IMPALED NAZARENE – eight headed serpent

Die verrückten Finnen sind zurück! Als Fan erster Stunde erlaube ich mir an dieser Stelle erst mal einen kleinen Rückblick: Die Truppe um Frontdeibel und Gründungsmitglied Mika Luttinen wurde vor mittlerweile rund dreißig Jahren auf die Menschheit losgelassen und hat mit ihren Frühwerken die Maßstäbe in Sachen musikalischer Extreme bis zum Bersten ausgereizt. Insbesondere das Zweitwerk “Ugra-Karma” (1993) ist für mich heute noch eins der bösesten Alben aller Zeiten. Neben aller Gnadenlosigkeit haben die Finnen zusätzlich aber auch bewiesen, dass sie verdammt gute Songwriter sind, und haben immer wieder Stücke rausgehauen, die tatsächlich im Ohr hängen bleiben. Ihr drittes Album “Suomi Finland Perkele” zeigte sich dann auch deutlich variabler, ohne an Energie einzubüßen. Im Laufe der Jahre haben Impaled Nazarene ihren Stil immer mal wieder ein wenig in die eine oder andere Richtung ausgerichtet, und haben ihren vom Black Metal dominierten Brachialsound mit Elementen aus Punk, Thrash, klassischem Metal und Motörhead-Rock ‘n’ Roll angereichert. In letzter Zeit wurde es leider recht Still um die Band, das vergangene Jahrzehnt hat lediglich zwei Alben hervorgebracht. “Road To The Octagon” (2010) war eine ziemliche Machtdemonstration, “Vigorous And Liberating Death” (2014) leider enttäuschend.

Das nun vorliegende “Eight Headed Serpent” lässt zum Glück wieder aufhorchen. “Goat Of Mendes”, der Opener, wurde bereits als Single veröffentlicht und explodiert ohne Vorwarnung wie eine Splitterbombe. Endlich ist den Finnen wieder der Spagat zwischen sehr eingängigem Songwriting und völliger Zerstörungswut gelungen! Im gesamten Verlauf ist das Album ziemlich punkig/crustig (vergleichbar mit “Latex Cult” von 1996) ausgefallen und gönnt dem Hörer keine Verschnaufpause. Bis Track 13 wird nur geballert, lediglich der Rausschmeisser “Foucault Pendulum“ drosselt das Tempo und kommt herrlich zähflüssig und fies daher. Und damit wäre ich leider beim ersten Kritikpunkt. Durch das permanente Maschinengewehr-Tempo kommt teilweise leider ein wenig Monotonie auf, und es bleibt zumindest bei den ersten Durchläufen nicht viel hängen. Hat man genügend Ausdauer und Spaß an Krachorgien, entdeckt man nach und nach aber doch einige echte Killer-Passagen. Insgesamt können (oder konnten) Mika Luttinen & Co. aber mehr. Ein Anspieltipp ist neben dem Opener noch „Shock And Awe“, ein absolut gelungenes Stück. Der zweite Kritikpunkt ist die Produktion, die zwar die punkige Ausstrahlung der Scheibe unterstützt, für meinen Geschmack aber differenzierter und druckvoller hätte sein können. „Shock And Awe“ zum Beispiel hätte im Ugra-Karma-Sound vielleicht eine ganz andere Wirkung entfacht. Ein wenig muss ich diese Kritik aber auch relativieren, denn ein Instrument wurde hier klangtechnisch super in Szene gesetzt, und das ist der herrlich knarzende und röhrende Lemmy-Bass! Hört Euch nur mal „Human Cesspol“ oder „The Nonconformists“ an, und ihr wisst, was ich meine.

Das Fazit zu diesem Album ist nicht leicht. Das Teil läuft super rein, lässt keinen Stein auf dem anderen und wird keinen Fan enttäuschen. Es weckt aber auch den Eindruck, dass noch mehr drin gewesen wäre. Ich schwanke hier zwischen sieben und acht Punkten. Und jetzt komme ich noch mal zu einer Band-Anekdote: Impaled Nazarene hatten auf jedem ihrer Alben einen Song, bei dem im Titel „Goat“ vorkam! Es gibt dabei nur eine Ausnahme, und das war das ohnehin enttäuschende letzte Album von 2014. Da „Eight Headed Serpent“ dieses Versäumnis schon mit der Single bzw. dem Opener wieder gutgemacht hat, urteile ich jetzt vollkommen subjektiv und gebe die acht Punkte.

Wertung: 8/10
Autor: Felix Schallenkamp