HORN, EÏS, HALPHAS

Bielefeld, JZ Stricker, 17.11.2018


Der findige Metaller weiß heute das JZ Stricker aufzusuchen, um sich für lustige 15 Euro die Muschel polieren zu lassen. Nach dem Motto “Auf alten Pfaden” sollen heute drei teutonische Bands performen, um die Schwärze des Metalls zu liefern. Als erstes sind wir mal gespannt auf Halphas, die ja mit dem knalligen “Dawn Of The Crimson Empire” eh voll das geile Album gemacht haben, welches beim Verfasser dieser Zeilen zu des besten Fünf des Jahres 2017 zählt und sicher der Hauptanreisegrund war. Sehr deutsch ihr symmetrisches Logo, welches hier heute auf Shirts, Patches, Aufstellern und Backdrop omnipräsent ist, wohl mehr als das vom örtlichen Beer Hammers HMFC. Dabei bringt der Fünfer als einzige Band im Billing englischsprachige Vocals, tritt auch als einzige mit Bodypaintings auf. Zusammen mit Grableuchten auf dem Drumpodest und entsprechend finsterer Performance, inklusive strangulieren mit dem Mikrofonkabel, schafft das die todernsten Atmosphären für ihre Songs, dass man davon ergriffen nur wenige Notizen in sein Handy tippt. Bei jedem Break im Drumfeuer gehen nicht nur in den ersten Reihen die Arme hoch und Halphas kriegen über fünfzig Minuten das JZ Stricker mit großen Gesten und natürlich ihren Songs, Intro und Outro eingeschlossen, auf ihre Seite. Halphas-Rufe sind die logische Konsequenz. Der Fünfer bedankt sich nach dem epischen “Empire” ausgiebig, bevor er die Bühne verlässt.


Wer über den Vierer von Eïs schreiben will und sich der korrekten Schreibweise ihres Bandnamens annehmen möchte, muss auch als Computerhonk jedesmal die Zeichentabelle bemühen und daraus das Zweipunkt ‘i’ in den Text kopieren. Etwas mehr Licht ins Dunkle bringt schon ihr optisches Erscheinungsbild mit sich. So wird es farbiger mit heller Jeans und roter Gitarre, Schwarzes und Nieten beschränkt sich auf ein Mindestmaß. Ein langes Intro markiert noch einen zarten Beginn, softer wird es zwischendurch auch öfter und Synthies aus dem Back unterstützen die Atmosphären, aber die kommen in Gänze zwischen einigen Spracheinspielern und einer schon ziemlich geilen Leadgitarre gewisslich und gewaltig. Im Gegensatz zu ihren beiden Alben bleibt auch der Titel ihrer aktuellen EP “Stillstand Und Heimkehr” dabei, auf deutschsprachige Lyrics zu deuten, und wie werden recht verständlich gebracht. Eis bestechen außerdem durch ihre unbekümmerte Art, beeindrucken etwas über eine absolut kurzweilige Stunde und bedanken sich bei der Sold Out-Show, dass man sich heute Abend für Musik entschieden hat und nicht für Netflix. Eis waren eine kleine Überraschung.


Wenn man aus Paderborn stammt und sich Horn nennt, denkt man zuerst an Bad Meinberg, wie an Castrop bei Rauxel. Tatsächlich handelt es sich beim Schlussact jedoch um eine Pagan Black Metal Zusammenkunft von Alleinherrscher Nerrath, der unter anderem noch bei Cross Vault aktiv ist und schon mal auf dem Drumschemel bei Bulldozing Bastard und Quintessenz gesehen wurde. Ebenfalls mit deutschsprachigen Texten fährt er sein Horn Project, das bereits sieben Alben abwarf. Die aktuelle EP “Retrograd” findet ebenfalls Berücksichtigung, wo Horn zusätzlich auf die Dienste eines Cellos zurückgreifen. Bereits der Soundcheck nahm schon einige Zeit in Anspruch, bis das Intro abgespielt wurde, was aber nicht alleinige Schuld der kleinen Bassgeige war. Es gesellte sich dabei noch ein Gastsänger mit ganz tiefer Stimne dazu. Allerdings wird durch den Einsatz des Streichinstruments der eh schon vorhandene Folk-Touch noch verstärkt. Auch dieses Quartett setzt auf ein unkommerzielles Outfit und greift dabei auch auf nicht wenige Samples zurück. Wer auf diesen Sound steht, konnte sich mitreißen lassen, denn zu sagen haben Horn einiges. Trotzdem standen ein paar Besucher im Foyer, und zwar nicht nur an den reichhaltig bestückten Merchständen, sondern auch am Kickertisch. Positiver zu vermerken ist die Tatsache, dass in den Ansagen heute Abend häufiger die alte Heimat Ostwestfalen gegrüßt wurde, da fühlt sich der Verfasser dieser Zeilen als Fortgezogener nicht alleine und kann sich diesen Worten gleich anschließen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer