio erinnernden Bassisten bauten die Katalanen mächtig Druck auf in ihrem Sound. Wenn selbst die Musiker des Headliners nach einer Zugabe fordern (die es dann auch gab), hat man als Supportband sehr viel richtig gemacht. Eine tolle Band, die man auf dem Radar behalten sollte. Das aktuelle Album “On The Edge Of Madness” kann ich jedem Melodic Metal Fan wärmstens empfehlen.


Nach einer ca. dreißigminütigen Umbaupause standen dann Glacier gegen 21:15 Uhr auf der Bühne und starteten gleich mit “Ready For Battle” in ihren einstündigen Set. Im Gegensatz zum Festivalauftritt am Samstag am Pyrenean Warriors Open Air in Toreilles (Frankreich) verfügte das Quintett einerseits über etwas mehr Spielzeit,  und andererseits konnte man auf ausgezeichnete Soundbedingungen zurückgreifen. Die mittlerweile auf ca. 50 angewachsene Zuschauermange war zwar klein, dafür aber ziemlich enthusiastisch. Es wurden amtlich Matten geschüttelt und v.a. bei den Klassikern ging gut die Post ab. Cooler Nebenaspekt, dass am Bühnenrand immer wieder ein älterer, großer Langhaariger in Erscheinung trat, der leidenschaftlich die Klassiker mitsang und sich als Gargoyle Drummer David Kendall herausstellte. Die alten Portland Connections stehen immer noch, coole Sache. Die Band, vor allem Gitarrist Vincent und Bassist Alex, waren permanent in Bewegung und beackerten die Bühne. Die gesamte Band war tight und Michael wie gewohnt bestens bei Stimme. Das Publikum, durch Trayax bestens angeheizt, ging sehr gut mit, und so war die Stimmung bestens. Die Band genoss die positive Publikumsresonanz und spielte sich sichtlich musikalisch stark durch ihren Set. Auch wenn sowohl das aktuelle Album “The Passing Of Time” (2020) wie auch die 7”-EP “Spears Of The Empire” (2023) ausgezeichnetes Material enthalten, waren es klar die Klassiker der 1980er Jahre, welche für die beste Stimmung im Publikum sorgten. Ähnlich wie am Samstag musste die Band auch in Barcelona aus Zeitgründen Songs von der Setlist streichen, weil man zu einem bestimmten Zeitpunkt die Show beenden musste. Ein Fakt, welcher der Band im Vorfeld allerdings verschwiegen wurde. Als klar wurde, dass man Songs weglassen musste, zog die Band den Übersong und Allzeitklassiker “Vandetta” vor, der den Set hätte beenden sollen, um nicht wie am Samstag diesen geilen Song, der einfach in jede Glacier Setlist gehört, nicht spielen zu können. Der musikalisch hochstehende und sympathische Gig ließ am Ende keinen Fan unzufrieden zurück.

Fanfreundlich wie die Band ist, waren nach dem Gig alle Musiker am Merchstand für Bilder und Autogramme verfügbar. Als nette Nebenerscheinung hatten Glacier einen Stapel Setlists im Farbdruck dabei, welche für die Fans signiert wurden. Tolle Aktion, welche sich positiv auf Merchumsatz ausgewirkt haben dürfte. Nach dem Gig habe ich mich noch kurz mit David Kendall, der per Zufall mit seiner Familie in Barcelona in den Ferien war, unterhalten. Dabei stellte sich David als sehr sympathischer und bodenständiger Zeitgenosse heraus. Um Mitternacht wurden wir dann aus dem Club komplementiert, so dass der Glacier Tross sich wiederum in den gegenüberliegenden Dönerladen zur Fest- und Flüssignahrungsaufnahme begab. Gegen 02:00 Uhr morgens war es dann Zeit, Abschied zu nehmen. Währendem Glacier auf ihrer kurzen Spanien-Tour weiter nach Saragossa und dann nach Madrid zogen, war für mich am Dienstag die Heimreise angesagt. Da der erste Gig von Glacier auf Schweizer Boden für den nächsten Mai angesetzt wurde (Sin Starlett sei Dank), wird das Wiedersehen definitiv nicht so lange auf sich warten lassen. (Steph Bachmann).

Autor & Pics: Steph Bachmann