Heavy Metal Revolution

Oberhausen, Helvete, 30.09.2023


Bei diesem Billing kommt ein zu Hausebleiben nicht in die Tüte. Also machen wir uns munter in Richtung Overhausen auf, uns für die Klänge feinster Heavy Metal Musik unters Pulk zu mischen. Wohl dem, der ebenfalls schon pünktlich im Keller des Hauses angekommen ist, denn wegen Abgreifen des Amethyst-Vinyls am Merch und den ausgiebigen Begrüßungen unserer Freunde und Bekannter kann das schon vorm Eingang einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Das Quintett aus der Schweiz tritt mit zwei Gitarristen an und holt uns gleich schon mit den ersten Klängen ab. Ihr Gründerzeit-Metal hat noch einige Siebziger Anleihen und kommt deshalb besonders sympathisch. Außerdem sind die Tracks ihrer Debüt-EP aus dem vergangenen Jahr eh über jeden Zweifel erhaben, das dürfen wir auch bei ihrer Live-Umsetzung eindeutig erfahren. Gemessen daran, wie die vollen Reihen vor der Bühne abgehen, haben die Eidgenossen eine deutliche Visitenkarte abgegeben, auf ähnlichen kleinen Festivals aufzuspielen. Und ohne Übertreibung dürfen wir fett die frohe Kunde raustrompeten, schon jetzt eines der heutigen Highlights gesehen zu haben. Sehr genialer Start für das Heavy Metal Revolution Fest, der besser kaum hätte ausfallen können! (Joxe Schaefer).


Ja, allerdings sei der mündige Metaller gelobt, für das heutige Billing den Arsch hochbekommen zu haben, und trotz des geilen Sonnenwetters draußen wissen wir ganz genau, dass wir hier heute im Helvetekeller absolut richtig sind. Wer nämlich auf dem Trueheim Festival war, der hat Acid Blade gesehen und weiß von den Jungs aus Dresden zu berichten. Der Fünfer begrüßt uns mit den Worten: „Wir sind Acid Blade und wir spielen Tennis“, bedient sich fleißig der Songs aus dem Reigen des „Power Dive“ Albums aus dem letzten Jahr und bringt trotz anfänglich schiefer, aber ausbaufähiger Töne, nicht nur vom Sänger mit kräftiger Hellstimme, mächtig Stimmung in den Saal. Der Rest der vierzig Minuten ihres Sets wird dann gerader und wir erleben ein tightes „Into The Light“. Markant auch ihre Idee, zwischen den Songs irgendwas weiter zu zocken, dass keine Soundlücken entstehen. Von der neuen EP spielen sie den Titelsong „Shooting Star“, der auch gleich als der Finaltrack ihres heutigen Sets in die Geschichtsbücher eingeht. Die Band wird sich demnächst neu aufstellen, denn Drummer und Sänger werden in aller Freundschaft die Band verlassen. Cooler Auftritt und wir sind gespannt, wie es weitergeht. (Joxe Schaefer).


Nach einigen Gesprächen vor der Tür geht es zügig wieder ins Helvete. Die Biertresen sind natürlich gut bevölkert und bis wir das durstlöschende Kaltgetränk in der Hand haben, haben Firmament schon begonnen und somit verpassen wir leider „On The Edge“ und einen Teil meines musikalischen Highlights dieser Band, nämlich dem epischen „Firmament“. Die Stimmung ist ausgelassen und die Temperatur bereits hoch. Dennoch geben die Leipziger wie gewohnt alles und rocken den Saal mit ihrem Heavy Rock mehr als amtlich. Mit „Hide & Seek“ und den bislang unveröffentlichten Songs „Mortal Giants“ und dem Oberkracher „Desert Plains“ steigt meine Laune auf den Höhepunkt. Firmament haben sich zu einer großartigen Liveband entwickelt, die vor Energie nur so strotzt. Als krönenden Abschluss folgen dann noch das mächtige „The Void“ und „Dreams Of Misery“. Wow, was für ein Auftritt und wieder mal bin ich absolut begeistert von dem Quintett, bislang mein absolutes Highlight des Abends, auch wenn das Schlagzeug etwas zu leise war. (Tino Sternagel-Petersen).


Auf jeden Fall stellt die nächste Band als vierte in einem Siebener-Billing den Mittelpunkt, jedenfalls ablauftechnisch gesehen. Das Publikum vor der Bühne ändert sich, offensichtlich sprechen Sphinx nicht exakt die selbe Zielgruppe an. Die Speedster drehen auf, lassen rappeln und machen schon Stimmung, aber viele gehen auch was essen in der Zeit. Fäuste gehen hoch es entsteht ein Pit, von zu wenig Action kann also nicht die Rede sein. In der thrashigen Lärmwand können wir noch kurz ein paar Takte von Deep Purples „Black Night“ erkennen, und irgendwann heißt es schon „Danke schön und ich denke mal, das war’s für uns heute!“. Und dann aber noch: „Okay, einen haben wir noch!“, danach erschallt von ihrem einzigen regulären Album „Ruthless Power“, das bis über die Ziellinie rumpelt und grummelt. (Joxe Schaefer).


Als die nächste Band unter den Scheinwerferbeleuchtungen unserer Lieblingsfestivals auftauchte, war der erste Gedanke noch sehr häufig das gleichnamige Album von Kiss aus dem Jahr 1984. Aus irgendeinem Grund haben die Franzosen von Animalize ihren Slot mit Raptore getauscht, jedoch war das eine gute Sache, wie sich noch herausstellen wird. Keine Ahnung so genau nicht, ob die Bühne hier größer ist, als am Jahresanfang im B58 zu Braunschweig, wo wir sie zuletzt gesehen haben. Nur hier in Oberhausen ist die Bühne etwas höher und wir stehen mit ihren Mötley Crüe Gedächtnisfummeln auf Augenhöhe. Zwischen ihren Songs mit französischer und englischer Sprache, mit dabei natürlich „Samourai D’Le Univers“, unterhalten uns die kecken Ansagen von Bassist und Shouter Niels, nach Zuruf von Songtiteln die Nummer schon lange nicht mehr im Programm zu haben, um sie dann aber doch zu spielen. Wesentlich verlässlicher dagegen der definitiv vorhandene Mitmoschfaktor mit so einigem Fistraising. Insgesamt eine sehr kurzweilige Angelegenheit, doch bei der nächsten Band soll noch einen draufgesetzt werden … (Joxe Schaefer).


Raptore aus dem Sonnenland Spanien haben mich im vergangenen Jahr mit ihrem zweiten Album „Blackfire“ echt vom Hocker gehauen. Dank Flo von Dying Victims habe ich nun endlich mal die Chance, dieses Quartett live zu sehen. Aus Gründen wurden die beiden vorletzten Bands kurzfristig noch getauscht, somit haben Raptore sogar die Ehre, als Co-Headliner auf der Bühne zu stehen. Mit dem Opener des aktuellen Albums „Triumphal March To Hell“ geht es direkt straight nach vorne und Fronter Nico Cattoni hat die Menge auch sofort in seinen Bann gezogen. Raptore, die als Spaniens Antwort auf Enforcer gelten, machen ihre Sache super. Auf der Bühne fliegen immer wieder die Haare und wer bei energiegeladenen Songs wie „Prisoner Of The Night“ oder „Blackfire“ da nicht mit einstimmt, ist wohl heute Abend Fehl am Platze. Auch Tracks des Debüts wie „The Flame“ oder „My Own Grave“, passen sich erstklassig in die Setlist des heutigen Abends ein, auch wenn diese überwiegend aus neuem Material besteht, was ich ziemlich geil finde. Als Abschluss wird dann noch „Death“, der auf dem „Blackfire“ Album ebenfalls den Abschluss bildet, in die begeisterte Menge gefeuert. Der Auftritt verging wie im Fluge und mich haben Raptore live genauso überzeugt, wie auf Scheibe. Alle Daumen hoch und nun geht es auf den Höhenpunkt des Abends zu. (Tino Sternagel-Petersen).


Irgendwie sind wir jetzt schon beim Headliner des heutigen Konzertabends angekommen, die Zeit verging wie im Fluge. Und es ist ein ganz Besonderer, für den so einige Fans weitere Anreisen in Kauf genommen haben. Zuletzt im Jahre 2011 im Turock zu Essen live gesehen, und natürlich auch im Jahre 2017 auf dem Der Detze Rockt Festival, haben wir es nun mit der raren Liveband Metalucifer zu tun. Die Japaner sind derzeit sogar auf einer kleinen Tour bei uns. Auch beim letzten Mal unterstützten schon Basser Martin und Gitarrist Blumi, die wir noch von Metal Inquisitor kennen und das europäische Line-up für Originalmitglied und Shouter Gezol und seinen Mitstreitern an Gitarre und Drums bilden. Rein musikalisch gibt es natürlich nichts auszusetzen, ebenso wenig an der „Heavy Metal …“ Songauswahl, bei der der „Heavy Metal Drill“, der lautstark geforderte „Heavy Metal Hunter“ und natürlich das unverzichtbare „Heavy Metal Chainsaw“ nicht fehlen durften. Dementsprechend feiert die Menge ab, es fliegen Haare, gereckte Fäuste und Pommesgabeln. Für den nächsten Gig am morgigen Abend geht es für den Tourtross im Anschluss nach Brügge und einige Besucher überlegen, dort noch einmal aufzuschlagen, um das hohe Energielevel vor der Bühne noch einmal mitzugestalten … (Joxe Schaefer).

Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer