HIGH SPIRITS, ARGUS, NIGHTFYRE, HORNADO

Münster, Sputnikhalle, 10.09.2017


hornado

Na gut, dann gehen wir eben mal auf einen Sonntag in die Sputte. Viel anders kann der mündige Metaller auch nicht handeln, wenn vier Bands trendfreien Metals auf dem Plan stehen. Den Anfang machen allerdings Hornado aus Bonn, die auf ihrem 2016er Debütalbum “Wild Temple” anständiges Songwriting und gute Ideen vorweisen können, diese jedoch live auf dem diesjährigen Festival Der Detze Rockt nicht fehlerfrei und treffsicher rüberbringen konnten. Am heutigen Tage eröffnen sie den Abend mit “Masters Of Metal” und es sieht so aus, als bauten sie auf ein solides Rhythmusbrett. Im Mittelpunkt steht Shouter David, heute im Shirt von Messerschmitt. Seine Stimme muss man schon mögen und wenn die Töne sitzen, zieht man sich den Beifall der Audienz zu – und es wurde applaudiert. Sie erkämpfen sich zusätzlich noch ein paar gereckte Fäuste. Doch es werden längst nicht alle Töne exakt getroffen. Das sagen besonders die Gäste, die draußen beim Rauchen stehen. Jedenfalls  geht mein Favorit “Creature In The Deep” anstandslos über die Ziellinie.


nightfyre

Die Jungs von Nightfyre haben am Wochenende zuvor gerade erst auf dem Spirit Of Metal in Hamburg gespielt und die Audienz schwer beeindruckt. Es würde mit dem Teufel zugehen, wenn das heute bei ihrem Heimspiel anders wäre. Nach dem  Gewitterintro wird “Hunting The Night” schon mitgesungen und mächtig abgerockt. Na klar, der Vierer hat ein Heimspiel vor eigenem Publikum. Die großen Bands im Metal liefern immer Steilvorlagen und so kann es der Jensenbassmann nicht verleugnen, zwei oder drei Posen von Steve Harris abgeschaut zu haben. Überhaupt scheint der Junge unheimlich gerne in den Rauchsäulen zu stehen, die immer wieder an vorderster Bühnenkante abgeschossen werden. Wenn er nicht gerade zu einem ausgiebigen Publikumsrundgang unterwegs ist und irgendwo draufklettert. Auf der Bühne werfen sich die Gitarristen Leads und Soli zu, besonders im neuen Track “From Fortune To Ruin”, und lassen sich wie im Titelstück “Live High” zu einigen Doppelhalsposen hinreißen. Letztendlich fliegt passend nach “Mistress” ein BH auf die Bühne, der natürlich an des Jensens Mikrofonständer gehangen wird. Die Band bedankt sich zigmal bei der Audienz und verlässt nach “Nameless Warrior” die Bühne wie nach einer gewonnenen Schlacht.


argus

Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Argus gaben, sind dies hier die US Amerikaner. Es ist schon einige Zeit her, als wir den Fünfer zuletzt live gesehen haben. Inzwischen haben die Jungs das vierte Album “From Fields Of Fire” raus, gerade vor zwei Tagen veröffentlicht. “As A Thousand Thieves” und “You Are The Curse” stammen von diesem Album, aber das ältere “Wolves Of Dusk” wird vom stimmgewaltigen Shouter Brian angeführt, sein favorisiertes Livestück zu sein. Der Mann setzt seine Röhre gut in Szene und bekommt ganz locker bis in die letzten Reihen alle Pommesgabeln hoch. Mehr Action macht der sehr agile Basser, der noch weiter nach vorn an den Bühnenrand geht und offensichtlich am liebsten über die Monitorboxen springen würde. Sicher man hört auch nicht zu wenig Bass im Gesamtsound. Auffällig ist heute auch, wie viele Besucher sich mit dem Merchandise der Band eindecken und stolz ihre erworbenen Artikel den anderen Besuchern präsentieren. Darunter auch ein skurriler Bieruntersetzer aus Holz. Seven-Inch Sammler haben schon 2015 bei der “Death Hath No Conscience”  zugeschlagen. Sie haben wohl einiges richtig gemacht, diese Argus.


high spirits

“Hello my name is Chris, these are my friends and we Play Rock ‘n’ Roll”, stellt er sich und seine Jungs wieder vor, denn die Amis von High Spirits sind nun schon zum zweiten Mal in der Sputnikhalle, muss ihnen wohl gefallen hier, haha. Die Mannen um Chris Black haben just eine EP mit vier Tracks raus, und ihr großer Obermerchkäufer aus dem hohen Norden hat schon zugeschlagen. Auf den Brettern werden die Uptempoknaller “Flying High”, “Torture” und “Full Power” gezockt und postwendend ist sofort Gezappel im Saal. Die weißen Hosen lassen nichts anbrennen, auch wenn “Lonely Nights” erstmal das Tempo rausnimmt. Nach ihrem Hit “Another Night In The City” weiß Chris einen Dialog von der Grenzkontrolle zu erzählen: “Do you have something to declare?” – “I declare that i love Heavy Metal!” – “Welcome To Germany!” And I said: “Thank You!” Ach ja, der Rauswerfer ihres aktuellen Motivator-Albums. Der Midtempobanger “Midnight Sun” wird kräftig mitgesungen, doch der Chorus ihres Anthems “High Spirits” bekommt die lautesten Chöre, die ich seit langem irgendwo gehört hab. Das schlägt einfach alles. Da muss auch glatt ein Crowdsurfer sein Glück versuchen, der es bis in die letzte Reihe schafft. “When The Lights Go Down” und die finale Speedgranate “Never Going Back” (ja, sie spielen noch immer Songs ihrer ersten Demos) machen den Deckel drauf auf einen Konzertabend, der für einen Sonntag keine bessere Stimmung hervorrufen konnte.

Autor & Pics: Joxe Schaefer