MAGNUM, REDS’COOL

Wuppertal, Live Club Barmen, 31.03.2018


Schon fünf Minuten vor angekündigtem Beginn legt der Fünfer Reds’cool los. Ein nicht zu lauter Klang kuschelt warm und zaghaft aus den Boxen, da will der Mischer wohl niemanden der Anwesenden erschrecken. Das gibt sich, doch etwas mehr Riffgitarre im Mix wäre schön gewesen, schließlich bringt die Band aus Sankt Petersburg ein solides Programm für Rocker und Softrocker, auch Hardrocker oder Poser, bei dem definitiv gerockt werden darf. Der Live Club Barmen besteht im Gros aus Besuchern, die vom Alter her Bon Scott noch live gesehen haben könnten und man klatscht anständig nach jedem Song. Darunter befinden sich wie der Verfasser dieser Zeilen Gäste, welche diese Band heute abermals live sehen, und sich zwar noch an ihre Gigs als Support der Briten von Ufo erinnern, jedoch auch keine Steigerung dazu feststellen. Dabei glänzen die Ostseestädter durch sicheres Auftreten, einer schön roughen Singstimme und perfektem Zusammenspiel auf hohem Niveau, aber keiner der Songs ihres fünfzigminütigen Auftritts würden die meisten der Anwesenden morgen wiedererkennen, zu durchschnittlich ist ihr Material. Allerdings hatten sie in den großzügigen fünfzig Minuten Anheizzeit einen Groover drin, der uns zwischen dem melodischen Midtempomaterial hervorstechend am besten gefiel. Viele Anwesende erklärten sich von Reds’cool angetan, sie eigentlich ganz gut gefunden zu haben.


Bereits beim Betreten der Bühne des heutigen Headliners scheint die Beleuchtung heller zu sein als bei der Vorband. Erster Beifall, als die Engländer auftauchen, aber was ist das? Mister Harry James, den man von ihren Landsleuten Thunder kennt, nimmt bedauerlicherweise nicht auf dem Drumschemel Platz, sondern wie wir später erfahren, Lee Morris, der es von Ten immerhin schon bis zu Paradise Lost gebracht hat. Egal wie sich die in 1972 Gegründeten um Gitarrist Tony Clarkin und Sänger Bob Catley weiter verjüngen, für die Fans ist bei einem Konzert von Magnum offensichtlich Feiertag, denn es wird vom opening Doppel “When We Were Younger” und “Sacred Blood Divine Lies” an mitgeklatscht. Einige Tracks vom neuen Album wie “Without Love” und “Show Me Your Hands” funktionieren live schon ganz gut, nur findet sich das Paradestück von “Lost On The Road To Eternity“, das markante „Peaches And Cream“, irgendwo in der Mitte des Sets wieder. Tony Clarkin hält leicht zur Bühnenmitte gedreht immer Kontakt zu seinen Mitmusikern und Bob Catley bewegt sich langsam, aber stetig mit nicht ruhendem rechtem Arm, der alle erdenklichen Gesten abruft. Leicht stimmgealtert bringt Bob aber akzeptable Leistungen und lässt es sich nicht nehmen, den Beginn von “How Far Jerusalem”, mit erstem Jampart heute, selbst zu singen.

Danach schieben die Briten vom selben und wahrscheinlich bestem Magnum Album “On A Storytellers Night” das lockere “Les Morts Dansant“ nach. Richtig geil kommt der Knaller „All Englands Eyes“, ein Highlight der 1985er Scheibe. Geht man zu Songbeginn nicht genügend mit, animiert Bob die Menge, was ihm mit Leichtigkeit gelingt. Doch „Vigilante“ geht sofort von ganz alleine, denn der Live Club Barmen ist auf Anhieb bei den ersten Gitarrenklängen voll dabei. Und Magnum packen setabschließend tatsächlich noch den Zehnminüter „Don’t Wake The Lion“ aus, Hammersache! Weil noch nicht gespielt, fallen in Form vom unverzichtbaren “The Spirit” und “When The World Comes Down“ gerade im Zugabenteil die Balladen an, als ob wir an diesem Ostersamstag Weihnachten hätten. Dass Kracher wie “Kingdom Of Madness“ (das entsprechende Shirt gabs jedoch am Merch) , Midnight“, “Days Of No Trust” oder das endgeilste der neueren Stücke, „Falling For The Big Plan”, leider fehlen mussten, ist bei einer Spielzeit von einhundert Minuten Meckern auf hohem Niveau. Nach Bobs Bandvorstellung vorne am Bühnenrand verabschiedet man sich von seinen Fans in Wuppertal, die teils sogar aus Brasilien angereist sind.

Autor & Pics: Joxe Schaefer