MASTER, DISCREATION, LEAVE SCARS, GRIMGOD, REDSPHERE
Essen, Turock, 05.10.2017
Wieder so ein Tag mit zig interessanten Parallelveranstaltungen. In Oberhausen spielen Deströyer 666, in Düsseldorf die Nitrogods und in Köln Mayhem. Ins Turock verirren sich deswegen erstmal nicht so viele Nasen, dass es vor der Bühne nicht so voll wird. Für eine Band wie Redsphere, die von der Insel Neukaledonien kommen, was zu Frankreich gehört und nahe Australien liegt, ist es allemal eine Chance, in diesen Breiten mit ihrem thrashigen Death Aufsehen zu erregen. Von ihnen gibt es bereits eine EP, die nennt sich „Facts“ und erschien Anfang diesen Jahres. Das Quartett grummelgroovt doublebassgetränkt recht modern und corelastig, ebenso coregefärbt kommt auch die Performance vom Shouter. Der Mischer findet kein Mittel dagegen und so kann man dreißig Minuten außer dröhnenden Zerbombungen nicht viel erkennen, wohl aber die klare Ansage zum Song “Sound Of Despair”.
Eine weniger weite Anreise haben die deutschen Southernrocker Grimgod zu verzeichnen, die angeben, aus Thüringen zu kommen. Ein Vintage-Stahlmikrofon aus der Geburtszeit des Rock ‘n’ Rolls unterstreicht ihre Rockattitüde, mit welcher sie im heutigen Billing etwas auffallen, es aber mit deftigem Punch wieder wettmachen. Der Dreier legt vor seinem Riesenbackdrop, mit Abstand das größte heute, amtlich los, nur der Bass bollert noch immer, doch man kann schon etwas mehr erkennen. Volbeatähnlichen Gesang zum Beispiel. Ob damit oder durch etwas bessere Soundverhältnisse, sie können der Audienz erste Reaktionen entlocken und zocken zum Abschluss auf Zuruf “Boom Baby”. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass man als zweite Band schon nach einer halben Stunde die Bretter räumen muss, wenn fünf Bands aufgeboten werden.
Weiter geht’s für die folgenden vierzig Minuten mit Thrash Metal aus Belgien. Leave Scars sind angetreten, um den Anwesenden eine Kelle vor den Latz zu knallen. Das Vorhaben gelingt, zumal der Fünfer in der Tat eine sehr bewegliche Performance hinlegt, locker die actionreichste des Abends. Ein paar der reichlich vorhandenen Speedparts nehmen drei belgische Superfans, von denen hier noch einige mehr anwesend sind, für einen privaten Pit zum Anlass. Damit reißen sie offensichtlich sehr gewollt ein paar weitere Gäste mit. Von den belgischen Gästen gehen manche nach dem Gig durch die Besucher und fragen nach, ob’s denn gefallen hat und regen zum Kauf einer CD an. Und wer auf knalliges Neuzeitgeballer steht, kommt voll auf seine Kosten. Ihr Basstier am Sechssaiter bearbeitet sein Gerät wie ein Schlangenbändiger, während ihr Flying-V Gitarrist zu “Final Chance” im Pit eine Polonaise quer durch den Laden anstiftet. Die Jungs haben schon Narben hinterlassen, ganz bestimmt bei ihren Die-Hard-Fans.
Auf Discreation darf man gespannt sein. Ähnlich wie ihre Labelmates von Lifeless nimmt ihr Kahn immer mehr Fahrt auf, getrieben vom Dampfross ihres neuen Albums “End Of Days”, das grad gute bis sehr gute Kritiken einfährt. Die Jungs aus Hanau kloppen auf die Omme wie 2015 als Headliner auf dem Masters Of Cassel. Ihr neuer Shouter Marco Reitz, ein Rastazopfbanger vor dem Herrn, spricht ziemlich leise Ansagen, dreht haarewerfend in seiner Performance aber umso mehr ab. Unter Stroboskopblitzen werfen sie ihren hochwertigen Death Metal ins Volk, darunter natürlich auch den Titeltrack des neuen Albums. Nur gehen zunächst leider einige Details in der Tiefenlast des gemischten Gesamtsounds unter, bis der Soundmann endlich die richtigen Knöpfchen findet. Schade für die Band, erst spät davon zu profitieren, denn die steht mit ihrem neuen Album nämlich auf dem Sprung. Mit ihrer Qualität können sie dennoch einige Banger mitreißen und ihnen Hey-Rufe abringen, was für die Band spricht. Mit “To Cosmic Shores” müssen sie nach einer Dreiviertelstunde schon zum Ende kommen.
Zuletzt hat der Verfasser dieser Zeilen Master als Headliner auf dem Malta Doom Metal Festival live gesehen, davon trägt Gitarrist Alex auch das Eventshirt. Seine schwarze Ibanez sieht von Mal zu Mal geflickter aus, scheint aber ihren Dienst noch einwandfrei zu parieren. Schon seit dem Einlass sitzt Cheffe Paul für jeden Fankontakt bereit am Merch, verlässt diesen Posten erst kurz vor seinem Auftritt und der hat’s einfach in sich, eine präsentierte Einheit von Souveränität. Paul Speckmann und seine beiden Mitstreiter sind eine Bank.
Noch immer das letztjährig erschienene Album „An Epiphany Of Hate“ im Gepäck, wird nach “Slaves To Society” der Nackenbrecher “Re-Entry And Destruction” von seiner Band Death Strike mit eingereiht, nach dem erstmal das gemächlichere “Collection Of Souls” folgen muss. So bilden sich schnell Reihen von Bangern und wer keinen Beifall spendet, hat ein Bier in der Hand. Ein Drumsolo von vier Minuten gönnt den einzigartigen Vocals eine kleine Pause und das zuletzt live von Toxik gehörte Black Sabbath Cover “Symptom Of The Universe” beendet den kurzweiligen Set. Trotz einigen Rufen nach Zugabe ist nach bloß fünfundsechzig Minuten dennoch Schluss. Der Andrang am Merchandise, wohin direkt Pauls Gang von der Bühne führt, zeugt von mehr als anständigem Zuschauerzuspruch. Zu Master gehen wir auch nächstes Mal wieder, das gehört sich einfach so.
Autor & Pics: Joxe Schaefer