NIGHT DEMON, TRAVELER

Freiburg, Artik, 10.10.2024


Ich für meinen Teil kann Night Demon nicht genügend oft live sehen. So stellt der heutige Gig in Freiburg bereits meine fünfte Night Demon Show dieses Jahr und meine 20. insgesamt dar. Die meisten Konzerte der Band habe ich fern der Heimat gesehen (8x Deutschland, 3 Griechenland, 3x USA und je 1x Dänemark und England), lediglich vier Gigs habe ich in der heimischen Schweiz bisher besuchen können. Für die heutige Show muss ich allerdings nicht weit anreisen, liegt Freiburg doch nur gut 60 km nördlich von Basel. Da heute Night Demon Drummer „Brutal Brian“ Wilson (wird 28) und Traveler Gitarrist Matt Ries (wird 37) Geburtstag haben, gibt es neben meiner „Jubiläumsshow“ noch weitere Gründe, mit den Jungs anzustoßen. Leider verlieren sich nur gut 100 zahlende Zuschauer heute Abend ins ArTik, was beide Bands jedoch nicht davon abhält, die Hütte musikalisch richtig abzubrennen. Traveler aus Calgary (Kanada) verfolge ich seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum (2019). Neben Smoulder sind Traveler eine jener Bands, die ich am – aufgrund der aufkommenden Pandemie – kurzfristig abgesagten ‚Up The Hammers‘ Festival im März 2020 eigentlich das erste Mal hätte live sehen sollen. Meine Livepremiere der Band wird nun gut 4,5 Jahre später endlich nachgeholt. Leider habe ich die musikalische Entwicklung des Quintetts während der Pandemie etwas aus den Augen verloren, so dass ich die letzten beiden Veröffentlichungen „Termination Shock“ (2020) und das aktuelle Album „Prequel To Madness“ (2024) verpasst habe.

Glücklicherweise legt die Band heute eine sehr sympathische und überzeugende Darbietung auf’s Parkett, so dass ich das Verpasste zumindest teilweise nachholen kann. Von der ersten Note weg haben die fünf Ahornblätter das Publikum im Griff und hinter sich. Die Setlist besteht aus einer ausgeglichenen Anzahl an Songs vom Debütalbum und dem aktuellen Album, wobei man das 2020er Werk „Termination Shock“ leider komplett übergeht. Allerdings widerspiegeln die gespielten melodischen, jedoch teils sehr speedigen Songs die Band ausgezeichnet, so dass ich an der Setlist nicht rumnörgeln will. Zudem gilt es zu beachten, dass der heute leicht kränkelnde Drummer Nolan (seit 2022 in der Band) und Basser Jake (seit 2023 an Bord) noch nicht so lange dabei sind, was eventuell die Songauswahl erklären könnte. Der brillante Sänger Jean-Pierre Abboud (JP) ist mit seiner an Rob Halford erinnernden Lederkluft und seinem dominanten Stageacting der Blickfang der Show. Seine top Gesangsleistung spricht für sich. Der Fauxpax, Freiburg als Weinheim (wo der Tross zwei Tage später Halt machen sollte), anzusprechen, sei JP verziehen. Spinal Tap sind halt überall … Was bei Traveler auffällt, sind die ausgezeichneten Backing-Vocals der beiden Klampfer Matt und Toryin, welche den Songs live viel Druck verleihen, und die doppelläufigen Gitarren, die brillant aufeinander abgestimmt sind. Die Band agiert dabei ultra tight und bestens eingespielt. Die eher im Midtempo angesiedelten Songs des aktuellen Albums ergeben einen guten Kontrast zu den schnelleren Songs des Debüts, so dass eine ausgezeichnete Mischung entsteht. Gegen Ende des Sets lassen es sich Night Demon nicht nehmen, Matt eine Geburtstagstorte zu überbringen, und das Publikum zu einem obligaten „Happy Birthday“ zu animieren. Man merkt schnell, dass sich die beiden Bands menschlich ausgezeichnet verstehen. Mit „Speed Queen“ vom Debütalbum hämmert die Band einen meiner Lieblingssongs ins gut angeheizte Publikum. Die geniale, gut siebenminütigen Speedgranate „Prequel To Madness“ des aktuellen Albums beschließt einen tollen Gig, der mir aufzeigt, dass ich diese Band nicht mehr aus den Augen verlieren darf. Bodenständige und sympathische Musiker, die das Metalherz am richtigen Fleck tragen und musikalisch immer Vollgas geben. Ich freue mich bereits auf den nächsten Tourabstecher oder Festivalauftritt, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.

Setlist: Starbreaker; Take The Wheel; Dark Skull; Heavy Hearts; Rebels Of Earth; Street Machine; Behind The Iron; Speed Queen; Prequel To Madness.


Dies ist der nun dritte und letzte Europaabstecher als Headliner für den „Outsider“ Zyklus. Im Vergleich zur Sommertour mit Riot City als Support ändert man die Setlist kaum, und hat nur einen Jokersong, den man jeweils von Show zu Show variiert. Ich weiß nicht, ob diese marginale Fluktuation damit zu tun hat, dass Drummer Brian noch nicht so lange in der Band ist. Denn mit Dusty hinter der Schießbude war man in der Vergangenheit deutlich kreativer und variabler unterwegs, was die Setlist der jeweiligen Gigs betraf. Nach dem obligaten „Night Of The Demon“ von der NWoBHM Legende Demon ab Band und dem „Prelude“ Intro des aktuellen Albums, legt das Trio mit dem Titelsong „Outsider“ gewohnt energiegeladen und druckvoll los. Bekanntlich spielen Night Demon auch auf diesem letzten Europatourabstecher als Headliner für diesen Albumzyklus das „Outsider“ Album am Stück, so dass die ersten 35 Minuten des Sets keine Überraschung beinhalten, aber wie gewohnt für musikalische Qualität garantieren. Gewohnt energiegeladen und technisch ultrasauber setzt das Trio aus Ventura dem tollen Auftritt von Traveler locker noch eins oben drauf. Die Band ist gewohnt agil, Jarvis bestens bei Stimmung, wodurch der Funken sehr schnell auf das gut aufgewärmte Publikum springt. Von der ersten Note weg steht das Freiburger Publikum hinter der Band. In jeder Songpause, werden „Night Demon“ Sprechchöre angestimmt, was die Band mit Wohltat zur Kenntnis nimmt. Nach dem tollen „The Wrath“, welches das „Outsider“ Konzept beschließt, verlässt Brian während dem längeren, brillant gespielten instrumentalen Ende des Songs, die Bühne. Übergangslos folgt das „Intro“ zu „Welcome The Night“, gefolgt vom Hauptsong, den das Trio mit einer unbändigen Energie und unnachahmlicher Spielfreude ins Publikum feuert. Heute ist „Black Widow“ der Joker Song, an anderen Tagen kommt „Empires Fall“ zum Zuge. Im Klassiker Teil knallt die Band eine Granate nach der anderen ins Publikum, bevor das obligate „Darkness Remains“ den offiziellen Set beschließt.

Das Publikum fordert natürlich nach Zugaben, welche die Band mit einer fulminanten Triplette, bestehend aus „Heavy Metal Heat“, „The Chalice“ und der Band Hymne „Night Demon“ beantwortet. Bei „The Chalice“ kommt Bandmaskottchen Rocky mit einer Geburtstagstorte für Drummer Brian auf die Bühne. Die Band unterbricht ihren Set mitten im Song (!), und Jarvis muss zuerst mit einem Feuerzeug eines Fans die Kerzen anzünden, bevor man ein „Happy Birthday“ anstimmen kann. Brian haucht elegant alle Kerzen aus und die Band steigt wieder in den Song ein, wobei sich Armand und Jarvis zuerst abstimmen müssen, wo man überhaupt wieder einsetzen will. Vor dem abschließenden „Night Demon“ bedankt sich Jarvis wie gewohnt beim Publikum für das Erscheinen und stellt eine neues Album für das kommende Jahr in Aussicht. Die Saitenfraktion begibt sich dann während „Night Demon“ wiederum ins Publikum, um sich durch die Fanreihen zu moshen, womit ein toller und viel umjubelter Gig elegant zu Ende geht. Night Demon zeigen in beeindruckender Art und Weise wie man ein hungriges Publikum zufrieden stellt. Auch wenn die Setlist etwas mehr variiert werden könnte, enttäuscht das Trio ihre Anhänger nie und überzeugt immer durch Kompaktheit und musikalischer Qualität. No Bullshit, just Metal!

Setlist: Prelude; Outsider; Obsidian; Beyond The Grave; Rebirth; Escape From Beyond; A Wake; The Wrath; Welcome To The Night; Black Widow; Screams In The Night; Dawn Rider; The Howling Man; Full Speed Ahead; Darkness Remains; Heavy Metal Heat; The Chalice; Night Demon.

Nach dem Gig sind beide Bands für Fotos und Unterschriften verfügbar. Da man im ArTik immer für lau die Konzertplakate an der Kasse beziehen kann, finde auch ich noch etwas, das ich mir von beiden Bands signieren lassen kann. Der Abschied von den Jungs und dem Tourtross ist nur von kurzer Dauer, werde ich den Tourabschluss in Weinheim am Samstag ebenfalls besuchen. (Steph Bachmann)

Autor & Pics: Steph Bachmann