HORISONT – sudden death

Heute ist das Wetter durchwachsen, um nicht zu sagen, einfach nur trist. Da kommt ein neuer Longplayer genau richtig, um die Stimmung wieder aufzuhellen. Horisont aus dem malerischen Göteborg, an der Westküste Schwedens gelegen, existieren bereits seit 2006 und sind, warum auch immer, irgendwie nie wirklich zu mir durchgedrungen. Zwar hab ich diese Hardrock Combo wohl schon mehr als einmal live gesehen, aber scheinbar war ich wohl nie in der Stimmung dazu.

Wie auch immer, jetzt ist es soweit und mit “Sudden Death” liegt inzwischen das sechste Album vor mir. Bereits beim Eröffnungstrack „Revolution“ stellen sich meine Lauscher auf Empfang. Das Quintett mit dem 70er-Jahre-Flair klingt Anno 2020 zwar immer noch recht seicht, was aber nicht negativ gemeint ist. Die Jungs bringen ein angenehm warmes Feeling rüber, was nicht zuletzt am Instrumentenzuwachs liegt. Beschwingt mit coolen Effekten versehen, sticht aus der Mucke ein Klavier und eine Orgel hervor. Das passt absolut perfekt zur Musik und rundet das ganze kunstvoll ab. Eben diese Tasteninstrumente trifft man in den nächsten gut fünfzig Minuten immer wieder. Streckenweise erinnern mich Horisont glatt an ihre Landsleute Märvel. Auch im zweiten Track „Free Riding“ haben die Jungs tolle Orgel- und Klavierparts verbastelt, was der abwechslungsreichen Musik erstaunlicherweise einen ordentlichen Drive verleiht. „Pushin’ The Line“ geht etwas zügiger voran und hier dominieren dieses Mal die Gitarren. Immer wieder bin ich fasziniert, wie Horisont es schaffen, punktgenau Akzente zu setzen.

„Into The Night“ überrascht zu Beginn gar mit einem kurzen Trompetenpart. Alter, wie geil, was die Jungs hier an den Start gebracht haben. Musikalisch hat man sich hier von Ken Clayton’s Hit „She’ A Little Runaway“ inspirieren lassen, was dem Song eine bombastische 80er Note verleiht, zumindest zwischendrin – Pflichtsong! Hammer, der Song kann alles und ist unglaublich vielseitig. Wahnsinn, aber nach vier Songs würde ich diese Scheibe jetzt schon zu meinen Jahreshighlights zählen. „Gråa Dagar“ (Graue Tage) ist ein ruhiger, nachdenklicher Song in Muttersprache, der fantastisch ins Gesamtkonzept des Albums passt. Nächstes Highlight ist „Breaking The Chain“, der mit seinem Hammondorgeleinsatz eine geile Atmosphäre an den Tag legt. Treibend und mitreißend gehen die Gitarrenstrecken in die Ohren und Beine. Spacig wird es schlussendlich mit dem über achtminütigen Instrumental Outro „Archaeopteryx In Flight“, das von Synthesizerparts veredelt wird und auch locker als Filmmusik herhalten könnte- klasse.

Mit “Sudden Death” haben Horisont mich wirklich in ihren Bann gezogen und ein unvergleichliches Werk in elf Akten auf den Markt geworfen. Beeindruckend, spannend, vielschichtig und fesselnd und zu jeder Sekunde kurzweilig.

Wertung: 9,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen