MOONTOWERS – crimson harvest

Wer sich etwas mit der deutschen Szene beschäftigt, dem sind Namen wie Kratz und Kuschke ein Begriff. Ersterer hat neunzehn Jahre bei der Koblenzer Kultcombo Metal Inquisitor die Felle zerdroschen, Zweiterer ist Urgestein bei der Black / Thrash Institution Desaster. Schon mehrfach haben sich die beiden über ein gemeinsames Projekt ausgetauscht, bevor es dann im Jahre 2017 endlich soweit war. Schnell war klar, aus dem Projekt sollte eine eigenständige Band werden und so komplettieren Dommermuth von den Koblenzern Blueside und Baulig von den Thrashern Secutor das feste Line-Up. Mitte 2018 erschien dann die Moontowers 3-Track Demo „The Arrival“ und sorgte für einiges an Staunen. Dass das Quartett auch live eine Bank ist, konnte man sich beispielsweise auf dem  letztjährigen Der Detze Rockt überzeugen. Dort haben mich die vier auch zum ersten Mal wirklich in ihren Bann gezogen, als sie mir mit ihrem epischen Heavy Metal eine Gänsehaut bescherten.

Jetzt, knappe zwei Jahre nach dem Demo ist es Zeit, mit Crimson Harvest das Debüt zu präsentieren und den Siegeszug Moontowers fortzusetzen. Das Instrumental-Intro „The Foreshadowing“, entführt einen ins düstere Mittelalter und versprüht die ersten epischen Funken. Schnell merkt man, dass die Jungs eine super Chemie zusammen haben und die Riffs knallen einem nur so um die Ohren. Auch der hohe, getragene Gesang von Dommermuth passt wie die Faust aufs Auge. Im Vergleich zum Demo haben sich Moontowers besonders songtechnisch weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Stilrichtungen der einzelnen Musiker verschmelzen zu einem homogenen Schlachtenepos. Überwiegend agieren die Jungs im Midtempo mit teils doomigen Einflüssen wie etwa in „Lake Of The Dead“, der schon mächtig unter die Haut geht – genau das sind diese Gänsehautmomente, von denen ich Eingangs bereits schrieb. Authentisch und ergreifend kriecht der Song ins Ohr, bevor er uns dann zur Mitte mit einer Riffattacke ordentlich vor den Latz gibt. Die gut sieben Minuten haben einen energiegeladenen Spannungsaufbau, dass es eine wahre Freude ist. Die cleanen und kraftvollen Gesangspassagen sind sehr dominant und bilden mit den Riffgewittern der Saitenfraktion ein wirkliches Meisterwerk. Teils bluesig, teils straight, aber immer voll auf die Fresse ohne dabei zu sehr aufs Gaspedal zu treten. Sehr beeindruckend, was das Quartett hier für eine dominante Soundwand und für eine Atmosphäre auf gut fünfzig Minuten zusammen gehämmert haben. Jeder Song ein echtes Unikat, wie etwa der Nackenbrecher „Annihilator“, das düstere, knapp neuneinhalbminütige Werk „Moontowers Rise Again“ oder dem Schlusstrack „Defenders Of The Tower“ mit tiefem hallenden Gesang, der streckenweise gar an Pete Steele erinnert. Moontowers haben mit „Crimson Harvest“ einen echten Brocken an den Start gebracht, der abwechslungsreicher kaum sein könnte. Hier wird dem Hörer wirklich alles geboten, was man braucht und die Vier sollte man auf jeden Fall auf dem Schirm behalten.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen