KING ABYSS – snake oil

Thrash aus England hat Tradition, Qualität vor Quantität. Also schauen wir mal, was uns King Abyss aus Staffordshire auf ihrem Debütalbum bieten. Ein zackiges Riff schießt den Opener „Weapons Of Mass Delusion“ von der Rampe und das Titelstück gleich hinterher. Sehr rough gebellte Vocals gehen die direkt zwischen die Augen, doch die geballte Riffmacht dominiert weiter. Das ist immer sehr angenehm, wenn die Gitarren nicht zu leise sind, und die fünf Briten haben gleich zwei davon. Auch die Leadgitarre kann gegen die Riffmacht nicht anstinken, sich wohl aber ausgiebig auslassen. Bei aller Felsenriffattacken profitiert man von einer klaren Produktion, bei der jeder glücklich sein sollte. Die Überraschung zeigt sich auf Trackposition vier, denn „Disdain“ kommt unerwartet unverzerrt um die Ecke und stellt so etwas wie eine Ballade a la Testament. Shouter Dom singt sogar, und das tatsächlich ziemlich gut. Noch besser, dass dieses  eskalierende Teil zum Kracher wird und als Anspieltipp deklariert werden muss. Im Gegenteil zum verzichtbaren Beschwichtigungsintermezzo „Interlude“ danach. Erst „Fear The Dead“ haut dich wieder aus den Socken wie die ersten drei Tracks. Doch das war noch nicht alles, denn es gibt zum Schluss noch eine weitere Härtegradabsenkung. Das gebremste Finalstück „Nibiru“ kann als neunminütiges Instrumental noch einmal ein kleine Geschichte erzählen, natürlich mit akustischem Mittelpart, aber sonst weniger spannend. Okay, das hat alles Hand und Fuß, kommt durchdacht und wird live auch in seichteren Phasen sicher zünden. Es darf jedoch die Frage gestellt werden, ob weniger wirklich mehr ist. Im Zweifelsfall für die Angeklagten, zumal es eine charmante Eigenproduktion ist!

Wertung: 7/10
Autor: Joxe Schaefer