IRON FATE – crimson messiah

Iron Fate wurden 2004 unter den Namen Crypteria in Goslar gegründet und veröffentlichten 2005 ein Demo, welchem 2010 das Debüt „Cast In Iron“ folgte. Diese wurde im Underground seinerzeit  wohlwollend aufgenommen, doch sollten wieder Jahre vergehen, bis neue Musik veröffentlicht wird. Genügend Zeit, um in der Versenkung zu verschwinden und in Vergessenheit zu geraten. Doch noch recht früh im neuen Jahr war zu vernehmen, dass die Wartezeit bald vorüber ist. Allerdings war die Band noch auf der Suche nach einem neuen Label. Erste Ohrenzeugen waren recht schnell Feuer und Flamme, und sprachen gar vom Album des Jahres. Auch wurde von einem besten, nicht von der Originalband selbst geschriebenen Queensryche/Lethal Song seit Jahren orakelt. Bei solchen Attributen im Vorfeld der Veröffentlichung brennen einem US Metal Fanboy schon mal die Synapsen durch.

Der Titeltrack und erste Single macht vom ersten Ton an klar, wo die musikalische Reise hingeht. Vertrackt/hektischer Beginn, an die schwedischen Portrait erinnernden Gitarrenharmonien und schon eröffnet Denis Brosowski seine Gesangsqualitäten, der in der Tat wie der junge Geoff Tate klingt. Ein sehr hymnischer Refrain rundet den positiven Gesamteindruck ab. US Metaller Herz, was willst du mehr?! „Mehr Power“ hat einst der Heimwerkerkönig gerufen. Und so kommt es dann auch. Bei „Malleus Maleficarum“ wird das Tempo nochmals angezogen und stößt teilweise sogar in Thrash Bereiche vor, ohne allerdings die Melodien zu vernachlässigen. Gegen Ende wird das Gaspedal etwas zurückgenommen und geschickt ein Judas Priest „Burn It Up“ Gedächtnispart platziert. Gelungen auch die Gangshouts im Refrain. Weiter geht es mit einer Hommage an die Seattle Götter Fifth Angel. Mehr muss man an dieser Stelle zu „We Rule The Night“ nicht sagen. Außer vielleicht, dass auch dieser Song mehr als gelungen ist. Das hohe Niveau wird auch bei „Crossing Shores“ gehalten und steuert dem nächsten Höhepunkt, dem sehr  melodischen „Mirage“ entgegen. Dieser Song atmet so viel Queensryche zu „Empire“ Zeiten, dass einem glatt die Spucke wegbleibt. Inklusive dunklem Mittelpart, bevor es später wieder harmonisch weiter geht.

Wer jetzt immer noch Schnappatmung hat, muss jetzt auch weiterhin tief Luftholen, um sich zu beruhigen. Wer Queensryche sagt, muss auch Lethal oder gar Metal Church sagen! Jawohl, da isser, der Song den Queensryche bzw. Lethal nie geschrieben haben. Für mich die beste Halbballade seit einer halben Ewigkeit und durchaus in der Nähe von Großtaten wie „Immune“ oder „Anthem To The Enstranged“! „Strangers (In My Mind)“ kann einfach alles. Für mich mit „Mirage“ DAS absolute Highlight des Albums! Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Qualität abfällt, oder es nicht noch eine kleine Überraschung im weiteren Verlauf geben wird.

Standesgemäß hochwertig und deutlich flotter kommen „Hellish Queen“ und das etwas klischeehaft betitelte „Guardians Of Steel“ daher. Doch lasst euch durch die „Gardinen des Stahls“ nicht abschrecken. Denn besonders diese Nummer hätte Dank der highpitched Vocals und den sich wiederholenden Maidenharmonien auch eine gute Figur auf dem 2000er Album „Messiah“ der Stahlpropheten gemacht. Bei der „Höllischen Queen“ wird man gar an die Stahlagenten erinnert. „Queen“ ist ein gutes Stichwort. Nachdem bereits musikalisch die Ostküste und zum Teil auch die Westküste der USA beackert wurden, begibt man sich beim letzten regulären Track des Albums ins Britische Königreich. Genauer gesagt nach Birmingham, die Wiege der Rockmusik. Und welche Band kommt aus Birmingham? Duran? Fleetwood Mac? Magnum? Judas Priest? Alle richtig, aber gemeint sind natürlich Black Sabbath. Mit „Saviours Of The Holy Lie“ hat sich überraschend sogar ein Doom Song eingeschlichen. Kompositorisch orientiert man sich an die achtziger Jahre Dio/Tony Martin Ära und beendet ein durch die Bank überzeugendes Album. Passenderweise enthält das Digipack eine Kofferversion der Tony Martin Großtat „Lost Forever“ vom 1987er „The Eternal Idol“ Album, welches sich relativ nah am Original ist. Well done!

Auch wenn „Crimson Messiah“ sicherlich nicht die Metalwelt aus den Angeln heben wird, und auch die musikalische Ausrichtung US-Metal mit Queensryche Schlagseite alles andere als originell ist, bleibt festzuhalten, dass sämtliche Beteiligten auf diesem Album ALLES richtig gemacht haben. Und wenn das Songwriting dermaßen stimmig und fließend ist, und das Liedgut vielfältig, melodisch und ebenso packend dargeboten wird, ist diese Veröffentlichung auch heute noch relevant und mehr als willkommen!

Wertung: 8,5/10
Autor: Michael Staude