MESSIAH – fracmont

Messiah gehören zusammen mit Hellhammer/Celtic Frost und Coroner zu den bekanntesten und vor allem avantgardistischsten und einflussreichsten (hellvetischen) Hartwurstbands. Nach einer Sturm- und Drangphase während der 1980er Jahre und einer technisch anspruchsvollen Phase in den frühen 90ern verschwand die Band im Anschluss abrupt komplett von den Bildfläche. Vor gut zwei Jahren durfte ich im Zusammenhang mit dem Re-Release der alten Klassiker via High Roller Records ein cooles Interview mit Brögi führen, bei welchem das nun vorliegende Album bereits als in der Mache erwähnt wurde. Eine gefühlte Ewigkeit später und 26 Jahre nach der Veröffentlichung des nicht ganz unumstrittenen Albums „Underground“, ist das nach dem alten Namen des Luzerner Hausberges (heutzutage Pilatus) benannten Teil nun endlich da und es weiß vollends zu überzeugen. Die „alten Säcke“ haben den Groove und das Geknüppel keinesfalls verlernt, sondern liefern ein durchs Band weg tolles Album ab, welches den innovativen Teil der Diskographie weiter führt, aber auch altbewährtes konserviert. Das Album ist musikalisch sehr abwechslungsreich geworden und so finden sich Akustikgitarrenelemente und teils üble Knüppelorgien Seite an Seite. Das Titelstück, welches die Legende von Pontius Pilatus thematisiert, stellt mit seinen fast zehn Minuten Länge den ausgefallensten Track des Albums dar. Speziell die rituellen Chöre in der Songmitte vermitteln eine schöne, düstere Atmosphäre, welche perfekt zum Thema passt. Der Glaube und der Verlust ebendieses stehen im Fokus der Texte. Die entsprechenden Soundelemente ((Kirchen) Chöre („Sacrosanctis Primitivis“), Orgeln oder ein „Ave Maria“ („Throne Of Diabolic Heretics“)) werden elegant in die Songstrukturen eingebaut. In bereits gewohnter Manier bekommt dabei die (katholischen) Kirche für ihre Verbrechen im Namen Gottes ihr Fett weg. Ein düsteres Kapitel (der Vergangenheit), welches aber im Zusammenhang mit immer häufiger aufgedecktem Kindesmissbrauch („Children Of Faith“) leider auch einen traurigen aktuellen Bezug hat.

Das Album wurde von V.O. Pulver mit amtlich Wumms, aber trotzdem sehr transparent produziert. Der Kerl weiß einfach wie ein Metal Album zu klingen hat. Was bei V.O. auffällt, ist die Tatsache, dass er keinen Einheitssound abliefert wie andere renommierte Produzenten (z.B. A. Sneap), sondern sehr differenziert und bandspezifisch produzieren kann. Die Produktion von “Fracmont” ist jedenfalls sehr heavy ausgefallen, was der düsteren Thematik des Albums super zu Gesicht steht. Bei gewissen Songs („Urbi Et Orbi“, „Dein Wille Geschehe“) muss man, aufgrund der Heaviness, echt befürchten, dass einem die Stereoanlage durch den Boden bricht! Mir gefällt aber vor allem das breite Spektrum an Soundelementen, die auf diesem Album verarbeitet werden. Wer behauptet, dass Akustikgitarren im Death Metal nichts zu suchen haben, der hat einerseits die 90er Alben der Band verpennt und darf sich anderseits hier Anschauungsunterricht nehmen, wie man Akustikgitarren effektiv in Death Metal Songs einbauen kann. Und Akustikklampfen kommen bei der Mehrheit der Songs auf diesem Album zum Einsatz. Die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum lässt beim Anhören dieses tollen Albums auch nach dem x-ten Durchlauf keine Langeweile aufkommen. In dieser Verfassung dürfen uns Messiah gerne regelmäßig mit neuem Material versorgen. Bis dahin rotiert bei mir „Fracmont“ mit Sicherheit regelmäßig auf dem Plattenteller.

Wertung: 9/10
Autor: Steph Bachmann