HYPOCRISY – worship

Workaholic und Multitalent Peter Tägtgren kann eigentlich nie mal für längere Zeit die Füße still halten und ist immer mit irgendwelchen Bands oder Projekten beschäftigt. Das letzte Album seiner Hauptband Hypocrisy liegt nun allerdings schon acht Jahre zurück. Nun liegt endlich das neue Langeisen vor, und um es vorweg zu nehmen: schön, dass sie zurück sind! Überraschungen sucht man hier zwar vergebens, aber aufgrund der langen Abstinenz und dem ureigenen, charakteristischen Stil ist das völlig okay. Hypocrisy machen 2021 das, was sie am besten können, und zwar in absoluter Perfektion.

Das Spektrum geht von schnellen, aggressiven Nummern wie dem brachialen Opener und Titelsong über im Midtempo gehaltenen Hymnen bis zu tiefschwarzen, langsamen und düsteren Monolithen. Als Referenzen können hier durchaus einige Songs aus der Zeit der eigenen großen Klassiker der 90er Jahre herangezogen werden. „We’re The Walking Dead“ und „Bug In The Net“ ziehen einen mit ihrer finsteren Atmosphäre an wie ein schwarzes Loch, und erinnern an Songs wie „Apocalypse“. Auch der wohl immer noch größte Hit der Band, „Roswell 47“, stand hier Pate, in Bezug auf Tempo und Eingängigkeit insbesondere bei „Chemical Whore“ und „Children Of The Gray“. Denke ich an die Tanzflächen der einschlägigen Szene-Clubs in der Zeit vor gut 25 Jahren zurück – sie hätten sich bei diesen Songs regelmäßig gefüllt und die Haare wären geflogen! Die Ähnlichkeit zu den besagten Klassikern könnten Nörgler natürlich als Selbstkopie auslegen. Ich möchte hier aber betonen, dass die neuen Stücke sich nicht nur stilistisch, sondern auch qualitativ absolut auf Augenhöhe bewegen! Neben diesen sehr hymnischen Songs bietet „Worship“ jede Menge Abwechslung. „Greedy Bastards“ überzeugt mit fetten Grooves und hypnotischen Melodien, „Dead World“ ist modern und vertrackt, und auch der Rest der Songs weist keine wirklichen Schwächen auf. Der Rausschmeißer „Gods Of The Underground“, ein sehr variabler Song mit sehr geilen Gitarren-Melodien, markiert den würdigen Abschluss eines Albums, das man problemlos mehrfach am Stück hören kann und von vorne bis hinten eine unheimlich dichte Atmosphäre bietet.

Die Produktion vom Chef persönlich ist unverkennbar, urtypisch und wie immer ein charakteristischer Baustein im Hypocrisy-Gesamtsound. Und auch am Mikro macht Peter Tägtgren eine sehr gute Figur und deckt von tiefen Growls bis zum dämonischen Keifen eine beachtliche Bandbreite ab. Fazit: Hypocrisy belohnen mit „Worship“ jeden Fan für die lange Wartezeit, und sollten mit ihrem ebenso melodischen wie energischen, sehr eigenständigen Death Metal auch außerhalb ihres Kern-Klientels auf offene Ohren stoßen. Fette neun Punkte mit Tendenz nach oben für eins der besten Hypocrisy-Alben aller Zeiten!

Wertung: 9/10
Autor: Felix Schallenkamp