Hell Over Hammaburg 9

Hamburg, Markthalle – 03.03.2023 – 04.03.2023


High Spirits, Desaster, Morne, Stygian Crown, Imha Tarikat, Wheel, Drowned, Hexenbrett, YXXAN, Karloff, The Ruins of Beverast, Brutus, Eurynomos, Sanhedrin, Stallion, Rumours

Ich habe mir seit Jahren vorgenommen, zum Hell Over Hammaburg zu fahren. Bisher scheiterte es immer daran, dass ich keine Lust hatte, alleine zu fahren. Dieses Jahr war mir das egal. Also schnell übers Deaf Forever Forum eine Karte gekauft, den Flix-Bus gebucht und ein Zimmer für die Nacht reserviert. Nach einer entspannten Anreise geht es um 16:00 Uhr mit Rumours los, die ich auch direkt quatschenderweise verpasst habe. Im Anschluss folgen Stallion. Wer die Band schon live gesehen hat, kennt die energiegeladene Show der fünf Jungs. Auch in Hammaburg feuert die Band nach kurzen Soundproblemen ein absolut geiles Speed/Heavy Metal Programm ab und zeigt wie gewohnt Haltung gegen Diskriminierung, indem Sänger Pauly eine Regenbogenflagge auf der Bühne schwingt und entsprechende Ansagen macht. Das Publikum feiert die Band völlig zurecht ab und die Band spiegelt die positiven Reaktionen aus dem Publikum mit absoluter Spielfreude.


Weiter geht es mit dem Powertrio Sanhedrin aus New York. Heute mit einem Ersatzdrummer, da Nathan verletzt ist. Trotzdem sitzt er am Mischpult und sorgt dafür, dass die Band einen absolut grandiosen Sound bekommt. Die Band liefert wie gewohnt traditionellen Heavy Metal und spielt Songs von allen drei Alben und ihrem ersten Demo. Die Markthalle ist gut gefüllt und das Publikum spendiert reichlich Beifall. Auch hier spiegeln sich die positiven Resonanzen des Publikums auf die Band und die Stimmung ist richtig heiß.


Jetzt wird es deutlich finsterer in der Markthalle. Am Mikroständer hängen schwere rostige Ketten, schwarze Stofffetzen & Spinnenweben. Nach kurzem Intro betreten Eurynomos um Frontmann Okkulto die Bühne und machen den Eindruck, dass sie direkt aus der Unterwelt kommen. Die Vier spielen sehr schwarzen Thrash Metal, der zwischendurch auch schleppende Parts hat. Okkulto hat das Publikum gut im Griff und die Band liefert einen starken Auftritt.


Nachdem Eurynomos eher grob zu Werke gingen, geht es mit Brutus in eine ganz andere Richtung. Die Band scheint laut Aussage vieler der heiße Scheiß zu sein. Ich kenne keinen einzigen Song der Band, bin aber sehr gespannt. Brutus sind auch zu dritt auf der Bühne und in meinen Ohren, noch etwas mehr Powertrio als Sanhedrin. Ich bin völlig überwältigt was die Band da auf der Bühne für gefühlvolle und atmosphärische Musik erschafft. Es gibt total schöne, ruhige und langsame, fast schon entspannende Parts in den Songs, die dann plötzlich und genau im richtigen Moment in schnellen und harten Rock ufern. Zwischen den Songs nutzt Sängerin und Schlagzeugerin Stefanie Manaerts ein Chimes Glockenspiel, welches auch zwischen den Songs für eine unfassbare Atmosphäre sorgt. Ich werde mir Brutus auf jeden Fall auch mal von Platte anhören und hoffe, dass die Band es geschafft hat, ihre Liveausstrahlung auch auf Tonträger festzuhalten.


Als letztes für heute kommen The Ruins Of Beverast auf die völlig nebelige Bühne und entfachen eine wahnsinnig böse und dunkle Aura. Die Band legt eine Brachialität an den Tag, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Die Mischung aus Nebel, Musik, Beleuchtung und schemenhaften Umrissen der Musiker haben eine so starke Anziehungskraft, dass die Markthalle bis zum Schluss gut gefüllt bleibt. Der erste Tag vom neunten Hell Over Hammaburg war total geil. Hätte ich gewusst, dass dort so viele bekannte Gesichter unterwegs sind, wäre ich definitiv schon ein paar Jahre eher dort gewesen.


Der zweite Tag beginnt mit den Doomern von Wheel aus Dortmund. Die Band gibt es schon recht lange, ist aber mit dem aktuellen Album sehr in den Fokus geraten. Das gebotene Liveset ist definitiv gut, aber zum Start in den zweiten Festivaltag ist mir Doom dann doch zu schleppend. Dem Publikum gefällt es dennoch sehr gut.


Im Anschluss kommen Imha Tarikat auf die Bühne und es fühlt sich an, als wenn eine Bombe explodiert und der Auftritt eine kathartische Wirkung entfacht. Die Musik wirkt so wütend, voller Hass & Aggression, die einfach rausgelassen werden muss. Die Markthalle ist gut gefüllt und man merkt Sänger und Gitarrist Ruhsuz Cellât sowie der restlichen Band die ehrliche Dankbarkeit für die positiven Publikumsreaktionen deutlich an. Zum Schluss liegen sich die vier Musiker auf der Bühne in den Armen… ein absoluter Gänsehautmoment.


Nach der seelischen Säuberung bei Imha Tarikat geht es jetzt nebenan ins Marx, wo Yxxan ihren Auftritt leider wegen ziemlich langen Schlagzeugumbauarbeiten verspätet beginnen. Das Projekt wurde von Morbid Aggressor ins Leben gerufen. Sie selber sitzt heute am Schlagzeug und hat sich für Konzerte drei Musiker dazu geholt. Die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren und es werden keine Gefangenen gemacht. Die Band hämmert ihren bestialischen Mix aus Black/Death Metal gnadenlos durch. Zwischendurch gibt es noch ein Beherit Cover. Yxxan liefern den Soundtrack für jeden blasphemischen Eroberer, der auf Rache aus ist!


Um 20:50 Uhr beginnen Desaster und feiern eine fette Black/Thrash Party. Infernal hat die ganze Zeit ein fettes Grinsen im Gesicht, Sataniac führt souverän durch den Abend, Hont verdrischt die Felle wie kein anderer und Odin post was das Zeug hält. Ich glaube Desaster können keine schlechten Konzerte spielen. Das Publikum feiert die Band total ab. Zur Feier des Tages und weil Odins langjährige Freundin Diana den Song so mag, wird „In A Winter Battle“ gespielt. Zu „Metallized Blood“ kommt der langjährige Freund der Band und Desaster Ultra Samme Johansson auf die Bühne und unterstützt Sataniac am Gesang. Als Rausschmeißer gibt es „Speak English Or die“ und alle sind gut drauf. Für mich geht es um kurz vor Mitternacht zum Bus und ab nach Hause. Das Wochenende war ein voller Erfolg. Geile Organisation, geile Location, geile Bands und alte und neue Leute getroffen. Weiter geht’s mit dem 10. Hell Over Hammaburg am 01.-02.03.2024. Mein Early Bird Ticket hängt an der Pinnwand.

Autor & Pics: Matze Fittkau