Ironhammer Festival

Andernach, Juz, 11.09.2021


Wie auch im vergangenen Jahr findet das Ironhammer am zweiten Septemberwochenende als Open Air statt. Pünktlich gehen die Niedersachsen von Savage Blood auf die Bühne und servieren ein amtliches Oldschoolbrett mit ihrem „Downfall“ Debüt im Gepäck. Damit gilt der Konzerttag als eröffnet und wir stehen jetzt ohne Maske in der ersten Reihe und hinter uns sollen es noch 500 Leute werden, von denen gefühlt schon 480 da sind. Die Leute sind hungrig auf Metal und wer die Umstände kapiert hat, kann den bei entsprechendem Verhalten auch bekommen. Die Osnabrücker kommen trockenriffig und bieten ein agiles Acting mit Synchrongemoshe. Anständig bedankt sich die aufstrebende Band für jede Reaktion beim Publikum mit Respekt. Dem Doublebassmonster „Queen On The Run“ knallen sie „We Sweat Blood“ gleich hinterher und bevor der Fünfer nach einer Dreiviertelstunde aufrecht von den Brettern geht, kommt auch nach dem letzten Song „The Fight“ ebenso ehrlich der Applaus. Sicher findet deswegen ihr aktuelles Vinyl „Downfall“ am Merch auch so guten Absatz. (Joxe Schaefer).


Andere Richtung. Erstmal präsentieren die lokalen Helden zwei Linkshälse, und außerdem geht es nun urwüchsiger und grobkörniger zur Sache. Hat man die Recken von Moontowers einige Zeit nicht mehr live gesehen, zuletzt auf dem „Der Detze Rockt“-Festival vor zwei Jahren, darf man jetzt feststellen, die einheitlich schwarzen Oberhemden wirken immer eingespielter. Shouter Dommermuth trägt seine Gitarre meist auf dem Rücken und lässt Bangmonster Kuschke das Gros der sechs Saiten. Der wiederum schmeißt das Mollriff rein und „Bringer Of Dawn“ nimmt seinen Lauf. Kuschke lässt in dem erdigen Groovesound keine Gelegenheit für Posereien aus. Die vertrauten Leiseparts werden ebenfalls mit bekanntem Punch rausgehauenen. Was soll man sagen, man fühlt sich eben wie zu Hause. Sowie „Moontowers Rise Again“ als letztes Stück angesagt wird, das noch einmal alles kann, finden wir uns bereits schon im Finale. Die Zeit verging wie im Flug, was dem Quartett einen sehr kurzweiligen Auftritt attestiert. Und wenn auch nicht alles zum derben Abmoshen geeignet war, kam in der Zeit von über fünfzig Minuten doch ganz schön Stimmung auf. Jetzt schon Schluss ist trotzdem schade, denn wir haben uns grad ziemlich gut eingegroovt. (Joxe Schaefer).


Die internationalen Berliner von Indian Nightmare erwischen einen slayermäßigen Start. Zuletzt im Livestream beim Detze Mitveranstalter inne Küche gesehen, jetzt original in Andernach hinter der JuZ-Halle. Obwohl, original stimmt so ganz nicht. Der Sänger mit zerrissenen Shorts und weißem Shirt bringt zwar auch Gesichtsbemalung, ist aber letztendlich ein Gastsänger, der dem Original stimmlich ähnlich kommt, weil Mister Poison Snake heute nicht mit dabei sein konnte. Sonst kommt die chaotische Metalladung ziemlich anständig rüber, laute Hey-Rufe in den Zwischenparts bestätigen das. Offensichtlich kommen die Hauptstädter so gut an, dass sogar ein kleiner Pit gestartet wird. Da geht das ein oder andere Bier bei drauf. Der hier untern den Gästen befindliche Drummer von Depredation ist dagegen etwas enttäuscht, weil die Pissoirs noch gar nicht übergelaufen sind … (Joxe Schaefer).


Das Publikum ist nach den internationalen Berlinern so richtig aufgeheizt. Pünktlich um zwanzig nach sieben ist es dann soweit und unser Tages-Highlight betritt die Bühne. Die seit vier Jahren wieder aktive Rheinländer Heavy Metal Institution Trance hat ihr gerade veröffentlichtes neuntes Studioalbum mit dem Titel „Metal Forces“ im Gepäck. Den Start macht aber heute der Opener des ’83er Releases „Power Infusion“, „Heavy Metal Queen“. Damit ist der Startschuss gefallen und sofort steht fest, dass das bestens eingespielte Quintett keine Gefangenen machen will. Neufronter Nick Hollemann wieselt mit einer unglaublichen Energie über die Bühne und interagiert immer wieder mit dem Publikum. Ein echt treffsicheres Stimmwunder, das wir schon auf dem diesjährigen Headbangers Open Air abgefeiert haben. Mit dem sympathischen Holländer haben Trance einen goldenen Griff getan und dieser bezieht immer wieder die tobende Menge vor der Absperrung mit ein. Gitarrist „Kalli“ Kaldschmidt vertritt Joris van Rooij und macht wie auch bei seiner Hauptband Abandoned einen top Job.  Kein Wunder, hat er doch das aktuelle Werk produziert. Mein Lieblingstrack „Confession“ bringt mir wie immer live eine Dauergänsehaut- Hammer. Auch Songs wie der neue Titeltrack „Metal Forces“, „Rockstar“ oder „Live and Heavy“ zünden ein Feuerwerk und die Balance zwischen alten und neuen Tracks ist magisch, ebenso wie die aktuelle Besetzung, die frisch und kraftvoll Trance zu neuer Stärke bringt. Band Urgestein Markus Berger spielt sogar seine Flying-V mal hinter dem Kopf. Auf der Setlist finden sich noch weitere Klassiker wie „Break The Chains“, das grandiose „Loser“ und zum finalen Fistraiser „Shock Power“ steigt Sänger Nick von der Bühne und singt den Song viel umjubelt im Publikum. Damit geht leider viel zu schnell dieser grandiose Auftritt zu Ende und es bleiben auf beiden Seiten breit grinsende Metaller zurück. Nicht nur für mich ist danach der Weg zum Merchandisestand ein Pflichttermin und nach einer kleinen Shoppingtour ist dann für mich das diesjährige Ironhammer bereits Geschichte. Warum man eine solche Band so früh spielen lässt, erschließt sich mir nicht wirklich, denn Headliner spielen ja normalerweise am Ende. (Tino Sternagel-Petersen).


Zu den fünf Damen von Burning Witches wechselt das Publikum an der Frontabsperrung. Mit einer zünftigen Version eines Coversongs von Dio sind sie den Metallern schon einmal aufgefallen, das ist aber schon einige Zeit her und die Position am Mikro wurde inzwischen verändert. Heute hier live geht es stimmlich mit Neusängerin Laura mehr in Richtung jüngerer Doro. Das sollte vom Bandnamen her okay sein. Es wird eng in den ersten Reihen, denn es finden hauptsächlich männliche Besucher den Weg nach vorne und wir beobachten übermäßig viel Handygefilme. Da fällt das Schießen für ein brauchbares Foto für diesen Bericht schwer. Die Band selbst bekommt von der Menge richtig viele Arme hoch, die nicht nur für Videosnippets für die Nachfeier später daheim gereckt werden. Definitiv boten die fünf Damen was fürs Auge, allerdings auch was für die Ohren. Denn einen abfeierbaren Oldschoolsound haben sie drauf, auch wenn ihr Material von bereits vier Alben noch kein hohes Maß an Wiedererkennungswert hat. Wider Erwarten einiger muss deswegen doch festgestellt und ehrlich gesagt werden, sie passten besser ins Billing als erwartet. (Joxe Schaefer).


Ja gut. Um ehrlich zu sein, hätten viele Oldschooler ihre gerade erst erworbenen Early-Bird-Tickets für dieses Festival wieder verkaufen wollen, als das diesjährige Billing bekanntgegeben wurde. Denn statt der letzten beiden Bands hätten die Eingefleischtesten passendere Ideen gehabt und für einige von ihnen war nach ihrem persönlichen Headliner Trance dann auch Schluss. Und tatsächlich, es fanden sich einige Träger von Wacken-Shirts auf dem Gelände ein, die jetzt an vorderster Absperrung Stellung bezogen haben. Dennoch hatten wir Bock, den Ruf von Suicidal Angels als super Liveband anzutesten. Als die Griechischstämmigen aufspielen, ist es längst dunkel und die Lightshow wirkt. Shouter und Gitarrist Nick steht in Kreator-Angriffshaltung am Mikfrofonständer. Sein Shape könnte auch der von Mille sein. Auch der Verfasser dieser Zeilen, dem der Sound ihrer Alben in der Konserve zu modern ballert, konnte dem erdigeren Livesound der Protagonisten etwas abgewinnen. Schön auch, wie im Solo „South Of Heaven“ angerissen wurde. Offensichtlich scheinen die Kaliforniathrasher auch bei ‚SA‘ deutliche Spuren hinterlassen zu haben.

Geil, das waren heute sechs sehenswerte Auftritte unter besten Wetterbedingungen. Wetter gut, alles gut, und das Konzept mit weniger Beschränkungen bei weniger Gästen konnte aufgehen. Bis nächstes Jahr, das Datum 10.09.2022 steht! (Joxe Schaefer).

Autor: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer