NIGHT DEMON, RIOT CITY

Stuttgart, Schwarzer Keiler, 17.06.2024


Nach ihrem allerersten Abstecher nach Australien und China als Support von Cirith Ungol, beglücken uns Night Demon mit einer weiteren Runde durch Ost- und Zentraleuropa. Für diesen Teil der „Outsider“ Tournee hat man mit Riot City einen zugkräftigen und spielstarken Support mit an Bord. Die Show in Stuttgart ist dann auch ratzfatz ausverkauft. Der Club weist ein Fassungsvermögen von ca. 150 Personen auf, so dass man sich auf einen intensiven und heißen Abend freuen darf. Direkt am Berliner Platz gelegen, ist die Location mit der Straßenbahn vom Stuttgarter Bahnhof aus sehr gut zu erreichen.

Als ich gut 30 Minuten vor Showbeginn am Schwarzen Keiler eintreffe, ist der Club noch nicht mal zur Hälfte gefüllt. Als Riot City dann aber loslegen, ist die Mehrheit der Zuschauer bereits zugegen. Dementsprechend sind die Temperaturen im Club schon nahe am Siedepunkt. Riot City sind eine jener jüngeren Bands, die ich seit ihren Anfängen verfolge, und eine Combo, die ich sehr mag. Ich habe die Band aus Calgary erstmals beim „Frost & Fire III“ in Ventura im Oktober 2017 live gesehen. Damals agierte die Band noch als Quartett mit Gitarrist Cale Savy hinter dem Mikrophon. Mir ist dieser Gig in Kalifornien nachmittags um 16:00 Uhr prägend in Erinnerung geblieben, weil mich das Songmaterial der Band sofort fesseln konnte. Als ich die Band dann zwei Alben später letztes Jahr beim „Up The Hammers“ in Athen wieder live gesehen habe, hatte sich einiges getan. Bekanntlich hat in der Zwischenzeit Jordan Jacobs das Mikro übernommen, und Cale konzentriert sich auf die Gitarre. Andererseits ist die Band deutlich bühnenerfahrener geworden und es macht noch mehr Spaß, den Kanadiern zuzusehen.

Beim heutigen Gig macht die Band alles richtig, tritt tight, sympathisch und spielfreudig auf, und knallt dem Publikum eine echt geile Setlist um die Ohren. Sänger Jordan ist dabei das entscheidende Element. Er platziert die markdurchdringenden Schreie zielgerecht und trifft jeden Ton. Ich würde ihn zwar gerne häufiger richtig singen statt „nur“ schreien hören, er macht allerdings eine sehr gute Falle und agiert auch als stilsicherer Frontmann, der das Publikum jederzeit im Griff hat. Man merkt schnell, dass der berühmt berüchtigte Funke zügig von der Band auf’s Publikum und zurück springt, sind doch einige Fans heute auch wegen Riot City gekommen. Von Anfang an singt die Meute leidenschaftlich mit und in jeder Songpause werden „Riot City“ Sprechchöre skandiert. Die beiden Alben „Burn The Night“ (2019) und „Electric Elite“ (2022) werden gleichberechtigt mit je vier Songs berücksichtigt, wobei die Doublette bestehend aus „Tyrant“ und dem endgeilen „Eye Of The Jaguar“, der Opener des aktuellen Albums, den offiziellen Set fulminant beschließen. Die angestachelte Stuttgarter Fanschar lässt die Band jedoch nicht so schnell ziehen und bittet die Ahornblätter für eine Zugabe nochmals auf die Bühne. Als die Band dann das Grim Reaper Cover „See In Hell“ in die Meute feuert, brennt der Schwarze Keiler lichterloh. Das Publikum singt nochmals leidenschaftlich mit und hätte im Anschluss gerne noch einen weiteren Song gehört, Riot City müssen jedoch Platz machen für Night Demon. Damit geht ein toller Gig vor einem enthusiastischen Publikum zu Ende und Night Demon müssen sich schon etwas strecken, um an die Darbietung der Kanadier heranzukommen.

Setlist: The Hunter; Steel Rider; Beyond The Stars; Ghost Of Reality; Warrior Of Time; Burn The Night; Tyrant; Eye Of The Jaguar; See You In Hell.


Nach dem obligaten „Night Of The Demon“ von der NWoBHM Legende Demon ab Band und dem „Prelude“ Intro des aktuellen Albums, legen die drei Venturianer mit dem Titelsong „Outsider“ gewohnt energiegeladen los. Bekanntlich spielen Night Demon auf dieser Tour das „Outsider“ Album am Stück, so dass die ersten 35 Minuten keine Überraschung beinhalten, aber musikalische Qualität garantieren. Das Album ist nun über ein Jahr alt, und auch wenn ich es nicht mehr so häufig höre, wie noch anfangs 2023, wird das Album nicht langweilig. Ganz im Gegenteil! Auch heute entdecke ich wieder filigrane musikalische Feinheiten in den Songs, vor allem in Armand’s Gitarrenspiel, u.a. weil ich direkt vor der Gitarrenbox in der ersten Reihe stehe und neben den Gitarren auf den Löffeln und den druckvollen Bassdrums von „Brutal Brian“ Wilson auf Wadenhöhe nicht viel anderes zu hören/spüren bekomme. Jarvis Gesang ist allerdings transparent dazu gemischt, so dass ich seinen guten Gesang auch genießen kann. Das von Riot City optimal angeheizte Publikum geht von Anfang an super mit, so dass kein Abfall der super Stimmung im Vergleich zum Support Act wahrgenommen werden kann. Night Demon schaffen es Dank ihrer treuen Fans, der kanadischen Dampfwalze, noch einen oben drauf zu setzen. In jeder Songpause, werden „Night Demon“ Sprechchöre angestimmt, was die Band mit Wohltat zur Kenntnis nimmt. Nach dem tollen „The Wrath“, welches das „Outsider“ Konzept beschließt, verlässt Brian während dem längeren, brillant gespielten instrumentellen Ende des Songs, die Bühne. Übergangslos folgt das „Intro“ zu „Welcome The Night“, gefolgt vom Hauptsong, den das Trio mit einer unbändigen Energie und unnachahmlicher Spielfreude ins Publikum ballert. Im Vergleich zum Headliner Set an der Warm-up Show des diesjährigen „Up The Hammers“ Festivals in Athen gibt es nur eine kleine Änderung in der Setlist. Ich hätte natürlich nichts einzuwenden gehabt, wenn meine ultimativen Favoriten („Vysteria“, „Are You Out There“ oder „Curse Of The Damned“) zum Zuge gekommen wären. Alles in allem kann man sich aber bezüglich der Setlist nicht beschweren, werden doch Songs aus allen Phasen der Diskographie berücksichtigt. Mit „Black Widow“ schafft es dann doch eine kleine Überraschung in die Setlist und es wechseln sich geile Songs der ersten beiden Alben nahtlos ab, bevor das obligate „Darkness Remains“ den offiziellen Set beschließt. Das Publikum fordert natürlich nach Zugaben, auch wenn das Wasser mittlerweile fast von der Decke tropft. Die Band beantwortet die Zugabenforderung mit einer fulminanten Triplette, bestehend aus „Heavy Metal Heat“, „The Chalice“ und dem Evergreen und Bandhymne „Night Demon“. Bei letzterem begeben sich Jarvis und Armand ins Publikum, um sich durch die Fanreihen zu rocken, wodurch ein legendärer Gig viel umjubelt zu Ende geht. Night Demon zeigen in beeindruckender Art und Weise wie man ein hungriges Publikum zufriedenstellt. Das ist Heavy Metal in Reinkultur, was niemanden unzufrieden zurück gelassen haben dürfte.

Setlist: Prelude; Outsider; Obsidian; Beyond The Grave; Rebirth; Escape From Beyond; A Wake; The Wrath; Welcome To The Night; Black Widow; Screams In The Night; Dawn Rider; The Howling Man; Full Speed Ahead; Darkness Remains; Heavy Metal Heat; The Chalice; Night Demon.

Nach dem Gig sind Armand, Jarvis und Brian wie gewohnt für Fotos und Unterschriften verfügbar. Da ich heute in Stuttgart übernachten werde, muss ich auch nicht gleich los, so dass das eine oder andere Bier noch verhaftet wird – besten Dank an Micha für das mitgebrachte Eigenbräu! Nachdem ich dem Tross noch beim Einladen des Equipments geholfen habe, verabschiedet man sich mit der Gewissheit sich morgen in Aarau (Schweiz) zu einer Neuauflage, allerdings vor leider deutlich weniger Publikum, wieder zu sehen.

Autor & Pics: Steph Bachmann