METAL INQUISITOR – panopticon

Kaum eine andere Band aus heimischem Lande verkörpert wohl den traditionellen Heavy Metal wie die Recken von Metal Inquisitor aus dem beschaulichen Koblenz. Seit nunmehr 20 Jahren begeistert das Quintett mit seinem Old School Heavy Metal die Metalgemeinde nicht nur in Deutschland, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus. Die teils sehr umtriebigen Musiker, die beispielsweise das europäische Line-up von Metallucifer verstärken, sind immer für einen Plausch und ein Bier an der Bar zu haben, wenn man sie mal auf einem Konzert oder Festival trifft. Als Norddeutscher hat man leider doch eher selten das unstrittige Vergnügen, die Inquisitoren, wie sie liebevoll von ihren Fans genannt werden, live zu sehen. Dafür muss man schon mal ein paar Kilometer fahren. Das letzte Mal, dass ich die Jungs live erleben durfte, war auf der 2018er Ausgabe des Headbangers Open Airs, wo sie bei unmenschlichen Temperaturen ein Metal Feuerwerk der Extraklasse abfeuerten.

Nun ist der letzte Longplayer “Ultima Ratio Regis” auch schon wieder fast stolze fünf Jahre alt. Zeit also, die Fangemeinde mit etwas Neuem zu beglücken. Das geschieht dieser Tage mit “Panopticon”. Neun Songs feinsten, klassischen Heavy Metals werden der Welt hier um die Ohren gehauen. Von Beginn an merkt man, was die Jungs für einen Spaß dabei haben und dass sie heiß auf was Neues sind. Die Saitenfraktion weiß wie immer auf ganzer Linie zu überzeugen. Immer wieder wird in eingeschobenen Soli beachtlich gezeigt, was die beiden Gitarristen technisch drauf haben. So etwa zu hören in “Change Of Front”, wo das Ganze in einem Gitarrenbattle gipfelt.

Frontsympathisant El Rojo ist wie gewohnt bestens bei Stimme und haut die Melodien in seinem unverwechselbaren Stil raus. Melodie ist auch gleich das nächste Stichwort. Die Inquisitoren haben es einfach drauf, jedem Song ihren eigenen, über die Jahre geprägten Sound glaubhaft rüber zu bringen. Hört euch einfach “Beyond Nightmares” an und ihr wisst sofort was ich meine. Mein nächstes Highlight ist “Shock Tactics”. Das Tempo wird etwas angezogen, ohne aber die bereits erwähnten Melodien zu vernachlässigen – geile Nummer. “Re-Sworn The Oath” ist eine fast achtminütige epische Hymne, die durch ihren treibenden Rhythmus und teils fast schon seichten Klängen im Midtempo heraussticht. Sehr abwechslungsreich und einen erstklassigen Spannungsbogen, den Metal Inquisitor hier erschaffen haben. Auch dieser Track ist gespickt mit interessanten Details, die bereits beim ersten Durchlauf ihre Wirkung entfalten und für den einen oder anderen Aha-Effekt sorgen.

Das Quintett zeigt eindrucksvoll, wie man modern und frisch klingen kann und dabei trotzdem oldschool. “Panopticon” ist ein Album, auf das sich das Warten definitiv gelohnt hat. Jetzt schon eines meiner persönlichen Jahres-Highlights. Eine Muss für jeden klassischen Heavy Metal Fan.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen