MILES2FALL – lower skies

Miles2Fall aus Betzdorf in der Nähe von Siegen haben das vorliegende Debüt bereits am 15. Dezember 2023 in Eigenregie veröffentlicht und gehen stilistisch in eine Richtung, die auf unserer oldschoollastigen Seite wohl tendenziell eher ein Schattendasein führt. Hinter dieser neuen Band verbergen sich erfahrene Musiker, die bereits bei Mindcrime, Grooph und Dr Death aktiv waren bzw. sind. Und diese Erfahrung spiegelt sich auf jeden Fall in der Professionalität wider, mit der die Jungs zu Werke gehen. Insgesamt kann man die Mucke wohl am ehesten als Modern Metal bezeichnen, wobei die Bandbreite recht weit gefächert ist und verschiedene musikalische Einflüsse in sich vereint. Es gibt viel Groove, deutliche Göteborg-Reminiszenzen, elektronische Synthesizer-Sounds und gelegentliche progressive Spuren, die ein erstaunlich homogenes Gesamtbild abgeben. Das erste, was beim Opener „Greater Sound“ (passend zum Titel) sofort auffällt, ist die druckvolle und transparente Produktion von Gitarrist Sascha, die durch das Mastering von niemand geringerem als the mighty Dan Swanö veredelt wurde. Das Riffing ist vertrackt, aber sehr fett. Der Gesang bewegt sich vorwiegend im cleanen Bereich und wird durch gelegentliche Shouts und Growls angereichert. Durch die leicht melancholische Grundstimmung erinnert der Song ein wenig an Nevermore, die auch im weiteren Verlauf des Albums immer wieder mal als passender Vergleich herhalten können. Gleichermaßen seien noch In Flames erwähnt, die ebenfalls immer wieder mal hörbaren Einfluss hatten. Song Nummer zwei, „My Dominion“ ist recht düster geraten und enthält ein paar coole Death Metal Growls, die zum Glück ganz klar nicht in irgendeine Core-Richtung gehen. Zusammen mit dem ersten Song ein gelungener Einstieg! Beim folgenden Titelsong bekommen die elektronischen Elemente noch etwas mehr Raum. Es gibt zwar auch recht treibendes Riffing, aber ich muss zugeben, dass ich hier doch an die Grenzen meines Musikgeschmacks stoße. Nach dem kurzen und recht aggressiven „Dead Air“ gibt es Kontrastprogramm zum restlichen Material in Form der schönen Akustik-Ballade „Distance“, bei der wir die Gastsängerin Mona Babberger hören. Die zweite Hälfte der Scheibe bewegt sich dann wieder zwischen den bereits erwähnten Stilmitteln, wobei mir das Anfangsriff des Rausschmeißers „Lost“ mit seinem 90er-Flair besonders gut gefällt. Auch die ein oder andere Hookline bleibt hängen und zeigt, dass hier in puncto Songwriting keine Anfänger am Werk sind. Insgesamt fällt mir ein Urteil in diesem Fall relativ schwer, weil mir insbesondere die Synthesizer teilweise doch ein wenig zu weit weg von dem sind, was mein Metal-Herz begehrt. Das ist aber natürlich Geschmacksache. Luft nach oben sehe ich auf jeden Fall noch beim Clean-Gesang, den ich mir etwas kräftiger und markanter wünschen würde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. „Lower Skies“ ist im Ganzen ein interessantes, abwechslungsreiches und starkes Debüt-Album. Auch wenn die Kuttenträger-Fraktion vermutlich eher weniger dazu gehören wird, haben Miles2Fall mit Sicherheit das Potenzial, eine große Zielgruppe erreichen zu können. Verdient hätten sie es allemal!

Wertung: 7,5/10
Autor: Felix Schallenkamp