MASSACRE – resurgence

Massacre gehören zu den ganz frühen und auch ganz kultigen Vertretern der in Florida sehr aktiven Death Metal Szene, die den U.S.-Bundesstaat seit Mitte/Ende der 80er-Jahre zu einer der weltweit wichtigsten Regionen des Genres gemacht hat. 1991 brachten sie, nachdem sie schon einige Jahre vorher mit ihren Demos zumindest bei Szenekennern eine echte Hausnummer waren, ihr fantastisches Debüt-Album „From Beyond“ raus, das heute mit Recht zu den ganz großen Death Metal Klassikern gezählt wird.

Anders als viele ihrer Kollegen (wie Death, Obituary, Morbid Angel, Deicide und etliche andere) haben Massacre aber nie regelmäßig Alben veröffentlicht, und ihr Line-up war ein stetiges Besetzungskarussel, so dass „From Beyond“ leider keine Nachfolger von konstanter Qualität verbuchen konnte. Erst 1996 kam mit dem Zweitwerk „Promise“ ein Groove Death Metal Album raus, das allerdings kein Mensch braucht und zurecht völlig unterging. 2014 gab es dann mit „Back From Beyond“ ein ordentliches Comeback-Album, bei dem mit Rick Rozz (Gitarre) und Terry Butler (Bass) zwei Mitglieder aus der Besetzung des Debüts zu hören sind. Jetzt, weitere sieben Jahre später, liegt das vierte Album „Resurgence“ vor, welches abermals ein Comeback darstellt. Die Besetzung setzt sich aktuell wieder mal völlig anders zusammen: Original-Sänger Kam Lee ist (glücklicherweise) zurück, zudem hören wir mit Mike Borders den Bassisten, der bereits zur Frühphase, Jahre vor dem ersten Album, dabei war. Auffällig ist, dass sich mit Jonny Pettersson und Rogga Johansson zwei Schweden mit dazu gesellt haben, die alles andere als unbeschriebene Blätter sind und tatsächlich das ganze Songmaterial geschrieben haben. Einige Traditionalisten könnten hier die Nase rümpfen und direkt abwinken, denn insbesondere Rogga Johansson hat seine Finger mittlerweile gefühlt bei jeder zweiten Death Metal Band im Spiel, und viele werden sich die Frage stellen, ob diese beiden in der Lage sind, ein würdiges Massacre-Album zu fabrizieren.

Um die Antwort kurz zu machen: erstaunlicherweise sind sie es! „Resurgence“ klingt sowohl stilistisch, als auch vom Sound mit seinen herrlich sägenden Gitarren, absolut nach Massacre! Natürlich tragen auch die Vocals ihren nicht unerheblichen Teil zu diesem Eindruck bei. Der gute alte Kam Lee growlt und knurrt sich durch die zehn Songs, dass es jedem Fan ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern sollte. Die Scheibe startet nach einem kurzen Intro mit dem saustarken Doppel „Eldritch Prophecy“ und „Ruins Of R’Lyeh“ (die hier definitiv als Anspieltipps genannt werden können), verliert aber auch im weiteren Verlauf nicht nennenswert an Qualität. Hier regiert Death Metal der ganz alten Schule, ohne Schnörkel, ohne Blastbeats, dafür aber mit einigen gelungenen Gitarrensoli, tonnenweise treibenden Nackenbrecher-Riffs und fetten Doublebass-Teppichen. Wer die entsprechende Übung hat, kann eigentlich über die komplette Spielzeit des Albums konstant wie ein Irrer durchbangen. Alle Songs gehen tierisch nach vorne, haben ein beachtliches Energielevel und klingen trotz des Patchwork Line-ups ziemlich authentisch. Mir macht das Teil echt Bock!

Fazit: Man kann sich natürlich daran stoßen, wie sich die derzeitige Besetzung darstellt – eine wirklich homogene Band waren Massacre aber eigentlich nie. Musikalisch gibt es nichts zu meckern, und so geht „Resurgence“ subjektiv betrachtet als das bisher zweitbeste Massacre-Album durch!

Wertung: 8/10
Autor: Felix Schallenkamp