Heavy Metal Fans Festival 7

Hohenlimburg, Werkhof, 26.09.2025 – 27.09.2025


Tag 1, 26.09.2025: Biwo, Ignition, Space Eater, Ambush.

An diesem Wochenende fahren wir ins nahegelegene Hohenlimburg. Also nicht zu einer der vielen Parallelveranstaltungen wie in Gladbeck. Zwar laden dort auch die Kumpels mit Depredation zum Gastspiel, aber statt der dort immer spielenden Veranstalterband zu x-ten Mal beizuwohnen, geht es lieber in Richtung Sauerland zu einem sehr ansprechenden Billing. Außerdem ist eine Festivalanreise an einem Freitag ohne Stau auch mal sehr angenehm. Als Eröffner des Festivals gibt sich eine Band mit dem Namen Biwo die Ehre. Zur frühen Zeit ist es noch recht leer vor der Bühne, als der Vierer recht statisch seinen Melodic Metal zum Besten gibt. Zwar kommen zu den rough geshouteten Vocals die Chöre nicht immer auf den Punkt, aber das epischere „Mother Earth“ kann schon Wirkung entfalten. Durch seriöses Riffwerk kommen die Songs in den Strukturen schon ziemlich cool rüber, an der Darbietung wächst die Band noch, die am coolsten im erdigen Midtempo kommt. Es wäre gut, dass es draußen noch ein wenig hell ist, denn dann brauchen wir ja keine Angst haben, meinen sie in ihrer Ansage zu „Alone In The Dark“, die übrigens immer sehr freundlich formuliert werden. Das ergibt schon mal anständigen Applaus und wir gehen auch ohne Angst in das letzte Stück „Into The Night“. Aber es geht noch nicht von der Bühne, bevor Shouter Sven die Band vorgestellt hat. Dann senkt sich eine breite Leinwand vor der Bühne für Veranstaltungshinweise und versperrt den Blick für den Umbau. (Joxe Schaefer)


Den muss man auch nicht dringend sehen, aber bloß zwei Projektionsbilder, die sich kurzgetaktet auf der Leinwand abwechseln, hat man schnell auswendig gelernt. Ignition fangen schon an, als sich die Leinwand noch hebt. Nun bekommen wir ein zünftiges und unpeinliches Metalbrett vor den Latz. Damit wird der Konzertabend schon mal tighter und auch etwas schneller, und der Werkhof inzwischen auch etwas voller. Live gesehen haben wir die Duisburger zuletzt im Februar in Wuppertal zusammen mit Spitfire und Blackslash. Die Ruhrpottler machen was los, und die Fans feiern das zügige „Warrior Of The Night“ wie das thrashige „The Rise“. Ansagen wie „Lasst ihr euch gerne anschreien?“ regen ebenso zum Schmunzeln an, wie die Frage, ob wir hier schon im Sauerland wären. Frei nach der hier in Kürze noch auftretenden Deutschrockband Zoff aus Iserlohn seien die Mädchen dort noch wilder als die Kühe, doch ob das damit hier in Hagen schon losgeht, konnte vor Ort nicht abschließend geklärt werden. Solche Ansagen sind zwar lockeres Entertainment, geraten aber auch etwas zu lang, wenn man Metal will. Nach „We Are The Force“ folgt ordentlich lauter Applaus und wir vernehmen sogar Rufe nach Zugabe. Und die gibt es auch, und für „Unstoppable“ wird nochmal die Leinwand wieder hochgefahren. Der harte Kern feiert vor der Stage mit Hey-Rufen zu Fistraising ab. Das war eine Stunde kurzweilige Metalunterhaltung. (Joxe Schaefer)


Ein Song von Gamma Ray heißt auch so wie die Thrasher aus Serbien. Die Älteren werden sich an das „Heading For Tomorrow“ Album der Hamburger erinnern. Im Vorfeld groß angekündigt wurde die Reunion von den speedliebenden Space Eater aus Serbien, die „Unjacked“ auch nicht zu langsam bringen. Cool kräftige und leicht angeraute Singvocals geben wie die akustischen Klänge in „Merciful Angel“ ein bunteres Bild ab. Auf „The One“ mit seinen Twinleads folgt „A Thousand Plagues“ und die Oberabrissbirne „FAA“, bevor ihr Anthem den Sack zumacht. Wäre jetzt nicht schlimm gewesen, wenn die Frontbretter öfter mal die Bühnenseiten gewechselt hätten, brachten aber ziemlich punktgenaues Gezocke. Gut, dass der Vierer tatsächlich Vinyl am Merch anbietet. Echt starke Darbietung. Hoffentlich hören wir von den Serben bald mehr, einen nahtlos ins Bild passenden neuen Song haben sie hier und heute immerhin schon gebracht. Das war die beste Band bis jetzt, da sind wir uns nach den fünfundsechzig Minuten einig. Aber schauen wir mal weiter, denn jetzt gibt es noch schwedisches Priestfeeling. (Joxe Schaefer)


Nach dem Abriss der Serben, steht für uns direkt das nächste und letzte Highlight des Tages auf dem Programm: Ambush. Die Schweden haben gerade erst ihr langersehntes, viertes Studioalbum auf den Markt gebracht. Mit leichter Verspätung erhebt sich kurz nach zehn Uhr die Videoleinwand, die einen ungestörten Umbau und Soundcheck gewährleisten soll. Los geht es mit einem meiner Lieblingssongs, „Firestorm“. Die Jungs sind bei bester Laune und haben sichtlich Spaß in den Backen, selbst bei Aushilfsgitarrist Alex, der sich leider nach seinem Ausstieg bei Bullet sehr rar gemacht hat. Umso mehr freut es mich, ihn mit Ambush bei einem solch energiegeladen Abend zu sehen. Aber zurück zum Thema. Nach einem fulminanten Einstieg geht es direkt mit dem nächsten Kracher „Possessed By Evil“ weiter, gefolgt vom Titeltrack des neuen Albums „Evil In All Dimensions“ und dem Folgesong „Maskirovka“. Es ist absolut erstaunlich zu sehen, wie sich diese Band die letzten Jahre entwickelt hat und was für ein professionelles Level Ambush erreicht haben. Sei es ein stimmgewaltiger Fronter Oskar, oder das synchrone Axtposing, was übrigens sogar Alex drauf hat. Hier wird heute mal wieder ein Ausrufezeichen in Sachen Heavy Metal gesetzt! Mit „Desecrator“ und dem Stampfer „Hellbiter“ geht es weiter im Text und Ambush haben bereits seit Beginn die Meute vor der Bühne in ihren Bann gezogen, wie man an den Reaktionen sieht. Aber wenn man so starke Songs wie „Master Of The Sea“, „Infidel“ oder „Close My Eyes“ im Köcher hat, auch kein Wunder. Ambush geben alles und so darf auch heute zum Finale natürlich „Natural Born Killers“ nicht fehlen, genauso wenig wie das speedige „Don’t Shoot“ als krönenden Abschluss des heutigen Tages. Diese unglaubliche Power und Spielfreude, die hier von der Bühne kommt, bleibt mal wieder unerreicht und somit stehen Ambush, nicht nur für mich, als ungeschlagene Tagessieger fest. Nach einem gemeinsamen Bier mit den Jungs geht es für uns ab auf die Matratze und wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten Tag, wo wir Ambush auf dem Erntedrunkfest ein weiteres Mal abfeiern können. (Tino Sternagel-Petersen)


Tag 2, 27.09.2025: Selfdevoured, Ra’s Dawn, Comaniac, Ironflame

Wir schreiben nun Tag zwei und es gibt wieder keinen Kaffee. Was solls, irgendwas ist ja immer. Immerhin spielen Selfdevoured aus Wuppertal auch schon eher zum Abendbrot auf, dazu würde Wasser oder Bier eh besser passen. Die Band ist seit zwanzig Jahren dabei, hat mit „Misanthropic Harmonies“ ein Album raus und spielt auch einen neuen Song vom nächsten Album, das aber noch nicht erschienen ist. Der Fünfer macht gleich gut Dampf und legt härtegradtechnisch schon mal gut vor, dass er als wahrscheinlich härteste Band dieses Festivals über die Ziellinie geht. Der sich noch füllende Laden kommt langsam in Bewegung, als der Puncher „Acrimonious Existence“ mitten auf die Fresse gibt. Zu schnell werden sie nicht, jedoch verzeichnen wir mit „Storm Of Wrath“ schon wieder zügigere Takte. Für einige scheint Death Metal grad noch nicht adäquat zu sein, dass am Rand die ersten Bundesligaergebnisse gecheckt werden. Doch dann ist wahrscheinlich grad ein Bus gekommen, denn beim letzten Song „Body Count“ wird es plötzlich vor der Bühne deutlich voller, obwohl es sich dabei um keinen Coversong handelt. Nach fünfzig amtlichen Minuten wird die Leinwand runtergefahren. (Joxe Schaefer)


Nachdem wir vor der Bühne die gleiche Umbaupausenmusik wie gestern auf die Ohren bekommen haben, treten Ra‘s Dawn zusätzlich mit Shouter Dennis von Dragonsfire an. Die beiden an den Mikros harmonieren gut zusammen und feuern sich auch gegenseitig in ihrer Performance an. Alle sechs Leute auf der Bühne beeindrucken von vorne weg. Es wird auf viele Melodiebögen gebaut und die Gitarristen teilen sich die Soli. Das kleine Podest vorn wird auch von der Stringfraktion genutzt, dessen Arbeitsgeräte übrigens nicht unbedingt Kopfplatten benötigen. Rauchsäulen vernebeln die Szenerie, im Gegensatz zu dem klaren Sound, denn der bleibt gestochen scharf. Die Band verzettelt sich trotz Proganmut nicht in Gefrickel, sondern legt lieber erdige Fundamente. Trotz Synthies aus dem Back in „Anubis“ und dem älteren „Flame Of War“ ertönen deutliche Rufe nach Zugabe. Für noch einen Song wurde die Pausenmusik wieder ausgedreht, und mit „Sorayas Eyes“ von „From The Vile Catacombs“ Album kommen die Koblenzer nun auf satte sechsundsechzig Minuten Spielzeit. Leinwand wieder runter. (Joxe Schaefer)


Obwohl die Schweizer Thrasher von Comaniac mit einem eher zärtlichen Intro an den Start gehen, werden sie mit ihrer Kante vermutlich heute die beste Band werden. Nach ihren Auftritten mit Overkill 2017 in Bochum und mit ihren Freunden von Ironflame 2019 in Hamburg wissen wir um ihre Qualität, aber bleiben wir zunächst mal cool und warten den Druck ab. Doch offensichtlich sehen das so manche Besucher ähnlich, denn sofort entsteht ein Pit vor der Stage. Riffs werden aus Angriffshaltung abgefeuert und es gibt immer wieder Pits. Die vier Langhaarigen liefern aber auch ein tightes Thrashbrett, dass es knallt und ballert, wie wir uns das erhofft haben. Übrigens gibt es drei ihrer Alben am Merch abzugreifen, auch ihre Splitsingle „Iron Maniac“ mit den bereits erwähnten Ironflame. Für das Stück dieser Scheibe mit dem plakativen Titel „One Night In Essen“ werden wie auf diesem Vinyl die Sänger getauscht und bereits angedeutet, dass es beim Headliner heute noch einmal so sein könnte. „Head Of The Snake“ vom „Holodox“ Album kriegen wir noch ums gierige Maul geschmiert, dann müssen wir schon wieder damit rechnen, dass sich das heute schon häufiger beschriebene Projektionstüchlein senkt. Einfach eine klasse Vorstellung der Aargauer, nächstes Mal sind wir gerne wieder am Start! (Joxe Schaefer)


Die Veranstalter haben es vor drei Jahren schon mal versucht, den klassischen Metal-Fünfer aus Ohio ins Billing zu bekommen, doch erst jetzt hat es geklappt. Endlich. Von Ironflame Gitarrist Quinn sieht man nur fliegende Haare, kommt aber in „Marching On“ nach vorne aufs Podest. Cool auch die knallige Snare in „Legion Of Fire“. Und wie schon verraten wurde, wird „Iron Manic“ performt, die andere Seite der erwähnten Single, und zwar mit Comaniac Sänger Jonas. Mit Comaniac haben sie eben diese besagte „Iron Maniac“ Collaborationssingle gemacht, für die sie auch nicht müde werden zu werben. Ironflame Sänger Andrew mit der gewagten Tattoofrisur, der übrigens auch schon ganze Alben seiner als Soloprojekt gegründeten Ironflame allein eingespielt hat, sieht man dabei gar nicht auf der Bühne. Für den jüngst von uns gegangenen Ozzy singt er danach ein cooles „I Dont Know“ in einer Hammerversion. Etwas weniger Doublebass wäre aber zumindest in dem Song auch okay gewesen. Dann wird noch der Drache geritten und danach der Schatten des Reapers gebracht. Dieser Bandkracher kommt natürlich zum Schluss. Leider wird der Werkhof schon recht leer, mussten wohl schon welche ihren letzten Zug bekommen, während dann doch noch ein Stück zum Abschied, nämlich „Marching On“ vom ersten Album gespielt wird. Und davon auch noch die „Shadow Queen“. Und wer glaubt hat, das war schon alles, der hat nicht noch mit der „Eternal Night“ gerechnet, denn für den Song kommen die Jungs noch einmal zurück auf die Bühne, haben sich die anhaltenden Ironflame-Rufe doch noch ausgezahlt. So schnell vergehen neunzig Minuten. Bei Comaniac war es heute übrigens am vollsten, für uns auch die Band des Tages. Vielen Dank für alles, nächstes Jahr geht es weiter! Das wird am 11.-12.09.2026 sein, bestätigt sind unter anderem bereits Against Evil, Judge Minos und Hollow. (Joxe Schaefer)

Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer