Klash Of The Rurpott – Gelsenkirchen, Amphitheater, 20.07.2024

Klash Of The Rurpott – Gelsenkirchen, Amphitheater, 20.07.2024


Pünktlich um 17:00 Uhr eröffnen die Frankfurter Tankard den Klash Of The Ruhrpott. Optisch habe ich zunächst ein Déjà-Vu, denn die Bühne sieht mit dem großen „Hair Of The Dog“-Backdrop genauso aus wie vor rund 14 Monaten beim Rock Hard Festival. Neu hingegen ist der Mann am Schlagzeug, Gerd Lücking, der zuvor bei Holy Moses die Felle verdroschen hat. Im Vorfeld wurde das 1988er Klassiker-Album „The Morning After“ als Motto der aktuellen Tankard-Tour angekündigt, tatsächlich gibt es nach dem Opener „One Foot In The Grave“ aber nur den Titelsong der Scheibe zu hören. Aufgrund der sehr straffen Running Order beschränkt sich die weitere Setlist auf eine Mischung aus zwei Songs des aktuellen Albums, „A Girl Called Cerveza“ und vier unverzichtbaren Klassikern, von denen – wer hätte das gedacht – der wohl größte Thrash Metal Party-Song „(Empty) Tankard“ den krönenden Abschluss einer wie immer rundum gelungenen Show bildet. Tankard zeigen sich auch 2024 agil, authentisch, sympathisch und voller Spielfreude, und werden entsprechend gefeiert. Auch soundtechnisch gibt es nichts zu meckern – der leicht punkige Thrash knallt ordentlich! Trotz der fast schon brutalen Hitze im Amphitheater zeigt nicht nur die Band auf der schattigen Bühne einen amtlichen Bewegungsradius, auch der Mob tobt, grölt fleißig mit, und es gibt bereits die ersten Circle Pits. Ein würdiger Auftakt eines Konzertabends mit Kult-Lineup! (Felix Schallenkamp).


Nachdem grandiosen Start mit Tankard, geht es mit Destruction weiter. Schmier und seine drei Mitmusiker schaffen es ohne Probleme, die durch Tankard an- und durch das Wetter aufgeheizte Stimmung zu halten, und noch zu steigern. Die zehn Songs umfassende Setlist setzt sich aus sechs Klassikern aus den glorreichen 80ern, zwei Hits von Anfang des Jahrtausends und zwei Songs der letzten beiden Jahre zusammen. Da gibt es überhaupt nichts zu meckern, auch wenn sich viele Leute mehr Spielzeit der drei ersten Bands gewünscht hätten. In den Ansagen schwelgt Schmier in Erinnerungen an vergangene Konzerte mit den anderen auftretenden Bands und ist sichtlich glücklich darüber, dass dieses Konzert heute stattfindet. Das Publikum vor der Bühne und auf den Rängen ist ebenso euphorisch und feiert die Band knallhart ab. Vor der Bühne fliegen die Mähnen und der Moshpit ist während des gesamten Auftritts in vollem Gange. Einzig anzumerken ist, dass Damir und Martin an den Gitarren auf unglaublich hohem Niveau spielen, aber dennoch nicht die Klasse von Mike Sifringer erreichen. Dies wird besonders beim Solo von “Total Desaster” deutlich. (Matze Fittkau).


Sodom ist heute die einzige Band, die mit lauten Sprechchören des Publikums auf die Bühne gerufen wird. Tom, Frank, Yorck und Toni sind wie gewohnt in bester Spiellaune und können die Stimmung im Publikum locker noch weiter anheizen. Beginnend mit dem Instrumental „Procession To Golghota“, das eigentlich die B-Seite von “Persecution Mania” einleitet, geht’s dann direkt mit “S.O.D.O.M.” und “Get What You Deserve” los. Hier wird die Flexibilität der Band deutlich, denn beide Songs sind schon länger nicht im Live-Set gewesen. Aufgrund der sehr beschränkten Spielzeit für die drei Opener geht es mit acht altbewährten Hits weiter. Publikum und Band bilden eine gut funktionierende Thrasheinheit, was sicherlich auch mit dem „Sodomaniacs Fanclub“ Shirt, das Tom trägt, zu tun hat. Das ist definitiv einer von uns! Generell ist die Dichte an Sodom & Sodomaniacs Shirts deutlich höher als die der anderen Bands. In den Ansagen schwelgt auch Tom in alten Erinnerungen, gibt aber auch eine Aussicht in die Zukunft. Denn dieses Jahr soll endlich die “Tapping The Vein” LP Box erscheinen. Danach geht es dann weiter mit “Obsessed By Cruelty” … und und und. Sodom sind für mich heute klar der Tagessieger, was die Auftritte der anderen Bands aber dennoch nicht abwerten soll. Alles was hier heute auf der Bühne stattgefunden hat, war auf höchstem Niveau! (Matze Fittkau).


Headliner des Tages sind Kreator, welche die Bühne erst mal mit einem großen Logovorhang abhängen, damit dahinter fleißig ein großer Gummidämon aufgepumpt werden kann. Auch an den Seiten der Bühne werden zwei überdimensionierte Gummidämonen platziert, die in meiner Welt eher nicht unbedingt zu einer Thrash Metal Veranstaltung gehören. Mit zehnminütiger Verspätung beginnt dann um 21:10 Uhr der Headliner mit dem Titeltrack “Hate Über Alles” der aktuellen, gleichnamigen Platte. Bei weiten Teilen des Publikums kommt das super an. Im Refrain wird artig mitgesungen und vor der Bühne gibt’s einen riesen Pit. Glücklicherweise folgen mit “Phobia” und “Coma Of Souls” deutlich coolere Songs. Die Tatsache, dass sich Kreator hier heute mit zwei Stunden Spielzeit mehr als doppelt soviel Zeit nehmen als die anderen Bands, lässt mich auf die ein oder andere Überraschung hoffen. Aber erst mal geht es mit den „neueren“ Kreator der letzten 20 Jahre weiter. Zu den Songs gibt es einige gute Feuereffekte, aber auch eine Luftschlangenkanone … naja, bei vielen kommt das alles sehr gut an. Nach dem an Peinlichkeit kaum zu überbietendem „Satan Is Real“ wird erneut ein Vorhang vor der Bühne aufgehangen, auf dem eine coole Diashow zu den Klängen von “Corpses Of Liberty” und “Choir Of The Damned” gezeigt wird. Jedoch wird das Wetter auch merklich schlechter. Starker Wind, der den Vorhang fast abreißt, und Regen. Was solls, jetzt kommt auf jeden Fall der Oldschoolteil. Nachdem der Vorhang erneut gefallen ist, und zum Glück der Gummidämon gegen ein “Pleasure To Kill”-Backdrop getauscht und links und rechts vom Schlagzeug Oldschool Bühnenbeleuchtung aufgebaut wurde, prügeln Kreator sich durch “Ripping Corpse”. Das ist Geil!!! Weiter geht’s mit “Riot Of Violence”. Mittlerweile ist der Himmel pechschwarz und es schüttet richtig. Egal, denn die Stimmung kocht. Jetzt passiert es leider und Mille sagt übers Mirko, dass die Stadt Gelsenkirchen auf Anraten der Feuerwehr die Veranstaltung abbricht, aufgrund der Wetterverhältnisse und einer Unwetterwarnung. Das Publikum ringt mit der Fassung und auch der Band, und besonders Mille, merkt man diesen Tiefschlag deutlich an. Im Publikum stellt sich die Frage, ob es sich um eine Absage oder eine Unterbrechung handelt. Dies wird jedoch sehr schnell deutlich, da die Roadies sofort beginnen die Technik abzubauen. Scheiß Situation, aber nüchtern und im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung…

Leider wurde man nach dem Abbruch recht schnell wie Vieh aus der Location gedrängt, sodass viele Leute ihre Becher, für die unfassbar freche 4€ Pfand aufgerufen wurden, nicht mehr an den Bierbuden abgeben konnten. Wenn man doch noch an einer Bierbude stoppen konnte, wurde dort auf fehlendes Münzgeld verwiesen. Absolut unprofessionell und eigentlich hätte man die Bierwagen dafür umwerfen sollen 😉 Die Bierwagen und Stände waren den ganzen Tag über massiv unterbesetzt und das Personal, das da war, um dort zu arbeiten, hat scheinbar eine sehr seltsame Definition von „Arbeit“. Auch in den Fressständen war das Personal eher unmotiviert und unorganisiert. Die im Vorfeld angekündigte Trinkwasserstelle war vorhanden, aber nur durch langes Schlangestehen zu erreichen, da es sich genau um einen Wasserhahn handelte, der munter den Biergarten überschwemmte, wenn nicht jemand seine Flasche auffüllte.. Bei diesen Temperaturen ziemlich asozial von Seiten des Veranstalters. Auch die Abreise gestaltete sich völlig chaotisch. Den Securitys war es nur wichtig, dass die Location möglichst schnell verlassen wird. Was draußen passiert, war egal. Auf dem Parkplatz herrschte KFZ- und Fußgängerchaos. Im Vorfeld angekündigte Shuttlebusse gab es nicht und so ist es fast schon ein Wunder, dass auf der Hauptstraße vor dem Amphitheater kein Unfall passiert ist. Wir sind glücklicherweise von einer unglaublich freundlichen Busfahrerin auf offener Strecke mitgenommen worden.

Fazit: Die Konzerte waren richtig geil, die Orga war richtig beschissen … (Matze Fittkau).

Autoren: Felix Schallenkamp, Matze Fittkau
Pics: Matze Fittkau