MYSTIC PROPHECY, MOB RULES, WARRANT, GHOSTER
Essen, Turock, 12.01.2020
Was habe ich mich auf diesen Abend gefreut! Nach einem eher besinnlichen und entspannten Weihnachtsfest und einem guten Rutsch ins neue Jahr ist es endlich wieder an der Zeit, das erste Konzert in 2020 mit alten und neuen Bekannten amtlich im Essener Turock zu erleben! Und mit dabei sind diesmal auf der Bühne vier tolle und doch so unterschiedliche Bands: Die Quasi-Newcomer Ghoster, die Ur-Thrasher Warrant aus Düsseldorf, Melodic-Metal vom Feinsten von Mob Rules und der Headliner Mystic Prophecy, eine der führenden Power-Metal-Bands Deutschlands, die heute Abend ihr neuestes Werk „Metal Division“ präsentieren!
Den Anfang machen Ghoster aus Heinsberg, die mit ihrem female-fronted, eher modernen Metal mit Alternative-Einschlag etwas aus dem Rahmen fallen. Die Band wurde bereits 2014 unter dem Namen MoDo gegründet und präsentiert heute ihr neuestes Album „Through Fire“. Und sie machen ihre Sache wirklich toll! Sängerin Jenny singt sehr emotional, sauber und hat eine schöne Bühnenpräsenz. Andys Gitarrenriffs sind präzise und fett, Franks Bassläufe wummern wunderbar und Ronnies Drumming ist punktgenau und knallt. Die Songs machen Spaß, wenngleich sie nichts weltbewegend Neues sind, dennoch haben Ghoster ein sehr gutes Gespür für griffige Melodien, die man auch auf Platte gut nachhören kann. Und so kann man einige Leute im Publikum begeistern und zum Kauf am Merchstand zu einem guten Kurs bewegen. Unterstützt diese Truppe!
Mit Warrant ist danach eine absolute Kultband am Start! Wer „Cherry Pie“ oder „Heaven“ erwartet, wird nun leider bzw. zum Glück bitterlich enttäuscht werden! Die wahren Warrant kommen nämlich aus Düsseldorf und blasen uns lupenreinen Speed/Thrash der alten Schule um die Ohren! Mit „The Enforcer“ ist ihnen in den 80ern ein absolutes Kultalbum gelungen, das auch heute noch 90% der Möchtegern-Kapellen locker in den Schatten stellt. Und Tracks wie „Nuns Have No Fun“ oder „The Enforcer“ sind einfach nur Oberkult! Aber auch neuere Tracks wie aus dem „Metal Bridge“-Album knallen alles weg! Und live ist der Haufen um Ur-Mitglied und Basser/Sänger Jörg sowieso immer wieder eine Macht. Fette und pfeilschnelle Riffs, ein Wahnsinns-Drummer und natürlich Jörgs perfektes Spiel und super-sympathisches Auftreten machen dieses Trio Infernale auch heute Abend wieder zu einem fetten Highlight, das entsprechend abgefeiert wird! Und selbstverständlich darf als spezielles Show-Element auch wieder der Enforcer nicht fehlen, der immer in Kutte auftretende sowie bewaffnete und Angst und Schrecken verbreitende Henker, der zudem fleißig T-Shirts in die Menge wirft, von denen eines leider oben am Lichtmast hängenbleibt. Klasse Auftritt und immer wieder gerne! Puh! Nach so einem Gewitter muss man sich erstmal erholen und an der Theke ein kaltes Getränk zu sich nehmen. Dann mit anderen Metal-Kumpels ins Gespräch kommen und sich ein schönes neues Jahr wünschen.
Nach einer kurzen Umbaupause ist es nun an der Zeit, die Melodic-Metaller von Mob Rules zu begrüßen. Die Band aus Oldenburg gibt es nun auch schon seit gut 25 Jahren und sie konnten schon von Anfang an immer mit ihrem äußerst hochmelodischen und geschmackvollen Metal überzeugen. Auf zehn Studioalben können sie bereits zurückblicken, die allesamt sehr stark sind, doch leider ist ihnen der große Erfolg bislang noch nicht ganz gegönnt worden. An der Qualität der Songs und der Live-Auftritte liegt es jedoch nicht, wie auch ihr letztes Live-Werk „Beast Over Europe“ beweist, was im Rahmen dieser „Beast Over Europe“-Tour präsentiert wird. Und so legen sie gekonnt los, hauen einen Knaller nach dem anderen raus und allen voran Sänger Klaus Dirks hat sich im Laufe der Jahre zu einem echten Super-Sänger und Entertainer entwickelt, der seinesgleichen sucht. Die Songs sind sehr abwechslungsreich und hymnenhaft, aber nie zu kitschig, wie z.B. aus dem Hause Sabaton. Auch der Rest der Band ist sehr routiniert und virtuos und der Sound lässt auch keine Wünsche offen. Und so gibt man einen schönen Best-Of Querschnitt der vergangenen Karriere zum Besten und überzeugt das Publikum auf ganzer Linie. So muss das sein!
Auf eine fast ebenso lange Karriere (die Band wurde 2001 gegründet) können nun auch Mystic Prophecy zurückblicken, die sich langsam, aber sicher mittlerweile zu einer DER Power-Metal-Bands Deutschland entwickelt haben. Und heute präsentieren sie uns ihr mittlerweile zehntes Studioalbum „Metal Division“. Nach einigen Line-Up-Wechseln der vergangenen Jahre (selbst Guitar-Virtuoso Gus G. – u.a. Firewind und Ozzy – war in den Anfangstagen mit dabei), scheint die Truppe um Bandboss und Sänger Roberto Dimitri Liapakis nun zu absoluter Konsistenz und Stärke gefunden zu haben und liefert ein absolutes Knaller-Feuerwerk an Power-Metal-Hymnen ab! Die Band wirkt absolut professionell und routiniert und speziell die neue Bassistin Joey Roxx hat sich wunderbar ins Gefüge integriert und gibt auch auf der Bühne mächtig Gas! Waren die letzten Alben „Killhammer“ und „War Brigade“ (das Cover-Intermezzo „Monuments Uncovered“ mal ausgeklammert) schon absolute Oberkracher, so haben Mystic Prophecy mit „Metal Division“ noch eins draufgesetzt. Eine Hymne jagt die andere, allen voran der Titeltrack „Metal Division“, der speedige Knaller „Eye To Eye“ oder der Feger „Dracula“. Hier erreichen wir absolutes Weltklasse-Niveau! Aber auch alle anderen Songs können voll überzeugen. Die Darbietung ist zudem sehr authentisch und mit vollem Herzblut vorgetragen. Genauso wünschen wir es uns und bekommen es regelmäßig von Mystic Prophecy serviert! Textlich bewegt man sich zwischen typischen Metal-Hymnen und eher sozialkritischen Texten, was auch sehr gut zu gefallen weiß! Am Ende passt auch eine Nummer wie „Shadow On The Wall“ von Roger Chapman sehr gut ins Konzept und Klassiker wie „Savage Souls“ runden den tollen Set ab. Ein fantastischer Headliner macht den tollen Metal-Abend jetzt schon zu einem Konzert-Highlight des Jahres!
Autor & Pics: Maurice Schreiber