Gladbeck Metal Bash

Gladbeck, Gemeindehauswiese, 04.05.2024


Als wir die Wiese hinter dem Gemeindehaus entern, sind Hatedotcom aus der ostwärtigen Nachbarstadt schon durch und wir haben noch Zeit für Stände und Waffeln, bis Delirious loslegen. Shouter Betty hat eine neue Frise als die damals, als wir sie 2021 in Lünen auf der Wiese hinter dem Theater live gesehen haben. Gitarrist Matty, Gitarrist und Shouter von Powergame, von denen er auch stilecht ein Shirt trägt, greift hier jedoch nur in die Saiten. Für die Vocals ist hier Ur-Shouter Markus Bednarek zuständig, der im blauen Hoodie zwischendurch dauernd den Namen eines großen Fußballvereins aus der Gegend ruft. Noch besser kommen die Rauchsäulen an und ein paar akustische Klänge, denn die ersten Hände gehen hoch. Aber dann wird wieder gemoscht und Arme recken sich bis hinten. Die Hammer sind ohne ihren Basser angetreten, der mit Hexenschuss daheim blieb. Ganz zum Schluss des einundvierzig minütigen Sets wird noch der hier zur Location passende Oldie „In A Gadda La Vida“ gezockt, jedoch ausfallbedingt nur noch mit einer Gitarre, so wie vor drei Jahren in Lünen.


Die nächsten Gäste hier im Obstgarten sind drei Kanadier und zu 66% von Skull Fist bekannt. Zunächst wird für die Band mit dem knackigen Namen Thunderor ein Synthieintro abgespielt, dann lockt Drummer und der Sänger mit seiner helleren Tenorstimme JJ mit den Worten „Come rock with us“ noch ein paar Leute mehr vor die Bühne, und seine Worte stimmen. Es wird in der Tat gerockt, der Metalanteil war ja schon auf ihrem Debütalbum „Fire It Up“ nicht zu hoch, live umgesetzt bestätigt sich das. Macht aber nichts, denn der Dreier aus Toronto gibt ja gut Gas, bekommt aber noch nicht viele Gäste über ihre Überzeugungshürde gehievt. Na ja, mit ihrem rhythmischen Melodic Gerocke machen sie ja über die vierzig Minuten an sich alles richtig, auch wenn dabei zusätzliche Synthies aus dem Back kommen, nur wirkt das schon etwas strange, wenn man in der Umbaupause Urknaller von Metal Church und Venom aus der Konserve gehört hat. Die mit ihnen auf Tour befindlichen Italiener von Tytus kommen heute auf den Brettern nicht zum Zug, haben aber ihr Merch aufgebaut.


Wir sind hier in Gladbeck. Und die nächste Band kommt aus Gladbeck. Als Intro wird ein Sample von Nachrichten der 1988er Geiselnahme abgespielt. Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Dann legen Teutonic Slaughter zwischen Rauchsäulen fulminant los … und ab dafür. Bereits schon vorher haben wir hier viele Teutonic Slaughter Shirts rumlaufen sehen und Gitarrist und Shouter Philip freut sich, so viele Fans hier auf dem heimischen Acker zu sehen. Man habe noch einen Karton Splitsingles mit Darkness im Proberaum gefunden, die man am Merch erwerben könne. Der Zuruf meines Nebenmannes, wer seinen Proberaum aufräumt, habe die Kontrolle über sein Leben verloren, blieb unkommentiert. „Force And Might“ bringt die alte erdige Thrashkante, doch auch zu neuem Material gehen schon Arme hoch. Nach dem unbedingten „Teutonic Witch“ hören wir sehr laute Rufe nach Zugabe. Das Quartett beendet seinen Auftritt von fünfzig Minuten unter bedingt lautem Applaus, da man in den vorderen Reihen grad etwas ausgelaugt ist. Auch sicher durch den Heimvorteil dürfen sich TS tatsächlich unter den geilsten Bands heute Abend einordnen.


Der Gig von Witching Hour beginnt unverschuldet etwas holprig. Als das Intro vom Band schon läuft, wird bemerkt, dass ein Amp tot ist. Als das Problem behoben worden ist, wird die Einführung noch einmal von vorn abgespielt und los geht’s. Der Vierer mit dem Max von Attic an der Gitarre startet mit Full Speed Ahead in seinen Gig. Die Menge steht vorn noch nicht zu dicht, als es zu regnen beginnt und viele nach Möglichkeiten zum Unterstellen suchen. Während natürlich wieder „Hell Awaits“ wie kürzlich in Essen auf dem Dying Victims Attack Festival gezockt wird, wird zwar auch von unter den aufgestellten Sonnenschirmen aus gelauscht, aber es konnte der Regen die Laune der Anwesenden nicht verderben. Über die zweiundvierzig Minuten ein sympathischer Gig einer sympathischen Band. In ein paar Wochen übrigens auch live auf dem Der Detze Rockt Open Air Festival zu sehen.


Die nächste Band heißt Warrant. Dabei sind natürlich die Düsseldorfer gemeint, die bereits seit Anfang der Achtziger in der Szene ihr Unwesen treiben und es bis heute immerhin auf zwei Alben gebracht haben. Noch immer nicht aufgeklärt zeigt sich das Wetter, dass nichts anderes als Vollregen bringt. Basser, Shouter und einzig verbliebenes Originalmitglied Jörg ruft trotzdem alle nach vorne, dass Coats und Schirme vor der Stage Raum einnehmen und etwas die Sicht behindern. Aber immer noch besser, als sich einen komplett nassen Arsch zu holen. Ein paar Die-Hards bilden vor der Bühne schon ein paar Reihen. Keine schlechte Basis, welche die Band sich auch verdient hat. Als es mal kurz aufhört zu regnen, wird es auch wieder voller vorn, als mit „Falling Down“ ein neuer Song gezockt wird. Warrant zelebrieren viel mehr einen happy Partyfaktor als früher, durch ähnlich freundliche Positivansagen wie bei ihrer lokalen Herkunftsschwester Doro. Dass es leicht wieder anfängt zu regnen, stört hier jetzt erst mal niemandem. Der „Enforcer“ beschließt erwartungsgemäß den Set, als Members der Bands, die bereits gespielt haben, vorn kräftig mitfeiern.


Als Kates Acid inklusive ihren jungen Mitstreitern loslegen, stehen wir grad gefühlt zum fünften Mal am Waffelstand. Das sehr coole „Maniac“ dringt in unsere Lauscher und wir sind froh, mal wieder etwas von der Belgierin und ihren drei Achtziger-Alben zu hören. Die Leute harren aus, obwohl es noch immer volle Granate am Schütten ist. Der alte Uptempometal zieht ganz offensichtlich noch immer, und dass ein munteres Cover zwischendurch mal für etwas Spaß und Auflockerung sorgt, haben wir am heutigen Abend schon bei Witching Hour erleben dürfen. Hier ist es jetzt das zu ihrer Stimme passende „Stand Up And Shout“ von Dio, ein Song, der zu den Acid Anfangstagen veröffentlicht wurde. Das ergibt logischerweise gut Gemosche, daher wird besonders ganz vorn der Rasen langsam matschig. Ebenfalls mitgegrölt werden die unverzichtbaren Bandklassiker „Black Car“ und „Max Overload“. Ob der letztgenannte Song dem Gitarristen von Witching Hour angedacht war, können wir vor Ort nach dem einstündigen Gig nicht mehr abschließend ermitteln.


Kommen wir nun zum Höhepunkt des heutigen Abends, für den das Wetter kein Verständnis zeigt. Es regnet einfach stur weiter als Angel Witch ihren Soundcheck beginnen. Dabei lassen sie sich etwas mehr Zeit, und ihre Fans im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Doch die Briten sind die wahrscheinlich beste Band heute. Knackiger Sound, starke alte und neuere Songs, selbstbewusstes Profiacting vor einer dem Wetter standhaltenden Meute. Ob das wirklich bis zum Ende so war, haben wir selbst nicht mehr erfahren. Uns wurde aber von dort bis zum Schluss Gebliebenen berichtet, dass sich unsere sehr gewagte Prophezeiung bewahrheitete, dass das Anthem „Angel Witch“ ganz zum Finale gespielt wurde. Viele Rufe nach Zugabe soll es nicht mehr gegeben haben, da waren verständlicherweise wohl alle eher froh, aus dem Regen zu kommen. Wünschen wir uns für das Gladbecker Metal Bash 2025 besseres Wetter, das am 10.05.2025 unter anderem mit Tankard, Old Ruins und natürlich wieder mit Teutonic Slaughter stattfinden soll.

Autor & Pics: Joxe Schaefer