ICE WAR – defender, destroyer

Nach einigen, nicht nur wettertechnisch, durchwachsenen Tagen, hat der Joxe ein Händchen dafür, einem mit etwas schnittiger Mucke ein Lächeln ins Gesicht zu häkeln. Ice War, diese kauzige Ein-Mann-Band habe ich vor gut einem Jahr für mich entdeckt. Das war an einem der vielen Samstage, die ich aufgrund von hohem Arbeitsaufkommen in der Firma verbringen durfte. Da spielte Youtube plötzlich das Video “No Way Of Turning Back” von der gleichnamigen 2019er Single. Mein erster Gedanke: Wat n dass Schräges? Dieser Song hat es mir aber doch ziemlich schnell wegen seiner Eigenständigkeit angetan. Also flugs mal die bis dato erschienenen Longplayer “Ice War” und “Manifest Destiny” geordert. Multiinstrumentalist Jo Galipeau, der bereits bei Iron Dogs, Barrow White, Cauchemar und diversen anderen kanadischen Bands aktiv war, lebt für seine Musik und so ist es mir doch tatsächlich entgangen, dass es seit meines Kaufes schon wieder einiges Neues aus dem Hause Ice War gibt. Heute ist es dann aber an der Zeit, sich dem bis dato letzten Streich “Defender, Destroyer” zu widmen.

Wie gewohnt ziert das Cover in thematischer Eislandschaft einen Indianer. Alleine diese Kombination lässt meine Vorfreudkurve steil ansteigen. Auffällig auch das Bandlogo, welches in 3D-Optik und tollen Farbeffekten mächtig aufgewertet wurde.

Nun aber endlich zum Wichtigsten: Der Musik. “Power From Within” heißt der Opener des zehn Tracks umfassenden vierten Longplayers. Zumindest wenn man den letzten Release “Canadian Classics” mitzählt, der aber eine reine Coverscheibe ist. Okay, wieder zurück zum Wesentlichen, denn bereits der erste Song rast in kanadischer Speed Metal Manie ins Großhirn. Alter, hier geht’s aber mal ordentlich ab! Heavy / Speed Metal mit einer ordentlichen Punk-Schlagseite. Jos’ Gesang ist noch um einiges keifiger geworden und das Tempo hat im Vergleich zu früher auch mächtig Fahrt aufgenommen, was sicher nicht bei jedem gut ankommen wird. Dadurch geht leider dieser etwas krude Proberaumcharme unter. Auch der bereits vorab veröffentlichte Song “Soldiers Of Frost” kann mit geilen Tempowechseln auf ganzer Linie überzeugen. Gerade der Choruspart erinnert mich an Running Wild auf Ecstasy – echt coole Nummer. “Mit Mountains Of Skulls” geht es dann erstmals etwas ruhiger zu, ohne aber dabei Energie einzubüßen. Eines meiner Highlights hört dann in Runde acht auf den Namen “Skull And Crossbones” (kein Stormwitch-Cover, Anm. d. Red.), eine geile punkige Midtempo Nummer, die Ohrwurmpotential hat. Die rund vierzig Minuten des Albums sind voller Speed-Attacken und treten mal mächtig Arsch – so!

Jo hat mit “Defender, Destroyer” ein im wahrsten Sinne des Wortes rasendes Album rausgehauen. Das gesteigerte Tempo steht Ice War gut und bringt das Ein-Mann-Projekt auf ein neues Level. Auch der deutlich höhere Punkanteil lässt Ice War authentischer klingen. Reudig und rauh mit einer Auf-die-Fresse Attitude in bester Motörhead- und Venom-Manie machen diese Scheibe zu einem echt Hinhörer.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen