NIGHT DEMON, TOLEDO STEEL

London (UK), Helgi‘s, 27.07.2025


London Take Over Part 1: Als Night Demon die „London Take Over“ Konzerte im Zusammenhang mit der kurzen Tour zum zehnjährigen Jubiläum des Debüt Album „Curse Of The Damned“ ankündigten, war mir klar, da muss ich hin. Interessanterweise fand mein letzter London Abstecher im Mai 2018 statt, als ich u.a. mit Tino und Joxe zum „Frost & Fire London“ gepilgert bin. Lustigerweise spielten dort auch Toledo Steel, die nun auch für diese zwei Gigs als Opener fungieren sollten. So schließt sich für mich quasi der Londoner Kreis. Don’t Break The Circle … Das Helgi’s ist ein recht cooler, obskurer Metal Club im Nordosten Londons. Das Fassungsvermögen dürfte nach eigener Einschätzung bei deutlich unter 100 Besuchern liegen. Der Barbereich ist mit Metal Reliquien und okkulten Gegenständen dekoriert. Zudem steht neben dem Tresen ein gute gefülltes Schallplattenregal. Nach dem Tod von Ozzy Osbourne ein paar Tage zuvor läuft nur Musik, bei der Ozzy das Mikro geschwungen hat. Das ist zwar cool, aber auf die Dauer doch etwas eintönig. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich die Mehrheit der Songs, die da zelebriert werden, teils seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe. Die Bar wird von vier teils leicht bekleideten „Schönheiten“ bedient. Das Lager-Bier heißt hier treffend ‚Satan’s Juice‘ und schmeckt ganz anständig. Der hintere Teil des Helgi’s ist ein kleiner, aber recht feiner Club, mit eigener kleiner Bar. Die Lichtverhältnisse sind allerdings für jeden Fotographen eine Herausforderung. Toledo Steel starten kurz nach 19:30 Uhr mit „Speed Killer“ vom 2012er Demo (der Song ist auch auf der zweiten EP „Zero Hour“ zu finden) in ihren knapp 45 minütigen Set. Im Club sind vielleicht 10-15 Nasen zugegen, was Toledo Steel aber nicht davon abhält, mit viel Druck und Energie ihre Musik zum Besten zu geben. Nahtlos macht das Quartett, welches seit 2013 in dieser Konstellation zusammen musiziert, mit „Rock Nights“ vom 2018er Debüt Album „No Quarter“ kompromisslos weiter. Ein neues Album, welches 2026 erscheinen soll, ist in der Mache und so kommen wir in den Genuss, gleich vier neue Songs um die Ohren geknallt zu bekommen. „Electrify The Night“, ein bandtypischer Rocker, ist der erste neue Song, der mir recht gut gefällt, sich aber als der für mich schwächste der neuen Songs herausstellen sollte. Weiter geht’s mit „Writing’s On The Wall“ vom zweiten Album „Heading For The Fire“ (2021) und „Visions In The Fire“, einem weiteren Song vom ersten Album. Im Anschluss spielen die vier Briten aus Southampton drei neue Stücke in Folge. Wer Toledo Steel mag, der wird das neue Album lieben, denn die neuen Songs sind echt stark, und v.a. das schnelle „Inside The Arena“ wie auch das eingängige „Another Chance To Fall“ wissen zu gefallen. Der Refrain von letzterem Song habe ich heute noch im Kopf, was sicherlich ein gutes Qualitätsmerkmal darstellt. Mangels Handtüchern auf der Bühne nutzt Drummer Matt mehrfach das Back Drop dazu, sich den Schweiß von seiner Stirn zu wischen. Die eingängige Bandhymne „Toledo Steel“ beendet einen guten Set, der durch eine tolle Coverversion von Black Sabbath’s „Children Of The Grave“ als Zugabe schön abgerundet wird. Interessanterweise ist dies der einzige Song, bei dem Basser David – ein Doppelgänger des jungen Geezer Butler – seine lange Matte amtlich fliegen lässt. Eine tolle Coverversion und ein guter Start in den Abend, der deutlich mehr Publikumszuspruch verdient gehabt hätte.

Setlist: Speed Killer; Rock Nights; Electrify The Night; Writing’s On The Wall; Visions In The Fire; In The Line Of Fire; Inside The Arena; Another Chance To Fall; Toledo Steel; Children Of The Grave.


Diese zwei Night Demon Shows in London werden ein wenig zu einer „Pleiten, Pech und Pannen“ Show, wobei die Band nur teilweise für die Missgeschicke verantwortlich ist. Beim Transfer vom Burning Q Festival geht auf dem Flug von Amsterdam nach London Jarvis‘ Bass verloren, was Jarvis dazu zwingt, mit einem fremden Instrument, dazu noch einem 5-seitigen Bass von Toledo Steel, zu spielen. Wer Jarvis‘ Ansprüche und perfektionistische Art kennt, weiß, wie unwohl er sich dabei gefühlt haben muss. Nichtsdestotrotz merkt man in der musikalischen Qualität des Night Demon Sets nichts von diesen Missständen. Heute wird das aktuelle Album „Outsider“ wiederum am Stück dargeboten, so dass das Trio aus Ventura nach dem obligaten „Night Of The Demon“ Intro, eben dieses aktuelle Album in gewohnt souveräner und energiegeladener Manier zum Besten gibt. Aufgrund der limitierten Platzverhältnisse auf der Bühne können Javis und Armand sich kaum kreuzen, was Armand aber nicht davon abhält, seine Energie auf seiner Bühnenseite loszuwerden. Dafür, dass er mir vor dem Set noch geklagt hat, auf der Suche nach seiner Energie zu sein, lässt er ganz schön einen vom Stapel. So packt er einen Fan in der ersten Reihe kurz am Kragen, schüttelt ihn durch und lässt ihn (widerwillig) wieder los. Sobald Elektronen durch seine Gitarre fließen, wird der Kerl zum Tier. Das „Outsider“ Album wird auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig und soll eigentlich immer am Stück genossen werden, so wie heute im Helgi’s. Nach diesen ersten gut 30 Minuten greift die Band dann auf die Klassiker zurück. Nach dem obligaten „Welcome To The Night“ kommt eine super coole Version von „Black Widow“, einem meiner Lieblingssongs, wieder live zum Zuge. Wenn man als Fan den gewohnten Lauf des Sets erwartet, bekommt man nach dem Intro zu „Howling Man“, statt dem erwarteten Song als Überraschung eine unglaublich geile Version von „Black Sabbath“ um die Löffel geknallt. Jarvis kommt dabei den Originalvocals des Madmans (RIP Ozzy) sehr nahe. Respekt vor dieser Gesangsleistung! Hammergeil! Ich bin mir sicher, dass Ozzy’s Geist im Helgi’s anwesend war, und dass er frohlockt hat. Als Night Demon im Anschluss mit „The Howling Man“ weitermachen wollen, kommt endlich Jarvis‘ verlorengegangener Bass im Helgi’s an. Schnell wird das Instrument austauscht, so dass die Band die letzten drei Songs des Sets ohne Komplikationen absolvieren kann. Jarvis ist heute außergewöhnlich kommunikativ in der Interaktion mit dem Publikum, und lässt das eine oder andere bemerkenswerte Statement fallen. Nach einem fulminanten „The Chalice“, bei dem Bandmaskottchen Rocky wiederum die Bühne entert, beschließt das Trio diesen Abend mit dem gewohnten „Night Demon“, ohne jemanden der vielleicht nur 30 (!) Anwesenden enttäuscht zurück zu lassen. Night Demon können allen möglichen Widerständen trotzen, ohne dabei aus der Fassung zu geraten. Die Widrigkeiten des heutigen Sets meistert die Band souverän. Da merkt man die Erfahrung von mehr als 900 gespielter Konzerte. Ich habe die Darbietung des kompletten „Outsider“ Albums schon mehrfach in den letzten Jahren erlebt. Von daher findet für mich das eigentliche Highlight dieser zwei London Shows morgen statt.

Setlist: Prelude; Outsider; Obsidian; Beyond The Grave; Rebirth; Escape From Beyond; A Wake; The Wrath; Welcome To The Night; Black Widow; Dawn Rider; Black Sabbath; Howling Man; The Chalice; Night Demon.

Nach dem Gig begeben wir uns in den vorderen Teil des Helgi’s, um in einer französisch-deutsch-schweizerischen Allianz zusammen mit Night Demon noch den einen oder anderen Satan’s Juice zu uns zu nehmen, und um zu Klängen von Ozzy & Co über Gott und die Welt zu philosophieren. Solltet ihr Euch je ins Helgi’s verirren, müsst ihr Euch unbedingt die Klos im Keller anschauen. Die „interessanten“, nicht jugendfreien Fotocollagen an den Klowänden sollte man sich nicht entgehen lassen…

Autor & Pics: Steph Bachmann