NIGHT DEMON, TOLEDO STEEL
London (UK), Cart & Horses, 28.07.2025
London Take Over Part 2:
Die heutige Show ist der eigentliche Grund, weshalb ich nach London gekommen bin. Einerseits spielen Night Demon das Debütalbum „Curse Of The Damned“ am Stück. Andererseits findet die ganze Chose im Cart & Horses, dem Geburtsort von Iron Maiden, statt. Das Cart & Horses gibt es seit sage und schreibe 1880 (!) und Iron Maiden (sowie die Vorläuferbands) spielten hier zwischen 1975 und 1978 ihre ersten Shows. Dementsprechend ähnelt das Pub einer Ansammlung von Iron Maiden Reliquien (signierte Alben, Fotos etc.), und man kann den Spirit der Frühphase der NWoBHM richtiggehend fühlen. Das Pub ist zu Fuß in knapp zehn Minuten von Stratford Internation Station (zehn Minuten per Metro von St. Pancreas) oder in ca. 15-20 Minuten vom London Stadium (der Heimstätte von West Ham United) gut zu erreichen. Ein cooler Ort, den man als Metal Head bei einem Besuch in London unbedingt anpeilen sollte. Die Küche des Pubs ist sehr gut und Gerichte wie „Chicken Of The Damned“ zaubern einem schnell ein Schmunzeln ins Gesicht. Zudem verkauft das Pub eigens von Derek Riggs entworfene T-Shirts, die zwar nicht ganz günstig sind (27,5 GBP), aber echt cool aussehen. So viel Geschichte und Tradition der Pub Teil des Cart & Horses aufweist, so modern kommt der Live Club im Keller unter dem Pub daher. Das Cart & Horses hat ein Fassungsvermögen von etwa 100-120 Besuchern. Top Sound und super Lichtverhältnisse und eine Klimaanlage erwarten den Besucher. Zudem darf man die Bühne heute auch als eine solche bezeichnen. Im Helgi’s gestern war die Bühne eine 15 cm Erhebung am Ende des Clubs. Leider verirren sich auch heute weniger als 50 Nasen in den Club. Das Zuschauerinteresse ist allerdings der einzige negative Punkt am heutigen Tag, präsentieren sich beide Bands in top Form, und vor allem Night Demon hauen heute einen Set raus, wie ich ihn selten von ihnen gesehen habe.
Toledo Steel spielen dieselbe Setlist wie am Vortag, verzichten aber am Schluss auf das kultige „Children Of The Damned“ Cover. Im Club sind wie gestern vielleicht nur 10-15 Nasen zugegen, was Toledo Steel aber nicht davon abhält, einen noch besseren Set als gestern abzuliefern. Die besseren Sound- und Lichtverhältnisse lassen uns den Gig besser genießen als gestern. Man kann die Musik der Band mögen oder auch nicht. Die Qualität der vier Musiker ist aber unbestritten. Vor allem die Stimme von Sänger Rich gefällt mir sehr gut. Wie gestern trifft er jeden Ton. Klampfer Tom’s Matte ist permanent in Bewegung und das Grinsen bekommt er heute nicht mehr aus dem Gesicht. Leidenschaft pur! Generell ist die tighte Bandperformance aufgrund des perfekten Sounds heute besser erkennbar, die Darbietung aufgrund des tollen Lichts umso angenehmer zu genießen. Auch im zweiten Anlauf gefallen mir „Inside The Arena“ und „Another Chance To Fall“ von den neuen Songs am besten. Die Vorfreude auf das neue Album steigt jedenfalls von Takt zu Takt. Vielen Dank an Toledo Steel für die Support Rolle bei diesen zwei Shows und dafür, dass sie die Backline gestellt haben. Das war die Grundlage dafür, dass Night Demon überhaupt in der Lage waren, diese zwei London Shows zu spielen. Es ist cool zu sehen, dass der Heavy Metal Underground, in Zeiten in denen die Menschheit immer weiter auseinander driftet, weiterhin zusammen hält. Metal On Metal!
Setlist: Speed Killer; Rock Nights; Electrify The Night; Writing’s On The Wall; Visions In The Fire; In The Line Of Fire; Inside The Arena; Another Chance To Fall; Toledo Steel.
Heute fällt zwar nicht der Startschuss zu dieser kleinen Tour, aber es ist der erste Abend an dem „Curse Of The Damned“ auf europäischem Boden am Stück gespielt werden soll. Die Bühne ist mit den Reliquien (Kerzen, Black Bible etc.) des Albumcovers dekoriert, welches als Backdrop hinter dem Drumkit thront. Auch wenn „The Chalice“ in der Setlist fehlt, hat Bandmaskottchen Rocky heute doch seinen Auftritt. Während dem „Riddle Of Steel“ Intro kommt Rocky auf die Bühne, zückt einen Dolch und entflammt dadurch die rot leuchtenden Augen des Killers auf dem Backdrop hinter dem Schlagzeug. Kurz darauf startet das Trio mit „Screams In The Night“ in ihren 75 minütigen Set. Fast drei Jahre lang habe ich die Jungs bekniet, „Curse Of The Damned“ wieder in den Liveset aufzunehmen, bisher erfolglos. Heute komme ich endlich wieder in den Genuss einer Liveversion dieses tollen Songs. Mit „Satan“ folgt ebenfalls ein selten live gespielter Song, bevor man eine eher bekannte Triplette aus „Full Speed Ahead“, „Howling Man“ und „Heavy Metal Heat“ ins Publikum feuert. Ich kann mich nicht daran erinnern, die restlichen vier Songs des Albums je live gehört zu haben. Bei „Killer“ kommt der Maskenmann vom Albumcover mit der entsprechenden Axt auf die Bühne und markiert posend sein Revier. „Save Me Now“ beendet das „Curse Of The Damned“ Playthrough, welches ein super tolles Erlebnis war. Im Anschluss kommen andere, mittlerweile eher selten live gespielte Stücke, zum Zuge. Bei „Maiden Hell“ sorgt Javis für den Lacher des Abends, vergisst er doch den Text zu Songbeginn („Do You Remember Tomorrow Today“), so dass man den Song nach wenigen Takten abbricht. Jarvis nimmt’s mit Humor, auch wenn er im Laufe des Abends vom Rest der Band und von der Crew den einen oder anderen Seitenhieb deswegen einstecken muss. Auf der Bühne kommt er zum Mikro und meint: „Maiden müssen uns verflucht haben, dass wir an ihrem Geburtsort einen Song über Maiden spielen“. Gute Reaktion!
Im zweiten Anlauf klappt es dann, und Night Demon hauen eine brutale Version ins Cart & Horses. Klampfer Armand fällt dabei fast in Brians Schlagzeug. Die Band ist definitiv heiß heute, mehr als für gewöhnlich, auch wenn das schwer vorstellbar ist. „Ritual“ war in jüngerer Vergangenheit auch immer wieder mal ein Jokersong in der Setlist, aber „Stranger In The Room“ habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr live gehört. Der gewohnt coole, eher ruhige Rausschmeißer „Darkness Remains“ beschließt den offiziellen Teil des Sets. Der Zugabeteil wird von einer ultimativ genialen Coverversion von Maidens Klassiker „Killers“ eröffnet. Wie geil ist das denn? Am Geburtsort von Iron Maiden einen Song von ebendiesen zum Besten zu geben. Und das in dieser Intensität. Sackstark. Gestern eine tighte Version von „Black Sabbath“, heute eine endgeile Version von „Killers“. Hammer! Diese Band kann einfach alles spielen. Nach Jarvis‘ Dank an das wiederum nur spärlich erschienene Publikum, beendet „Night Demon“ diesen legendären Gig. Nachdem ich mich in den letzten zwei Jahren immer wieder mal über die gleichbleibende Setlist auf den Tourneen beklagt habe, gibt’s heute definitiv nichts zu meckern. Mein 25. Gig der Band ist definitiv ein denkwürdiger, der mir in sehr guter Erinnerung bleiben wird. Ein von A bis Z endgeiler Abend, mit dem einzigen Manko des zu geringen Publikumsaufmarsches.
Setlist: Riddle Of Steel (Intro); Screams In The Night; Curse Of The Damned; Satan; Full Speed Ahead; Howling Man; Heavy Metal Heat; Livin Dangerous; Mastermind; Killer; Save Me Now; Maiden Hell; Ritual; Stranger In The Room; Darkness Remains; Killers; Night Demon; Lookin‘ Out For No. 1 (Outro).
Nach dem Gig begeben wir uns zurück in den Pub im oberen Bereich, um noch ein paar Biere zu verhaften. Leider werden wir dort dann relativ schnell hinaus komplementiert. Trotz des schnellen Abschieds aus dem Pub, bin ich glaube ich noch nie per Handschlag vom Chef der Location verabschiedet worden. Die spinnen zwar, die Briten, aber sie tun es mit Stil. Nachdem wir Night Demon noch geholfen haben, ihr Equipment auf zwei Uber zu verteilen, endet ein genialer Konzertabend in den früheren Morgenstunden in West Ham. Die Reise nach London hat sich definitiv gelohnt. Ich habe zwei tolle Shows in coolen Locations gesehen. Und da Night Demon zwischen den zwei London Shows ausnahmsweise nicht zum nächsten Ort hetzen mussten, hatten wir deutlich mehr Zeit abzuhängen, den einen oder anderen Drink zu verhaften und die Seele baumeln zu lassen. Danke Jungs für diese zwei tollen Shows!
Autor & Pics: Steph Bachmann