IRONHAMMER FESTIVAL

Andernach, JuZ, 09.09.2017


impactor

Ganz schön schwermetallisch was los hier im Jugendzentrum Andernach. Vor drei  Jahren lief hier im September das alljährliche Swordbrothers, zuletzt fand noch das Death Feast Festival statt und nun gibt es das Ironhammer. Und die Namen auf dem Billing geben dem X-CRASH keine Gelegenheit, diese Veranstaltung auszulassen. Los geht’s mit Impactor, ein Name, der nach Thrash riecht. Und siehe da, die Jungs aus Simmern im Hunsrück sind auch mit schnittigen Gitarrenriffs unterwegs und zeigen mit uncleanen Vocals Zähne. Ihr basslastiger Sound ballert so stark, dass die Doublebass zum Bombenteppich wird. Das bekommt der Soundmann in der hiesigen Wellblechhalle noch etwas in den Griff, dass für Running Wilds „Realm Of Shades“, im Kontext von Impactor ein eher gemäßigter Song, wahrlich noch genügend Bums aus dem Sack geholt werden kann. Bevor sie nach 35 Minuten schon zum Ende kommen, wird mit „Return Of The One“ noch ein neuer Song vom neuen Album vorgestellt, das nächstes Jahr erscheinen soll.


final fortune

Weiter geht’s mit klassischem Heavy Metal. Die Koblenzer Final Fortune sprangen als Opener im vergangenen Jahr auf dem Festival Der Detze Rockt ein und haben derart bleibende Eindrücke hinterlassen, dass wir wieder einmal auf sie gespannt sind. Die Youngster waren vor dem Auftritt noch in der Kosmetikabteilung, treffen musikalisch jedoch so ziemlich das Nervenzentrum der Oldschooler. Starke Gesangsleistung von dem Herrn, der sich John Wilde nennt, denn den Midtemporocker „Hungry For Love“ hätte Ron Keel oder Don Dokken auch nicht besser performt. Überhaupt sollte man die Jungs besser auf der Uhr haben, denn sie treten selbstbewusst auf und sind beste Ambush-Liga. Den Speedtrack „Suicide Attack“ hatten sie eigentlich erst gar nicht im Programm, wird aber auf Zuruf spontan eingeschoben. Mit „Tonight I’m Coming Home“ bringen sie zwar eine Ballade mit Ausrufezeichen, doch ihre größere Stärke sind die schnelleren Songs. Zur Bandvorstellung in „Raised On Rock“ quittieren reichlich gereckte Arme der Audienz die Steigerung zum Detze, so muss das! Mehr davon bitte!


ra’s dawn

Und weil es so schön war, ist gleich noch einmal Koblenz dran. Ra’s Dawn sind schon über fünfzehn Jahre am progressiven Ball und veröffentlichten bislang drei Alben. Das aktuellste nennt sich „From The Vile Catacombs“ und kam am Jahresanfang. Sie bringen höhere Tempi, kernigen Arschtritt und stellen Fudeleien und Tonleitern nicht ins Rampenlicht, dass auch straightere Rocker und sogar extremere Metaller mitbangen können. Und dafür ernten die Jungs von der Moselmündung reichlich Applaus. Dass wie im epischen „Exodus“ Synthies zu hören sind, interessiert da nur Schräubchenzähler. Ihr Sänger macht ordentlich Show und tritt für einen langsameren Mittelpart schon mal mit Verkleidung des Kapuzenmannes auf. Kurzweilige Angelegenheit!


sober truth

Wenn eine Band angibt, Groove Metal zu spielen, dann treten viele Oldschooler einen Schritt zurück. Im Falle von Sober Truth aus Siegburg vielleicht ein Fehler, denn die liefern nach einem Spoken Word Intro aus der Konserve durchweg fette Riffs mit ordentlich Druck und lassen die Kante knallen. Haudegen Torsten Schramm on Vocals and Guitar lässt sich an seinen Seiten dabei von einem sehr jungen Gitarristen unterstützen, während Rotbassistin Jules auf ihrer Bühnenseite ebenfalls gut Gas gibt und für Action sorgt. Das Quartett hat Spaß dabei und schlägt breite Furchen, nur leider ist es grad nicht so voll in der Halle wie bei den Bands zuvor. Aber die Anwesenden feiern ab und spenden Beifall, von dem die Raucher vor der Tür auch nix mitbekommen, Schade. Die Band ist noch lange am Merchandise anzutreffen und mischt sich unter das Partyvolk.


abandoned

Einer der Hauptgründe heute ins Juz zu kommen, sind die Hessen von Abandoned, weil die ganz einfach ungebremst in einem durch auf die Fresse geben. Und das ist ein Diskussionspunkt schon vor dem Festival, denn deswegen müssten sie im Billing weiter hinten spielen. Die Hessen waren lange zu weit weg von kontinuierlicher Bühnenpräsenz, doch Frontsau Kalli weiß die Anwesenden zu dirigieren und bemitleidet schon jetzt alle, die nach ihm sein Mikro benutzen, weil es nach seinem Genuss einer Pizza mit Knobi und Zwiebelbelag nun bestialisch stinken würde. Er sagt „To Blind To See“ als den ultimativen Birnenabschrauber an, der auch ohne diese Ansage seine Wirkung nicht verfehlt hätte, ebenso wie bei dem noch älteren Track „Misanthrope“. Erwartungsgemäß wird das volle Riffbrett geliefert und die Halle dabei zusehends voller, anscheinend merkt man draußen, was hier grad zündet. Holger spielt zunächst den Bass, wechselt danach aber mit Torsten und spielt dann seine Gitarre weiter. Mit dem Bass zu starten ist ganz gut, nur andersrum wäre Scheiße, erklärt er später, haha. Doch hat jeder der Vier eine Doppelbelastung inklusive Drummer Konny, weil der kann als Hardcorer mal eben für die Zwecke von Abandoned auf Oldschoolthrash switchen, was auch nicht jedem gelingen würde. Zwar hat das Quartett nach 50 Minuten keine Zeit mehr, aber der knappe Speedklopper „Force Fed“ geht noch und verursacht Moshpits vor der Bühne. Nur müssen Rufe nach Zugabe, übrigens die ersten heute, leider unerhört bleiben. Nach den jüngsten Thrasherlebnissen lässt sich die These aufstellen: würden Abandoned mit Tyranex zusammen spielen, wäre nicht nur alles dem Erdboden gleich, sondern dort auch über Jahre nichts mehr wachsen.


gloryful

Nun wollen wir mal schauen, ob die melodischen Gloryful danach genauso punkten wie die Haudegen zuvor. Mister Johnny La Bomba und seine Jungs sind zweifelsohne erfahrene Musiker und Meister ihres Fachs. Sie wissen wie der Hase läuft und lassen hier heute mit melodischem und zügigen Powermetal nichts unversucht, die Menge auf ihre Seite zu kriegen. Möglicherweise leistet der noch immer sehr basslastige Sound Unterstützung. Der Punch kommt jedenfalls und ihr Shouter ist ständig außer Atem. Das spricht schon mal für eine actionreiche Show. Leider flüstert er umherlaufend und heftig pustend seine Ansagen sehr leise ins Mikro und wird dabei auch nur schwer verstanden. Und wenn man auch im Publikum seine rappermäßige Kappe bemängelt, bleibt er dennoch ein guter Sänger mit markanter und wiedererkennbarer Stimme.


stormwarrior

Taunus Metal, Börsencrash, Bang Your Head, Headbangers, … die Liste der Festivals, wo wir die Hanseaten bereits live erleben durften, ist lang. So spielen Stormwarrior routiniert ihr Ding und ziehen für fünfzig Minuten amtlich vom Leder. Routiniert scheint auch ihr Linkshandbasser an seinem Instrument zu sein, da er einen Rechtshandbass spielt, also mit tiefer Saite unten. Da stellt sich doch die Frage, ob er auch mit tiefer Saite oben spielen kann. So jedenfalls ein seltener Anblick. Songs wie „Metal Legacy“ bleiben im Gedächtnis und machen auch das gesamte Festival erinnerungswürdig. Beim Begriff Powermetal darf bei Stormwarrior jedenfalls verdientermaßen weiter das Wort Metal groß geschrieben werden, weil sie ein ziemliches Brett abliefern, also das genaue Gegenteil zur akustischen Gitarrenmusik in der Umbaupause.


anvil

Zur finalen Band des heutigen Tages muss man nicht mehr viel sagen. Die Kanadier haben einen Arsch voll Alben im Sack und Drummer Robb Reiner war schon Anfang der Achtziger Idol für Schlagzeuger wie Lars Ulrich, die inzwischen größere Erfolge eingefahren haben. Doch das interessiert hier heute keine Sau, wie das Trio vor ihrem riesig fetten Logo auf dem Backdrop loslegt. Von einem sehr launischen Gesichtsausdruck beim Soundcheck bis zur Riesenfreude benötigt Gitarrist und Shouter Lips nur eine Sekunde, springt für die ersten Riffs vom Intro „March Of The Crabs“ gleich ins Publikum, schafft sich dort Raum, brüllt „we are Anvil and we play Heavy Metal“ in den Tonabnehmer seiner glitzernd roten Flying V und will auch erst gar nicht vom Bad in der Menge ablassen, während sich Basser Chris analog des Titels wie eine Krabbe über die Bühne bewegt. Mit „666“, „Bad Ass Rock ’n‘ Roll“ und „Winged Assassins“ wird neben kurzen und würzigen Ansagen allen klar, wer hier der Headliner ist. Die heute auffällig tighten Kanadier sind mit eigenem Soundmann und eigener Backline angereist und können durch einem auf sie zugeschnittenen Sound schon deswegen fett punkten, weil sie heute die einzige Band mit homogenen Bässen sind.

anvil

Lips spricht vom bereits fertigen siebzehnten Album, das „Pounding The Pavement“ heißen soll und von der Anekdote, als sie sich gerade von Lips nach Anvil umbenannt haben und im Vorprogramm von Motörhead aufgetreten sind. Daher widmet er „Free As The Wind“ Lemmy. Nach dem zügigen „On Fire“ folgt das schleppgroovige „This Is 13“ und Robb erkämpft sich für sein episches Drumsolo mehr Beifall als Lips für seinen ausgiebigen Vibratoralleingang. Nach dem markanten Mitgröl-Piratensong „Daggers And Rum“, „Die For A Lie“, dem unverzichtbaren „Metal On Metal“ und einer pfundigen Version von Steppenwolfs „Born To Be Wild“ ist Schluss. Von Anvil haben wir einen ihrer besten Auftritte der jüngeren Zeit gesehen, mit dem das erste Ironhammer ein würdiges Finale bekommen hat.

Das nächste Ironhammer wird übrigens am 08.09.2018 losgetreten. Für alle frühen Vögel mit frischen Terminkalendern schon mal ein Fixdatum.

Autor & Pics: Joxe Schaefer