IRON MAIDEN – senjutsu

Das 17. Album der britischen Metal-Ikonen kam überraschend daher. Ohne Vorwarnung der erste Song vor sechs Wochen und gleich die Ankündigung des Doppel-Albums. Die Erwartungen der Fans waren hoch, können Maiden sie auch erfüllen? Im Internet las man viel Gutes über die beiden vorab veröffentlichten Songs „Writings On The Wall“ und „Stratego“. Auch die ersten Reaktionen auf das Album waren positiv. Doch was kann „Senjutsu“ wirklich?

Nach vielen Hördurchgängen bleibt der Opener und Titeltrack ein bockstarker, getragener Song, untermalt mit einer fantastischen Melodieführung, im Ohr. „Stratego“ ballert ordentlich im Uptempo durch die kurzweiligen fünf Minuten. „Writings On The Wall“ kommt mit einem Western-Feeling und starkem Refrain daher. „Lost In A Lost World“ braucht einige Durchgänge, bis der erste Longtrack mit balladeskem Beginn und ähnlichem Schluss sich richtig entfaltet. Dagegen hat es der kürzeste Song „Days Of Future Past“ leicht, sich als klassischer Maiden Song bei den Fans beliebt zu machen. Der Abschluss von CD1 „The Time Machine“ ist ebenso typischer Jungfrauen-Stoff, mit einem sehr überzeugenden Bruce (wie übrigens auf dem gesamten Album).

Bisher also ein recht gewöhnliches Iron Maiden Album, das durch seine Klasse viele Fans überzeugen kann. Aber es bleibt ja noch CD2, die mit einer an „Wasting Love“ erinnernden Ballade beginnt. Und schon befindet man sich auf der langen, langen Zielgeraden des Albums. Gleich drei Harris Eigenkompositionen mit deutlich über zehn Minuten gilt es in den ersten Hördurchläufen zu bewältigen. „Death Of The Celts“ wägt den Hörer in längst vergangene „Clansman“-Zeiten, kann aber nicht ganz an den Song anknüpfen. „The Parchment“ hat im Mittelteil wunderbare Maiden-Gnidel-Parts, welche die Nifelheim-Twins sicherlich abfeiern, ansonsten bleibt der Song aber zu ereignislos. Erst „Hell On Earth“ ist als Schlusstrack dann eine Nummer, die wieder voll und ganz überzeugen kann. Hier wird dem geneigten Hörer durch großartige Melodien mit Tempowechseln alles geboten, und das Ganze ohne wirklichen Refrain. Obendrein bietet der Song den besten Moment des gesamten Albums, wenn nach dem ruhigen Einstieg die Gitarren so richtig loslegen und das Tempo angezogen wird.

Fazit? Opener und Closer des Albums sind zwei zehn Punkte Tracks. Dazwischen hätte gerne das ein oder andere Mal etwas flotter auf die Drumfelle gehauen werden dürfen und der ein oder andere Part mehr auf den Punkt gebracht werden können. Trotzdem ist es ein starkes Album, dem vielleicht sogar in einigen Wochen noch ein halber Punkt dazu addiert werden darf. Spannend bleibt auch die Frage, wie das Album live in die zweite Hälfe der „Legacy Of The Beast“ Tour 2022 integriert wird. Eins steht fest, Iron Maiden sind auch 2021 noch zu stark, als dass „Senjutsu“ ihr Schwanengesang gewesen sein dürfte.

Wertung: 8/10
Autor: Martin Hil