IRON FATE, FABULOUS DESASTER

Lünen, Lükaz, 09.04.2022


Waren auf dem Flyer noch Javelin und Neck Cemetery angekündigt, mussten sie beide kurzfristig krankheitsbedingt absagen, Corona sei Dank. Nun ja denn, kannste nix machen. Glücklicherweise war für Ersatz schnell gesorgt, die Jungs der Thrasheinheit von Fabulous Desaster springen ein und dürfen zum ersten Mal auf der Lükaz Bühne begrüßt werden. Wir erinnern uns noch gerne daran, dass eines unserer ersten CD-Reviews ihr 2016er Debütalbum „Hang `Em High“ war. Es wird schnell und es wird tight werden, so die Prophezeiung … und um es vorweg zu nehmen, so geschah es auch! Beim Quartett aus der alten Bundeshauptstadt gibt es auffe Glocke und es werden keine Gefangenen gemacht. Beim Publikum im sich noch füllenden Lükaz stellt sich sofort der Aha-Effekt ein und es dauerte auch gar nicht lange bis zur Feststellung, von wo bei dem Vierer die Exodus-Kante in ihrem Namen herkommt. Die Bonner punkten mit geerdeten wie glücklicherweise nicht einstudierten Klartextansagen „Wir sind gesund, deswegen sind wir hier!“ und mit der gern gehörten Ankündigung: „Das wird ein langer Abend!“ verspricht Shouter und Gitarrist Jan, der munter seine Mitstreiter auf ihren Seiten links und rechts besucht. Es reihen sich Songs vom gesamten Backkatalog aneinander und zu „Burst Into Flames“ vom ersten Demo schnell wird klar, es muss ein Shirt am Merch gekauft werden. Basser Andi spielt in einer Pause „N.I.B.“ von Black Sabbath an und singt auch einen Klopper. Das müsste „Toxic Nuclear War“ gewesen sein. Eigentlich war für heute auch kein Thrash angekündigt und es hätte etwas voller sein dürfen, so entstehen leider nur kleine Moshpits, da hätte seitens der konkreten Gewalt von Chefgerase de luxe auf der Bühne, vor der selbigen mehr passieren dürfen. Wären heute mal die Thrashfans hier gewesen, die hier vor zwei Wochen Nocturnal abgefeiert haben. Aber da dieses Quartett gerade eingesprungen ist, sei‘s drum. Fabulos Desaster sind eine fantastische Liveband und wir sind nach einer Stunde Spielzeit und dem Finaltrack „Faster Than Light“ alle glücklich und zufrieden.


Tatsächlich konnten die Niedersachsen von Iron Fate mit ihrem zweiten Album den aufmerksamen Undergrounder aufhorchen lassen. Zwar hat „Crimson Messiah“ nicht nur einige Querverweise zu den glorreichen Queensryche, sondern kriegt auch die Ärsche der Oldschoolmetaller hoch. Wie sich das live auf der Bühne darstellt, sollte am heutigen Abend wieder ein gefülltes Lükaz erleben, denn der Fünfer ist nun zum zweiten Mal hier. Sänger Denis und Gitarrist Harms haben seitdem um sich herum drei Posten neu besetzt und steigen professionell und ohrenscheinlich gut eingespielt in ihren Set ein. Ihr klassischer Heavy Metal mit leicht progressiven Anteilen klingt mal etwas powermetallisch, mal etwas epischer, aber wir können immer diese angenehme Nähe zu frühen Queensryche spüren. Deutlich dafür mitverantwortlich ist Denis mit seiner angeboreren Stimmnähe zu Geoff Tate. Schon bei „Rule The Night“ von ihrem aktuellen Album mit dem ins Auge springenden Coverartwork ist die Atmosphäre in der Hütte super und man kann merken, dass die meisten hier für den Headliner angereist sind. Wir verzeichnen sogar einen Crowdsurfer, der hier namentlich bekannt ist zum Inventar des Lükaz gehört. Denis hat sich eine Ukraine Flagge an den Mikrofonständer gehangen, was in diesen Tagen keiner weitere Erklärung bedarf, zumal er die derzeitigen Geschehnisse als dort Gebürtiger noch einmal ganz anders erlebt, wie er sagt. Er zieht sich öfter um und wählt zwischen einer roten Lederjacke und einer Saxon Kutte über seinem W.A.S.P.-Shirt aus. Er bekommt die Fans mit jeder forcierten Ansage auf seine Seite. Leider macht er das zu selten, denn weil das so gut und stimmungsfördernd funktioniert, hätte der Mann das gerne öfter tun können. Ehe wir uns versehen geht ein trotz Bandausfällen gelungener Konzertabend zu Ende, der noch in der benachbarten Cocktailbar „Pirates“ zum Ausklang gebracht wird. Vielen Dank an alle Beteiligten, nächstes Mal geht es weiter.

Autor & Pics: Joxe Schaefer