GOD DETHRONED – the judas paradox

Nach gut vier Jahren Pause kehren die Niederländer God Dethroned mit ihrem bereits zwölften Studio-Langeisen zurück. Der großartige Vorgänger „Illuminati“ markierte nach mehreren sehr knüppeligen Scheiben eine Rückkehr zu einer wieder melodischeren stilistischen Ausrichtung, die der Band schon immer gut zu Gesicht stand und anno 2024 auf „The Judas Paradox“ fortgesetzt wird. Natürlich wird auch heute noch ab und zu das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgetreten, aber eben nicht mehr so häufig. Der eröffnende Titelsong kriecht in bedrohlichem Midtempo und überzeugt durch satten Groove, sakrale Chöre und die bandtypische melodische Gitarrenarbeit. „Rat Kingdom“ kombiniert diese dann gekonnt mit wildem Uptempo und hätte auch auf dem Klassiker „Into The Lungs Of Hell“ stehen können. Nach dem eher unscheinbaren „The Hanged Man“ folgt nach kurzem Akustikintro einer der für mich besten Songs, „Asmodeus“, bei dem God Dethroned wieder einmal beweisen, wie gut sie Raserei und Gänsehaut-Elemente miteinander verschmelzen können. Besser können das aktuell höchstens noch die Schweden Necrophobic. Bei der ebenfalls großartigen „Kashmir Princess“ wird das Tempo wieder gezügelt, die Gänsehaut bleibt aber. „Hubris Anorexia“ prescht dann wieder etwas unspektakulärer vorbei, wird aber gefolgt von einem weiteren Highlight. „The Eye Of Providence“ beginnt mit einer erhabenen, leicht orientalisch anmutenden Melodie, ist ausgesprochen eingängig und besticht zudem durch einen sehr einprägsamen Refrain. Ein echter Ohrwurm, leider aber auch das letzte richtig geile Stück des Albums. „Hailing Death“ ist wieder eher durchschnittlich, was auch für den Rausschmeißer „War Machine gilt“. Dazwischen liegt noch das kantige „Broken Bloodlines“, welches mir persönlich am wenigsten zusagt und irgendwie verkopft und konstruiert wirkt.

Alles in allem gibt es also Licht und Schatten, was die Songs an sich angeht, wobei die positiven Elemente zum Glück überwiegen. Leider gibt es aber noch einen Aspekt, der den für mich größten Schwachpunkt von „The Judas Paradox“ darstellt, und das ist der Sound. Irgendwie klingt alles wie breitgetreten, und es gibt überhaupt keine richtige Dynamik. Bei den ruhigeren Passagen fällt das nicht so sehr ins Gewicht, aber sobald es schneller zur Sache geht, wird es schwierig. Besonders auffällig ist das bei dem recht wilden, fast schon chaotischen Anfang von „Broken Bloodlines“, bei dem man fast nur noch Soundbrei hört. Was mir auch nicht gefällt ist, dass das eigentlich sehr geile, diabolisch keifende Organ von Fronter Henri Sattler (übrigens dem einzigen noch aktiven Gründungsmitglied) teilweise in mehreren Spuren übereinander gelegt wurde. Dadurch sind die Vocals ebenfalls sehr flach und bei weitem nicht so akzentuiert, wie sie eigentlich sein sollten. Würden der Gesang weniger monoton und der Gesamtsound differenzierter und druckvoller sein, hätte ein Song wie „Asmodeus“ sicherlich noch mal eine viel stärkere Wirkung, und auch die schnellen Passagen würden nicht akustisch im Matsch versinken. „The Judas Paradox“ ist bei weitem kein schwaches Album, hat aber neben einigen Stücken, die der Klasse von God Dethroned mehr als gerecht werden, auch ein paar weniger starke Songs. Insbesondere leidet das Album unter dem teilweise echt missratenen Sound, und ist somit es in Anbetracht meiner hohen Erwartungen insgesamt leider eher enttäuschend.

Wertung: 7,5/10
Autor: Felix Schallenkamp