Heavy Hamburg Halloween
Hamburg, Markthalle, 29.10.2022
Nach mehrfacher Verschiebung des Events (wir alle wissen warum und wollen es jetzt nicht schon wieder durchkauen), finden wir uns nun am Samstagnachmittag in der Hamburger Markthalle zur Halloween Metal Party ein. Mit sieben Bands kann man durchaus schon von einem Ein-Tages-Festival sprechen, wie wir finden. Zu früher Stunde sind noch nicht ganz so viele Gäste da, sodass das übliche Begrüssungsritual mit den ganzen bekannten Nasen eher kurz ausfällt. Aber macht ja auch nix, wir wollen ja zur ersten Band da sein, weil wir von ihr noch nie gehört hatten und uns gern überraschen lassen. Psychopunch wirken recht entspannt heute den Opener machen zu dürfen, aber für große Aufgeregtheit ist erstens eh noch zu wenig los, außerdem sieht man den Schweden doch etwas Bühnenerfahrung an. Musikalisch geht’s hier erst mal weniger metallisch zu, sondern eher im Stil des typischen schwedischen Schweinerocks, à la Gluecifer oder ähnliches. Man könnte auch an Misfits denken (nur eben ohne Horrorthema, aber da sollten ja später noch The Other in die Kerbe schlagen). Langsam füllt es sich auch und die Band hat auch ihre sieben bis zehn Fans im Publikum. Kein Opener, über den man sich beschweren muss. (Janosch Besen.)
Überraschenderweise spielt als zweite Band schon Portrait, wobei man eigentlich dachte, dass die aufgrund des aktuellen und bockstarken Albums „At One With None“ aus dem letzten Jahr, doch höher auf dem Spielplan stehen müssten. Aber okay, ich bin ja eh ein Freund davon, auch die Hochkaräter mal auf den frühen Positionen zu sehen, da sich dann auch mal das Venue ein wenig füllt und nicht nur der Raucherbereich. Aktuell ja mit Satan auf Tour (die ja nachher auch noch ran dürfen), merkt man den Schweden an, dass sie ihr Set absolut routiniert drauf haben. „Beast Of Fire“ zündet schon mal mächtig und Frontman Per inszeniert das Ganze auch mit den entsprechenden Gesten. Aufgrund der knapp bemessenen Spielzeit von nur 35 Minuten müssen leider einige Kracher vermisst werden, aber sehr guter Gig, bei vollem und mächtigem Sound, der tatsächlich auch weiter vorne vor der Bühne noch gut ankommt. Sound können ’se hier inner Markthalle. Aber nach sechs Stücken, wenn ich richtig mitgezählt hab, ist auch wieder Schluss. Schlag auf Schlag geht’s hier. (Janosch Besen).
Nach einem ersten Bier seit mehr als zweieinhalb Jahren in der Hamburger Markthalle machen wir uns auf den Weg in den mäßig gefüllten großen Saal. Die erste für mich interessante Band sind heute Wytch Hazel aus Lancaster, England. Das christliche Heavy Rock Quartett steht wie immer in weiten, weißen Oberteilen und Spandex Hosen auf der Bühne. Alleine damit fallen sie heute schon aus dem Rahmen, ebenso mit ihrer im Vergleich zu den anderen Bands ruhigem Metal. Dennoch oder gerade deswegen geben die Vier von Beginn an Gas. Mit Songs wie „Archangel“ oder dem balladesken „Wait On The Wind“ können Wytch Hazel schnell die Menge auf ihre Seite bringen. Die Jungs sind super drauf und haben einen fetten und kraftvollen Sound. Echt top, was der Soundmann hier zaubert und ich bewundere, wie sich diese Band in den letzten Jahren entwickelt hat. Ihr letztes Album „III: Pentecost“ ist für mich mit Abstand das beste ihrer Laufbahn und lief eine Zeit lang in Dauerschleife bei mir. Davon gibt es dann noch das mächtige „Spirit And Fire“, bei dem gefühlt die halbe Meute Fronter Colin beim Refrain unterstützte. Was für eine Magie, die sich hier in der Markthalle breit macht. Viel zu schnell ist mit dem Track „Wytch Hazel“ auch schon das Ende dieser Ausnahmeband gekommen. Die Zeit drängt und vor Beginn des letzten Songs kommt vom Stage Manager Daniel das Zeichen, zum Ende zu kommen. Sehr, sehr schade, denn die Insulaner haben heute mächtig Eindruck und Glanz hinterlassen. (Tino Sternagel-Petersen).
Als nächstes stehen für uns alte Bekannte auf der Running Order. Die NWoBHM Legende Satan haben wir vergangene Woche schon in Holland auf dem Heavy Metal Maniacs Festival abgefeiert und heute dürfen wir dem Tourabschluss von Brian und Co beiwohnen. Inzwischen steht im Foyer wohl kaum noch jemand und entsprechend gefüllt ist die Halle. Auch Satan können mit einem sehr anständigen Sound punkten und wie immer mit einem gut gelaunten Fronter, der sofort die Menge auf seiner Seite hat. Die ein oder andere Ansage kennen wir bereits, wie etwa die zu „Twenty Five“, in der er verrät, ein riesen Sci-Fi und besonders Doctor Who Fan zu sein. Nach jedem Song hallen laute „Satan“-Rufe wie aus einer Kehle durch den Raum, auch dazu hat Brian eine kleine Story zu erzählen. Immer noch drängt die Zeit und so geht es auch zügig weiter mit dem druckvollen „Devils Infantry“ und dem Kracher des neuen Albums „Earth Infernal“, „Burning Portrait“. Wie bereits letzte Woche schon festgestellt, ist das britische Quintett in absoluter Topform. Das beweisen sie auch mit Songs wie „No Turning Back“, „From Second Sight“ und „Testimony“. So wirklich fit nach der großen C-Pause scheint aber dagegen das Publikum noch nicht zu sein, so sehen wir recht wenig Bewegung während der Songs vor der Bühne. Satan spielen sich aber den berühmt-berüchtigten Arsch ab und haben sichtlich Spaß an ihrem letzten Tourtag. (Tino Sternagel-Petersen).
Nun kommen wir wieder zu einer der Bands, die uns im Vorfeld eher unbekannt war. The Other hörten sich beim Antesten zu Hause schon eher so an wie klassischer Horrorpunk der Sorte Misfits etc., zumindest für einen wie mich, der eher weniger mit sowas zu tun hat. Die Kölner haben einen recht schweren Stand, so direkt nach Satan, wobei, das hätte wohl JEDE Band, die nach Satan ran muss. Sänger Rod Usher sagt auch selbst, er sei überrascht auf einem solchen eher Heavy Event spielen zu dürfen und hofft, dass wir trotzdem etwas Spaß haben. Und den haben wir auch. Die Bühnenoutfits sind genretypisch jetzt zumindest mal etwas, was an eine Halloween Party erinnern lässt. Es ist aber doch deutlich spürbar, dass ein Großteil des Publikums nach Satan eine Pause brauchte und so ist der Saal eher spärlich gefüllt. Die Jungs und Mädels, die aber vor der Bühne stehen, machen ordentlich Party und es gibt auch viele textsichere Zuschauer. Coole Band für so ne Halloweenparty, hat uns Spaß gemacht. (Janosch Besen).
Nach einem nun doch schon längeren Spätnachmittag -/Abend sind wir schon beim Co-Headliner angelangt. Night Demon haben ja auch irgendwie eine gewissen Tradition hier beim Heavy Hamburg Halloween (Zwinker). Die Jungs aus Kalifornien nehmen das Halloween Thema auch sehr ernst und entern die Bühne allesamt in mexikanischen Wrestler Outfits, mit den typischen Masken und Capes. Sieht lustig aus, verliert sich aber auch irgendwie, weil in der ganzen Markthalle ja nix anderes auf Halloween gestylt wurde. Musikalisch braucht man zu Night Demon wohl auch nicht mehr viel zu sagen, das dürfte tatsächlich jedem Metal Fan in Europa so langsam mal begegnet sein und wer sagt, dass hier nicht mit Volldampf und High-Energy auf der Bühne um sich geschossen wird, der lügt. Man kann Night Demon zwar (in Nicht-Pandemie-Zeiten) gefühlt jede Woche in Deutschland bzw. Europa sehen, was deren Show oder Songs aber nicht schlechter macht. Die letzte, richtige Full-Length ist nun aber auch schon fünf Jahre alt, aber es kamen ja doch ein paar Singles und Compilations danach. Hier im Set bringen die Jungs aber mal wieder auch alle Klassiker wie „Screams In The Night“, „Full Speed Ahead“, „Heavy Metal Heat“ oder vom „Darkness Remains“ Album „Dawn Rider“ unter. Immer wieder beeindruckend, wie viel Power das Trio versprüht. So geht das Set nach gut einer Stunde nass geschwitzt, sowohl vor als auch auf der Bühne (Respekt, denn die Masken sind noch an) zu Ende. (Janosch Besen).
Vielen Gästen ist es gegen 23:00 Uhr wohl schon fast zu spät, oder sie haben sich bei Night Demon zu sehr verausgabt, denn als Primordial auf die Bühne kommen, ist es nicht headlinertypisch prall gefüllt in der Markthalle. Wir müssen auch gestehen, dass wir hier heute auch nicht unbedingt die richtigen Redakteure für Primordial sind. Das liegt aber eher daran, dass die Band bislang immer an uns vorbeigegangen ist. Ich kann für meinen Teil aber Besserung geloben, denn mich haben die Iren sehr positiv überrascht. Mit acht Alben haben die Dublinesen ja auch schon einiges im Katalog stehen, ich hab also in naher Zukunft was vor. Die fünf Jungs machen ordentlich Lärm und erzeugen eine atmpospährisch dunkle Soundwand, die sich in unsere Gesichter schiebt. Fronter Alan trägt dann mit seinem Auftreten noch eine ordentliche Portion Horror mit bei. Manchmal kommt der Gute mir etwas übermotiviert vor, aber naja, besser über- als untermotiviert. War der Kaffee wohl etwas stark Backstage. Entschuldigt also, dass ich jetzt nicht wiedergeben kann, welche Songs gespielt wurden, da ich die meisten ja zum ersten Mal gehört habe. Aber wie gesagt, sicher nicht zum letzten Mal. Gelungener Abschluss für einen tollen Festivaltag und an alle, die früher gegangen sind: schaut euch den Stream an, wenn es ihn noch gibt, oder andere Videos, es lohnt sich! Alles in allem kann man sagen, es war mal wieder ein gelungenes Fest in der Markthalle. Ob zu Heavy Hamburg Halloween das Halloween-Thema noch ausgebaut werden müsste: Wenn dann nur im Bühnenbild oder der Dekoration bitte, nicht bei den Bands. Die genrefremden Bands waren zwar gut und unterhaltsam, aber ich hätte mich über längere Spielzeiten bei Satan und vor allem Portrait deutlich mehr gefreut und so war auch der Tenor von den meisten, mit denen ich gesprochen habe. Wir sehen uns also nächstes Jahr bestimmt wieder!
Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Janosch Besen
Pics: Janosch Besen