JESS AND THE ANCIENT ONES – the horse and other weird tales

Knietief in den Siebzigern … die Finnen Jess And The Ancient Ones mit Ihrem dritten Album – meist psychedelisch, mal bluesig oder proggig – hier und da mal düster, aber auch mal beschwingt. Keine Frage, das Okkultrock Label war von Anfang an viel zu klein und zu wenig charakteristisch für die Truppe um Sängerin Jess und Chefgitarrist Thomas Corpse, die am Anfang mit “Sulfur Giants” einen veritablen Hit hatten, auf den sie in Folge leider etwas reduziert wurden. Aber Jess And The Ancient Ones haben viel mehr zu bieten. “The Horse And Other Weird Tales” ist eigentlich eine typische Frühsiebziger Jahre Rock-Scheibe geworden, die sich irgendwie jenseits aller Genres, Schubladen und Grenzen bewegt und beim ersten Hören viel weniger greifbar wirkt, als all die ganzen Black Sabbath und Led Zeppelin Rip-Offs. Bluesrockiges, das an The Doors erinnert, Psychedelisches lässt an Jefferson Airplane denken – eine leicht folkige Note ist auch nicht zu überhören – proggige oder gar jazzige Passagen machen die Scheibe unvorhersehbar. Dafür sind wirklich poppige Elemente nicht auszumachen. Mal ufern die Songs richtig aus, mal wirken Songs kurz, abgehackt und dadurch fragmentarisch – wer einen Kritikpunkt sucht, mag an der Homogenität herummäkeln. Auf den ersten Blick scheint ein richtiger Hit zu fehlen, aber “The Horse And Other Weird Tales” ist eine ziemlich einzigartige Scheibe geworden, die sich jeglicher Genre-Klassifizierung entzieht und sich deutlich von der Okkultrock Schublade emanzipiert. Ach ja, toller Gesang, tolle Gitarrenarbeit, eine vielseitige Rhythmusfraktion und kräftig rumgeorgelt wird auch – es gibt viel zu entdecken! Hört rein!

Wertung: 8,5/10
Autor: Bert Meierjürgen