MARDUK, VADER, IMPALEMENT

Osnabrück, Bastard Club, 22.03.2022


Nach fast 2,5 Jahren steht für mich die erste Clubshow an. Klar, ein paar Corona Konzerte gab es und ein großes Saxon Konzert vor über zwei Jahren, aber die Bands zum Greifen nahe hatte ich lange nicht. Nach der Einlasskontrolle nebst Impfnachweis ging es auch direkt mit dem Opener Impalement los. Was sich über Youtube schon sehr gut anhörte, geht live in eine Glückseligkeit über, die gepaart mit Gänsepelle und ja, fast Tränen in den Augen, endlich das Ende der Clubshowabstinenz einläutet. Das Einmannprojekt um Beliath (Mor Dagor, Nargaroth) aus der Schweiz ist live auf Quartettgröße gewachsen und bietet Black/Death der feinsten Sorte, der gelegentlich an guten Melo-Death erinnert. Songs wie „Satan´s Fire In My Eyes“ oder das abschließende „Thus I Spoke – Götzendämmerung“ lassen die Gitarren wie bei Der Weg einer Freiheit flirren, die Drums sind gelegentlich so flott wie bei Marduk, die Stimme klingt nach alten Belphegor und der Bass bollert amtlich drauf los. Im Anschluss an den 30-minütigen Gig wird erst einmal die CD verhaftet. Die gibt es neben üppigem Merch der Hauptbands im oberen Stockwerk des Clubs, wo dann auch gleich das Geld in Bier oder Wasser investiert werden kann. Zurück im Keller gibt es eine halbstündige Umbaupause, die aber bequem auf dem Sofa überbrückt werden kann. Generell scheint der Bastard Club sehr cool und legendär zu sein. Auf der Toilette sieht man sich nicht selbst, sondern nur Aufkleber auf dem Spiegel und an der Wand hängt ein uraltes Tote Hosen Plakat aus den 80ern.


Vader, die alten Obersympathen um Peter, haben sich seit den letzten Gigs im Herbst eine neue Setlist draufgeschafft, die zwar immer noch einen kleinen Schwerpunkt auf „De Profundis“ legt, ansonsten weder auf Hits noch auf unbekanntere Stücke wie „Epitaph“ vom Revelations-Album oder einem polnischen KAT-Cover verzichtet. Los geht es aber mit „Dark Age“ und „Black To The Blind“ und auch hier sitzt der Sound und die Stimmung bei Fans und Band ist bestens. Neben ein paar Songs vom aktuellen Album gibt es auch Uraltnummern wie „Reborn In Flames“ welche aus Demotagen. Ganze fünfundsiebzig Minuten gibt es polnischen Death Metal der Extraklasse und nach dem Outro „Imperial March“, das insgesamt auf die gesamte Umbaupause gestreckt wird, ist auch dann spätestens das Motto des Abends eingeläutet.


Denn Marduk lassen zwischen fast jedem Song die Instrumente ruhen und es gibt Zwischenspiele, Intros, Outros, Nitros, keine Ahnung was. Etwas nervig ist das schon, schmälert aber in keinster Weise die sackstarke Performance. Von Sekunde eins an und mit „Werwolf“ gefolgt vom legendären „Hangman Of Prague“ ist sowas von Abriss angesagt. Selten habe ich so einen starken Auftritt einer Black Metal Band gesehen. Dieser Gig stellt nicht nur meine bisherigen Marduk Auftritte locker in den Schatten, sondern auch 95 % der Gesehenen des Genres. Bis auf „Materialized In Stone“ gibt es bei Marduk an diesem Abend nur Hochgeschwindigkeit und eine Setlist, die insgesamt zehn Alben umfasst. Nach „Wolves“ geht die Band kurz von der Bühne, um noch einmal mit „Slay The Nazarene“ und „Panzerdivision Marduk“ das Letzte aus dem Publikum herausholen. Wer sich an der minderen Qualität der Fotos stört, dem sei gesagt, dass das Review spontan entstand und Sänger Moortus gleich beim ersten Song einem offiziellen Fotografen das Handy entriss und ich mich von daher nur einmal traute, Fotos zu machen.

Autor & Pics: Martin Hil