JAG PANZER, RIOT CITY, HELLRIPPER

Dortmund, Junkyard, 30.07.2023


Obwohl viele metallische Freunde an diesem Wochenende auf dem Headbangers Open Air im Norden der Republik weilten, wo der Headliner der heutigen Abends am Vortag als Co-Headliner in Erscheinung trat, ist die Halle des Junkyard bereits vor Beginn schon gut gefüllt. Wir gehen die Sache easy an, kehren vorher noch beim Thai ein und schlagen uns den Wanst voll. Zu den ersten Klängen des Openers geht aber schon wieder ein Bier. Tatsächlich sind Hellripper heute nicht zum ersten Mal in dieser Halle und offensichtlich stehen besonders vor der Bühne einige ziemlich textsichere Fans genau wegen dieser Band. Wir haben die Schotten zuletzt auf dem Der Detze Rockt Festival unter freiem Himmel gesehen. Das war schon ziemlich amtlich, aber in der Junkyardhalle wirkt alles noch etwas intensiver. Von vorne weg bestimmt ordentlich Tempo den Sound, wie sich das für eine Speedband gehört. Leider etwas dumpfbreiig gemischt, aber man hört die Tightness raus, für welche die Band derzeit abgefeiert wird, ebenso die grellen Paniksoli. Der eigentliche Alleinherrscher James aus Aberdeen räumt mit seinen vier Mitstreitern gut was ab und heimst zu Recht immer wieder Hellripper-Rufe ein. Die gut gefüllte Halle shoutet nicht nur in den vorderen Reihen mit und in den letzten Takten wird James weiterriffend samt Klapfe zum Surfer seiner Crowd. So voll wird es, warum auch immer, zu den beiden nächsten Bands nicht mehr. Ein voller Erfolg also und absolut starke vierzig Minuten, immer gerne wieder! (Joxe Schaefer).


Anscheinend werden wir des Lobes nicht müde, wenn es um die Belange von Riot City geht. Seien es die beiden grandiosen Alben, oder jedes einzelne Konzert, der Fünfer war immer eine Bank. Shouter Jordan dirigiert viel, worauf dann mitgesungen wird. Das klappt bei „Steelrider“ wie “Beyond The Stars“. In einer Ansage erzählt er, heute die sechste Nacht in Folge zu spielen. Seine Stimme schont er in der ersten Hälfte noch. Da hilft etwas „Ghost Of Reality“ mit dem seichten Anfang, das Vorhandensein einiger Mitgröler in der Setlist, aber auch das Publikum. Das lässt sich gerne dirigieren, zumal das „On My Way“ in „Warrior Of Time“ auch ein unbedingter Mitsinger ist, der an sich schon automatisch funktioniert. Neudrummer John darf ein kleines Solo einstreuen, aber leider scheint der Beleuchter, wie schon bei der Band zuvor, Licht sparen zu wollen. Denn auch bei den Kanadiern kommen die roten und blauen Spots kaum über die Helligkeit einer Notbeleuchtung hinaus. Das wird schwer für die Fotografen, ein anständiges Bildchen schießen zu können. Dafür nutzt Jordan seine Stimme in der zweiten Hälfte des Sets vollumfänglich, doch nach etwas über fünfzig Minuten ist schon wieder Schluss. Von uns aus hätte das gerne noch länger so weitergehen können, aber what shalls, es gibt ja gleich noch einen großartigen Headliner … (Joxe Schaefer).


Nachdem Hellripper und Riot City alles in Schutt und Asche gelegt haben, geht es jetzt naturgemäß etwas gemächlicher zur Sache. Zugegeben, die Reihen haben sich ein wenig gelichtet, als die Colorado Power Metaller pünktlich um 22:00 Uhr ihren Set beginnen. Man hat bei Jag Panzer immer das Gefühl, dass es vom Soundcheck gleich zum eigentlichen Konzert übergeht, da sich alle Musiker bereits auf der Bühne befinden. So ist es auch dieses Mal. Allerdings mit der Einschränkung, dass es heute darum geht, das äußerst starke, neue (Konzept-) Album namens „The Hallowed“ in einem würdigen Rahmen zu präsentieren. Licht aus, Intro an… oder so ähnlich, würde Ilja Richter sagen. Der musikalische  Reigen beginnt gleich mit den ersten beiden Songs des „Chartstürmers“ (Platz 23 D, Platz 62 CH). Vom ersten Ton an ist klar, dass wir hier eine perfekt eingespielte Band sehen mit einem der nach wie vor besten Sänger der gesamten Metal Szene! Da macht es auch nichts, dass von Zeit zu Zeit technische Probleme auftreten, die aber schnell behoben werden. Harry ist der geborene Showmann par ecxellence und es ist wie immer eine helle Freude ihm zuzusehen und natürlich zuzuhören. Gründungsmitglied und „Rhythmusgitarrist“ Mark Briody ist da eher introvertiert und überlässt gerne den anderen die Bühne. Wechselt zwischendurch aber mit Bassist Aric Avina die Position, um Neugitarrist Ken Rodarte beim aggressiven „Prey“ mit doppelter Gitarrenpower zu unterstützen. Da kann sich der Gute ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.

Musikalisch sind wir jetzt in der jüngeren Vergangenheit angekommen. Es folgt das schnelle, durch ein kurzes Gitarrensolo von Ken eingeleitete „Far Beyond All Fear“, sowie das hymnische „The Mission (1943)“ , welches geradezu zu „Ohohoho“- Chören einlädt, und diese werden dann auch gerne vom Publikum angenommen. Ein kluger Schachzug, um die Stimmung weiter anzuheizen und auf einen „Classic Block“ einzustimmen. Die erst spät offiziell veröffentlichen Demo-Klassiker „Shadow Thief“ und „Chain Of Command“ sind DIE Jag Panzer Hymnen vor dem Herrn, und wären geradezu prädestiniert, erst zum Ende des Sets gespielt zu werden. Das können sich nur wenige Bands erlauben. Bei „Shadow Thief“ trägt Harry übrigens eine Sturmhaube, was unfreiwillig komisch wirkt und so manchen im Auditorium schmunzeln lässt. Der Maske entledigt, geht es mit dem „Ample Destruction“-Klassikers „Symphony Of Terror“ munter weiter. Neben Harry liegt das Augenmerk hier auf Drummer Rikard Stjernquist, der Gandalf immer ähnlicher wird. Wer nicht spätestens jetzt seiner Zauberkraft gewahr ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Rikard ist einer der Besten seines Fachs. Sympathischerweise mischt er sich nach dem Gig zu einem Plausch unters gemeine Hobbit Volk.

Nach einem weiteren neuen Song („Dark Descent“) gibt es noch einen weiteren Klassiker-Nachschlag: „Generally Hostile“. Auch hier wird das Publikum genötigt, die Matte zu schütteln und lautstark „No Mercy, No Mercy…“ zu brüllen. Wie gut die neuen Songs geraten sind , lässt sich auch an dem neuen „Stronger Than You Know“ erkennen. Aggression und hymnenhafte Melodien müssen sich nicht ausschließen, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich ausgerechnet diese Nummer zwischen „Ample Destruction“-Songs tummelt und dabei bestens funktioniert. Ken schnallt sich eigens für diesen Song eine andere Gitarre um, um die auf Platte hörbaren Kreischgeräusche adäquat umzusetzen. Der mächtige Refrain macht wiederum keine Gefangenen und ebenso machtvoll wird als nächstes „Take To The Sky“ vom „Mechanized Warfare“ Album (2001) intoniert, welches mittlerweile zum Klassiker gereift ist. Dessen Mittelteil verschafft Harry und Mark eine kleine Verschnaufpause an der Backline und macht die Bühne frei für Ken, der mittlerweile festes Bandmitglied ist, und seine Vorgänger so gar nicht vermissen lässt. Zack auf Zack geht es mit „Licensed To kill“ (Opener von „Ample Destruction“) und dem wiederum neuen „Edge Of A Knife“ weiter. Mit dem kurzem, aber wirkungsvollen „Tyranny“ vom 1997er „Fourth Judgement“ Album und der ersten Vorabsingle „Onward We Toil“ zum neuen Album werden nochmals alle Kräfte mobilisiert, bevor das düstere „Black“, im stimmungsvoll blauen Licht präsentiert, das Ende des Konzerts einläutet. Nach dem mächtigen „Iron Eagle“ (von 1998er Album „The Age Of Mastery“) erlischt pünktlich um 23:30 Uhr das Bühnenlicht.

Fazit: Jag Panzer sind live immer noch eine Macht ohne Fehl und Tadel, haben ein starkes neues Album in der Hinterhand, und eine Setlist, in der die heiß geliebten „Ample Destruction“ Songs nie zu kurz kommen! Da ist es nur eine Randnotiz, dass nichts von der ersten Debüt-EP oder dem 2000er „Thane To The Throne“ Album gespielt worden ist. (Michael Staude).

Setlist:
Bound As One, Prey, Far Beyond All Fears, The Mission (1943), Shadow Thief, Chain Of Command, Symphony Of Terror, Dark Decent, Generally Hostile, Stronger Than You Know, Take To The Sky, Licensed To Kill, Edge Of A Knife, Tyranny, Onward We Toil, Black, Iron Eagle (Angaben wie immer ohne Gewähr)

Autoren: Joxe Schaefer, Michael Staude
Pics: Joxe Schaefer