HEAVY METAL ADDICTED – criminal ways

Bei den Worten Heavy Metal Addicted, also Heavy Metal süchtig, denke ich sofort an den Schweden Roger Tullgren, dem 2015 erstmals überhaupt offiziell seine Sucht nach harten Klängen diagnostiziert und gerichtlich anerkannt wurden. Das ist kein Scherz und er darf nun ohne benachteiligt zu werden, auf der Arbeit tragen, was er will und bekommt frei, um auf Konzerte zu gehen.

Bei Heavy Metal Addicted handelt es sich in diesem Fall aber um ein brasilianisches Trio, das sich mit ihrem Debüt Criminal Ways zu Wort meldet. Laut eigener Aussage, sind die Drei nicht nur eine Band, sondern eine Gang mit geladenen Waffen, um gegen Religion, Politik und gesellschaftliche Unterdrückung zu kämpfen. Eine Parallele ist also dennoch zu erkennen und um das Klischee noch weiter auszunutzen, setzen sich die Südamerikaner auch für die Legalisierung von Drogen ein. Ok, wer es braucht. Mir persönlich reicht als Rauschmittel das Donnern von Metal aus den Boxen. Das Erstlingswerk umfasst acht Songs und ist oldschoolig auf Tape oder für fortschrittliche Headbanger als Download erhältlich.

Das rund sechsundzwanzig minütige Drogenintermezzo wird eröffnet von einem coolen Intro, welches in der Flucht vor der Polizei mündet. Dies Intro “(We’re) Heavy Metal Addicted” ist ein nettes Blackened Thrash Geballer mit minimalster Abwechslung. Das Ganze geht schön stumpf auf die Glocke. Simple Gitarrenriffs und ein keifender Fronter Hëllish… The Killër versohlen einem mächtig die Ohren. Im folgenden Titelsong haben die drei Jungs ein etwas deplatziert wirkendes Basssolo eingebaut, was mich verdutzt aus der Wäsche gucken lässt. “It’s Your Time To Say Goodbye” klingt vom Gesang her schwer nach Athenar, was ich sehr cool finde. Darauf folgt das gut zweiminütige Akustikgitarren Instrumental “Outlaws”, das etwas Ruhe in die Sache bringt. Als krassen Gegensatz dazu muss man sich bei “Fuck The Cop’s (A.C.A.B)” nicht nur wegen des Tempos anschnallen. Immer mal wieder werden die Songs von netten blutigen Intros eingeleitet, wie etwa in “One More Road, One More Fight (Satanic Blues Session)”, der mich streckenweise schwer an eine bluesige Version von Implaed Nazarenes “Blood Is Thicker Than Water” erinnert. Damit ist der schleppende, hasserfüllte  Nackenbrecher auch mein Highlight der Scheibe.

Final muss ich sagen, dass ich mir nach dem Namen etwas komplett anderes unter Heavy Metal Addicted vorgestellt hätte. Dennoch finde ich “Criminal Ways” recht gut, besonders weil das Trio es mit ihren Akustikgitarrenparts immer wieder schafft, die Stimmung aufzulockern und den südamerikanischen Flair super rüber zu bringen. Qualitativ wäre hier mehr möglich gewesen, daher gibt es noch von mir noch Abzug in der B-Note.

Wertung: 7,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen