IRON CURTAIN – danger zone

Endlich hört man mal wieder was von den Mit-Wegbereitern der „spanischen Underground Heavy Metal Bewegung”, Iron Curtain. Seit der letzten Scheibe „Guilty As Charged“ sind mittlerweile drei Jahre vergangen. Was hoffen lässt, dass sich das im Songwriting und im Sound widerspiegelt. Insgesamt war es sehr ruhig um die Murcianer in letzter Zeit, kaum Live-Shows bzw. Festival Auftritte. Wenn mich nicht alles täuscht, war 2018 fast gar nix los…außer einem 4-Song-Gastspiel bei der Release Show der neuen Band des Ex-Gitarristen Dani. Schade übrigens, dass der nicht mehr dabei ist, auch wenn Nachbesetzung Miguel Angel seine Sache mehr als nur gut macht. Ebenfalls gab es einen Besetzungswechsel an der Schießbude. Aber wer Iron Curtain kennt, weiß, dass der Kerl kein unbekannter ist. Moroco ist der neue Mann, der aber in der Vergangenheit immer mal für Live Shows ausgeholfen hatte.

Die Stille um Iron Curtain wurde gebrochen, als der neue Silberling angekündigt wurde. Über Dying Victims kann man hierzulande alles was man da haben will vorbestellen. Bis auf die getragenen Unterbuxen von Mike Leprosy bekommt man da eigentlich alles was das Iron-Curtain-Herz begehrt.

Jetzt aber rein in die Platte, Verstärker auf 11, Bier auf und los geht das! Die ersten drei Songs gab es ja bereits für jeden frei verfügbar auf Youtube als Vorgeschmack. Bei “Wildlife” und “Stormbound” handelt es sich wie unschwer zu bemerken um recht klassische Iron Curtain Tracks. Auch wenn hier und da ein paar Neuerungen hinzugekommen sind, wie zum Beispiel der Einsatz von Roto-Drums, den ich bisher so bei Iron Curtain nicht kannte. Aber das scheint ja spätestens seit dem Höhenflug von Vulture jetzt in Mode zu sein. Ob Iron Curtain sowas braucht? Keine Ahnung, stört jedenfalls nicht und fügt sich ganz gut ein. Mir kommt es teilweise auch so vor als wär die Stimme von Mike hier auch nochmal nen Ticken rotziger und aggressiver, was mir natürlich gut in den Kram passt. “Wildlife” ist vom Thema her ja auch recht passend nach “Jaguar Spirit”, “Rangers Attack”, “Lions Breath” … Die Safari geht also weiter. Die angesprochenen Rotos kommen bei “Stormbound” am Anfang schon sehr klischeehaft, macht aber nix, bisschen posen müssen sie ja. Der Song nimmt ein wenig den Fuß vom Gas und setzt eher auf Melodie-Stärke. Dat kanner, der Cachorro (Miguel Angel)! Hier hätte ich mir persönlich ein klein wenig mehr Arschtritt gewünscht, aber mal sehen was weiter passiert. Und es passiert richtig was: “Rock Survivor” ist ma wat ganz anderes! Geht richtig steil in die Thin Lizzy oder alte Saxon Schiene, also eher etwas Rock ‘n’ Rolliger, aber doch stringent mit der typischen Gesangsmelodie. Das ist neu, das macht Spaß, find ich richtig gut!

Es bleibt auch bei „Mad Dogs“ eher etwas rockiger als heavy, was aber gar nicht schlimm ist. Melodisch kann auch der Song einiges, auch wenn etwas eigenartige Backing-Echo-Dinger praktiziert werden, der Song ist in sich soweit stimmig und tut zumindest keinem weh. Darauf folgt dann aber der Titeltrack, der ist ja immer so ne besondere Herausforderung, wenn man schon das Album danach benennt. Hier geht’s mit einem ausgedehnten Intro und anschließendem Melodie-Gitarrensolo Part los und dann wird die Heavy-Keule rausgeholt: So muss das! Grandioses Spanglish das gewohnt ist, dafür klingen die Gitarrenriffs umso „englischer“! Beim „(the) Running Man“ kommen wir wieder in gewohntere Tempi von Iron Curtain, auch wenn sich hier wieder die Rotos einschmuggeln. Wer also dachte, dass der Jaguar seinen Spirit verloren haben könnte, wird hier eines besseren belehrt. Schöner Kontrast, dieser herrliche Maiden-Einschlag mit Twin-Guitars, die teils sehr dicht am Vorbild sind. Auch hier finden sich wie beim Vorgänger-Song wieder kleine Film-Sound-Einspieler wieder. Der macht Bock, der rennende Mann! Auch bei „Rough Riders“ geht man anfänglich nicht vom Gas und hält sich an altbewährte Gitarren Reiter mit Schlagzeug Antrieb, ein Erfolgsrezept für raue Reiter, höhö! Den Schlusspunkt setzt „Lonewolf“, mit balladeskem Intro, dann aber schöner Heavy Banger mit eingängigem Beat und satten Riffs. Der Wolf muss sich nicht einsam fühlen, hier reiht sich jeder Iron Curtain Maniac in sein Rudel ein. (Anmerkung an mich selbst: Jetzt is gut mit den Kalauern!)

Das Album kommt in echt starker Verpackung, denn dieses Mal ist im Artwork ein wenig privater Bezug zu erkennen. Das wissen natürlich nur absolute Iron Curtain Maniacs, wie ich, haha! Wer denn Basser Joserra etwas besser kennt, hat ne Vorstellung davon, wer die junge Dame ist, die das Cover ziert. Außerdem kann man bei genauerem Hingucken auch ein paar Gravuren im Gestein des Tempel (oder wat auch immer dat Dingen da is) erkennen, die privaten Bezug zu den Bandmitgliedern haben. Dafür gibt’s nen Extrapunkt! Insgesamt betrachtet, hat der Jaguar nicht seinen Spirit verloren, allerdings hätte man sich an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Biss gewünscht. Die totale rohe Heavy Metal Vollbedienung, wie “Road To Hell” oder “Jaguar Spirit” ist das hier nicht, dafür sind ein paar Experimente wie “Rock Survivor” und auch mehrere eher melodielastigere Parts am Start. Ich freue mich aber, wenn auf das Album nochmal ein paar Auftritte, auch hierzulande, folgen!

Ein gutes Album, mir fehlt ein wenig der Biss, daher wären das aus meiner Sicht sieben Punkte, aber es gibt den Extrapunkt für mega cooles Artwork mit persönlichem Bezug, also acht!

Wertung: 8/10
Autor: Janosch Besen