Hell Over Hammaburg Warm-Up

Hamburg, Kulturpalast, 05.03.2020


Ja, es ist schon wieder so weit, das Hell Over Hammaburg steht vor der Tür. Wie gewohnt soll hierzu die Warm-Up Show im besten Laden der der Hansestadt stattfinden, dem Bambi Galore in Billstedt. Da im Vorfeld allerdings wirklich viele Leute Tickets gekauft haben, hat man sich entschieden, die ganze Nummer in den großen Bruder vom Bambi, den Kronensaal des Kulturpalastes direkt nebenan zu verlegen.

Punkt 19:00 Uhr legen die Kanadier von Iron Kingdom auch schon los. Und wie. Aussehen und Posen können sie schon mal wie die Großen, aber man merkt schnell, dass auch musikalisch nicht viel dazu fehlt. Mundgerecht werden saftige Melodien mit gratis Double-Bass Geböller geliefert. Macht Laune, denn auch die Jungs, und vor allem das Mädel, haben sichtlich Spaß inne Backen und machen ganz schön Alarm auf der Bühne. Stageacting, bei dem man sich fragt, wie da die Luft noch ausreicht, um so tight zu spielen, wie Iron Kingdom das eben gerade tun. Das klingt auch alles deutlich härter und satter als auf Platte, gefällt mir! Stark sind die immer wiederkehrenden Dreier-Chor Refrains wie etwas bei White Wolf. Der angekündigte Song „Invaders“ hat ohrenscheinlich erstmal nix mit dem Maiden-Stück zu tun, schiebt aber trotzdem ordentlich und im Songverlauf sind dann doch ein paar Maiden-Anleihen rauszuhören. Viel Spandex, viel Leder, viel Nieten, viel Cowboystiefel … man weiß schon am Erscheinungsbild, wohin die Reise hier geht. Gut so! (Janosch Besen).


Pünktlich betreten auch Midnight Force aus Glasgow mit ihrem Oberhausener Gitarristen Ansgar die Bühne. Fronter und Stilikone John hat inzwischen sein früheres Bühnenoutfit im Mittelalter-Style an den Nagel gehangen und trägt mittlerweile Schlaghose, ein dekoratives Halstuch und eine riesige Sonnenbrille. Mit dem Kracher „The Scarlet Citadel“ vom Debüt geht die Geschichtsreise los. Das Publikum wird öfter angefeuert zum Fistraising, was die Menge auch gerne tut. Midnight Force haben sichtlich Spaß an der Crowd, die heute für Hamburger Verhältnisse euphorisch agiert. Wie gewohnt sind die meisten Songansagen ausschweifend und bilden zusammen mit dem jeweils folgenden Song eine kleine Geschichte. Der episch, kauzige Sound füllt die Halle mit einer unvergleichlichen Atmosphäre. Eine geile Songauswahl aus den beiden Alben feuert die gute Stimmung weiter an. Tracks wie „The Doom Of Kiev“, „Witchfinder“ und das mächtige „Down With The King“ machen absolut Laune, was man auch am Dauergrinsen des auf Socken spielenden Bassers Brenden während des gesamten Gigs ablesen kann. Midnight Force liefern einen erstklassigen Auftritt ab, die Menge vor der Bühne nimmt diese Energie gut auf und feiert den Vierer absolut zu Recht ab. Der optisch an Frank Zappa erinnernde John ist super bei Stimme und jeder Ton sitzt bis in die letzte Höhe. Nach rund vierzig viel zu schnell vergehenden Minuten ist dann leider auch schon Schluss und der Weg an die Tränke ist jetzt erst mal Pflicht. (Tino Sternagel-Petersen).


Seit dem KIT 2019 konnte ich es nicht abwarten, die Australier endlich wieder live zu sehen. Zurecht wurde die Debüt Scheibe „Gates Ajar“ überall abgefeiert und ich war total angetan vom Sound und dem Songwriting. Endlich mal was anderes und nicht wieder das zum siebten Mal Aufgewärmte vom siebten Mal Aufgewärmten. Beim Keep It True Festival haben sie dann schon gezeigt, dass sie auch live absolut überzeugen. Das einzige Problem war die frühe Spielzeit, sodass zwar viele Leute da waren, aber die Augen noch nicht so ganz offen hatten. Anders heute im Kronensaal. Perfekte Uhrzeit und gerammelt volle Bude, so gehört sich das! Sabïre legen dann auch von der ersten Note an los wie die Feuerwehr! Mit „One For The Road“ feuern Sabire direkt mal einen Gassenhauer vom „Gates Ajar“ Album raus. Direkt danach wird zu Hilfenahme des Schildes der Titel „To Hell Or Bust“ abgefeiert. Mein lieber Scholli, geht hier die Post ab. Das komplette Bühnenbild ist perfekt durchdacht, hier passt einfach alles wie der Arsch auf den Eimer. Dann gibt es kurz technische Probleme und es wird am Gitarrenamp rumgefummelt. Danach klingt dann auch alles wieder gut und mit „Black Widow“ und „Demons Calling“ hinterher ist dann eh schon wieder jegliche Zwangspause vergessen. Geht das noch geiler? Ja! Auch neue Songs wie z.B. „Mistress Mistress“ zünden perfekt und dann kommt „Slave Of The Whip“ hinterhergeschoben. Man ey, haben die eigentlich nur geiles Material?! Kurze Showeinlage mit einer mit Schnaps befüllten Supersoaker Wasserknarre, mit der in die Menge geschossen wird, muss sowas wirklich sein? Nö, is aber trotzdem geil! Danach kommen noch der Übersong „You’re Fucking Hell“ und allerspätestens jetzt haben sie bei restlos jedem im Saal gewonnen. Den Abschluss bildet dann das großartige „Rise To The Top“ und ich denke, dass sie das längst getan haben. Grandioses Konzert, wohl eine der coolsten Shows, die ich seit langem gesehen habe. Bitte mehr von solchen Bands und solchen Shows! (Janosch Besen).


Der Kronensaal hat seine Betriebstemperatur längst erreicht und nach dem energiegeladenen Auftritt von Sabire scheint es keine leichte Aufgabe für den heutigen Headliner Riot City zu sein, das noch zu toppen. Doch von der ersten Sekunde an ist klar, dass die Kanadier absolut verdient den letzten Slot des Abends besetzen. Das Quartett gibt Vollgas und es scheint, als würde ein Vulkan ausbrechen. Sogar das Intro vom Band wird von der Band vorzeitig beendet und mit „The Hunter“ geht stilecht die Jagd los. Die Band hat richtig Bock und alle zocken sich mit einem breiten Grinsen und ungläubigen Blicken durch die ersten Tracks der Setlist. Das Publikum rastet bei „Steel Rider“ aus und „Burn The Night“ schießt wie eine Gewehrkugel durch den gut gefüllten Saal. Das Publikum hat noch mächtig Energie und jede Aufforderung zum Mitmachen von Frontsirene Jordan wird sofort umgesetzt. Was für ein Abriss und was für eine Steigerung zum letzten Auftritt, dem wir am vergangenen Wochenende auf dem Brofest in Newcastle, England beiwohnten. Dort spielten sie ihr Europadebüt und hatten leider keinen solch guten Sound wie wir es heute erleben. „In The Dark“, den die Jungs ihrem 2016 verstorbenen Drummers Ty Gogal widmen, „Tyrant“ oder der Krachernummer „The Sentinel“ durchschneiden die brütende Hitze des Kronensaals. Selbst dem ein oder anderen ist bei diesem Auftritt nach Crowdsurfing zu Mute. Nach dem letzten Track der Setlist „Halloween At Midnight“ werden die Jungs wie die neuen Superstars vom Publikum bejubelt. Doch bevor Riot City endgültig die Bühne räumen, darf die ganze Menge noch beim Grim Reaper Cover „See You In Hell“ seine Stimmbänder ein letztes Mal quälen und die Matte kreisen lassen. Dazu hält Gitarrist Cale auch Mal sein Mikro in die Menge. Was für ein Auftritt und Siegeszug der Kanadier … unglaublich!

Mit einem breiten Grinsen verlassen die Metaller den großen Saal, um im Kellergewölbe des Bambi Galore bei der After Show Party die letzten Reserven auszupowern. Ein mehr als würdiger Start in das bevorstehende Hell Over Hammaburg Wochenende. (Tino Sternagel-Petersen).

Autor: Tino Sternagel-Petersen, Janosch Besen
Pics: Tino Sternagel-Petersen,